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Schützen & Erhalten · Dezember 2020 · Seite 9 FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ sigkeiten und Fehler an relativ einfachen Baudetails führen zu einer ungünstigeren Gebrauchsklasseneinstufung, weil sich die Feuchtebelastung erhöht und folg- lich die Ansiedlung von Pilzen möglich wird. Andersherum betrachtet: Jeder Fäulnisbefall an einer Brücke offenbart die Unfähigkeit der Konstrukteure bzw. eine mangelnde Wartung. Letzteres ist besonders verhängnis- voll, wenn gewerkefremde „Experten“ versuchen, die fäulnisträchtigen Konst- ruktionsfehler auszumerzen. So gesche- hen an einer am Biosphärenreservat und im Hochwassereinzugsgebiet der Elbe gelegene Holzbrücke (Bild 6). Es grenzt schon an eine Straftat, wenn Belagsboh- len über einem Wasserlauf ausgehöhlt und mit lösemittelhaltigem Holzschutz- mittel „geflutet“ werden (Bild 7). Auch das Abflammen der Holzoberfläche, um Myzelien am Substrat abzutöten, scheint sich bei den „Experten“ als Standardlö- sung herumgesprochen zu haben (Bild 8). Bis hierher sollte man meinen, dass es nicht schlimmer geht. Irrtum! Um die bis zu 90% geschädigten Belagsbohlen (Messbild 9) „statisch zu ertüchtigen“ (die Brücke ist für den LKW-Verkehr bemessen (!), da hierüber der Zugang für Feuerwehr und Forstfahrzeuge gewähr- leistet werden muss), wurden die Fehl- stellen mit Holzersatzmasse aufgefüllt. Nun hatte man nicht damit gerechnet, dass lösemittelhaltige Holzschutzmittel die Aushärtung der Holzersatzmasse verhindern. Bei der gutachterlichen Kontrolle konnte die ca. 14 Monate alte Holzersatzmasse in zäh-plastischer Konsistenz aus den Hohlstellen leicht entfernt werden (Bild 10). Auch weitere Fäulnisstellen am Schrammbord, an bisher nicht reparierten Belagsbohlen und einer der Schadverursacher (Bild 11) konnten diagnostiziert werden. In der Endkonsequenz wurde die Brücke halbseitig gesperrt und nur noch für be- grenzte Zeit als Fuß- und Radwegbrücke freigegeben. An einer 1993 gebauten Fuß- und Radwegbrücke (Bild 12) wurden 17 Jahre später massive Schäden an den unteren Bild 2: Trestle-Brücke aus Mammutbaumholz über dem Goat Canyon in Kalifornien (USA) Bild 3: Geländer- befestigung an einem Brücken­ träger, Quelle [2] Bild 4: Isometrische Darstellung einer Fachwerkbrücke mit optimalem Feuchteschutz, Quelle [2] Bild 5: Luftumspültes Holzwiderlager eines Brückenträgers mit Köcher- fundament, Quelle [2] Bild 6: Eine für den LKW-Verkehr bemessene und ca. 9 m lange Holzbrücke mit Brettschichtträgern

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