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Schützen & Erhalten · März 2022 · Seite 14 FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ zu massiven Schäden kommen kann, die zudem lange Zeit unerkannt bleiben. Sanierungsmöglichkeiten Im Schadensfall sind grundsätzlich 4 verschiedene Sanierungsmöglichkeiten, die durchaus miteinander kombiniert werden können, denkbar. 1. Fehlstellen der Fachwerkhölzer ausmauern Aus holzschutztechnischer Sicht ist dies einer der optimalen Lösungen. Bei einem Schwammbefall könnte man sogar auf eine Schwammbe- kämpfung verzichten, wenn im Befallsbereich sämtliche Hölzer aus- gebaut und keine neuen Holzbauteile eingesetzt werden (vergleiche DIN 68800, Teil 4, Absatz 8.2.2.2.5). Aus statischer Sicht muss jedoch die Trag- fähigkeit der Wand nachgewiesen werden, welches nicht immer gelingt. Ggf. müssten Pfeilervorlagen oder Ähnliches vorgesehen werden. 2. Fachwerk durch andere Materialien ersetzen Anstelle der zerstörten Fachwerkhöl- zer können Stahlprofile oder monoli- thisch Stahlbeton eingebaut werden (Bild 16). Auch hier kann unter Um- ständen bei einem Schwammbefall auf eine Mauerwerksbehandlung verzichtet werden. Zudem kann die Wandkonstruktion ihre ursprüngli- che Tragwirkung zurückerhalten. Der handwerkliche Aufwand ist entsprechend hoch und damit relativ kostenintensiv. 3. Einbau von neuen Fachwerk stäben Unter Berücksichtigung des kon- struktiven Holzschutzes ist dies die ungünstigste Variante. In Ausnahme- fällen kann dies, wenn ein kompletter Neuaufbau stattfindet, ausgeführt werden (Bild 17). Es werden jedoch die Fehler der Vergangenheit wie- derholt und sollten nicht durch den Einsatz von Holzschutzmitteln legiti- miert werden. Baut man neue Hölzer in eine bestehende Wandscheibe ein, so ist ein kraftschlüssiger Verbund zwischen Holz und Mauerwerk kaum möglich. Besser ist es, analog zu Bild 13, das Fachwerk vom Mauerwerk abzukoppeln und den beiden Bau- teilen eigenständige Aufgaben zu- zuordnen (Fachwerk = Tragfunktion, Mauerwerk = Wetterschutzfunktion). 4. Neuaufbau einer Wandscheibe ohne Fachwerk Nach den Vorgaben des Tragwerk- planers und unter Beachtung der Wärmeschutzanforderungen kann eine vollkommen neue Wandscheibe ohne aussteifende Fachwerkhölzer errichtet werden. Damit ist bei denk- malgeschützten Objekten jedoch der Verlust wertvoller Bausubstanz verbunden. Diese Wandkonstruktionen haben aus konstruktiver Sicht unbestreitbare Vorteile und können, sofern es zu keiner Feuchtebelastung kommt, lange bestehen. Allerdings liegt die Fehlertole- ranzschwelle sehr niedrig. Kommt es zu biotischen Schäden, ist deren Bekämp- fung kaum oder nur mit sehr hohem Aufwand möglich. Literatur: [1] Bark, Dr. Torsten „Hygrothermische Bewertung von Fachwerkwänden mit Vormauerung bei Einsatz von Innen- dämmung“ TU Cottbus-Senftenberg, Dissertation 2019 [2] DIN 68800, Teil 4 Holzschutz – Bekämpfungsmaß- nahmen gegen Holz zerstörende Pilze und Insekten und Sanierungsmaßnahmen, Ausgabe Dez. 2020 [3] WTA-Merkblatt 8-1, Ausgabe: 09.2014/D, „Fach- werkinstandsetzung nach WTA I: Bauphysikalische Anforderungen an Fachwerkgebäude“ [4] WTA-Merkblatt 8-4, Ausgabe: 04.2015/D, „Fachwer- kinstandsetzung nach WTA IV: Außenbekleidungen“ [5] WTA-Merkblatt 8-5, Ausgabe: 04.2018/D, „Fachwer- kinstandsetzung nach WTA V: Innendämmung“ [6] Ahnert, Krause, „Typische Baukonstruktionen von 1860 bis 1960“ Band I, Verlag für Bauwesen Berlin, 2000 [6] Gerner, Prof Manfred, „Entwicklung des Fachwerks in Deutschland“ ZHD Arbeitsblatt Bildernachweis: Bilder 1 bis 17: Ing.- Büro E. Flohr GmbH, Dessau Bild 16: Nach Ausbau der Fachwerkhölzer und Sicherung der Wand mittels Stahlprofile werden die Fehlstellen mit Stahlbeton ge- schlossen. Bild 17: Die Wände einer Dorfkirche werden nach komplettem Abriss in der ursprünglichen Bauweise wieder errichtet – keine optimale Lösung! Bild 16 Bild 17
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