klein_S&E_01_2022_ub
Zu den leitenden gesellschaftli- chen Herausforderungen gehört der Umgang mit den negativen Folgen meteorologischer Um- weltereignisse, wie etwa Starkre- gen, Hagel oder Hitze. Intensive Starkniederschläge können an Gewässern zudem zu Hochwas- ser führen, das Menschen mit ih- rem Hab und Gut gefährdet oder Schäden an Bauwerken verur- sacht. Das Ausmaß und die Häufigkeit solcher Umweltereignisse nehmen weltweit infolge klimatischer Ver änderungen zu. Insbesondere in Mittelgebirgslagen ist Hochwasser, neben der Überflutungshöhe, stets auch mit hohen Fließgeschwindig keiten und intensiven Geschiebe transporten verbunden. Die auf grund dieser außergewöhnlichen Einwirkungen resultierenden struk turellen Schäden an Brücken, erd und wasserbaulichen Anlagen, Stra ßen, Gleisen und Gebäuden infolge dieser Sturzfluten sind von hoher gesellschaftlicher Relevanz. Die ingenieurwissenschaftlich ge prägte Nachwuchsforschungs gruppe IRIS untersucht mit Hil fe empirischer Verfahren die Wirkungszusammenhänge zwi schen diesen Umweltereignissen und den potenziell resultierenden Schäden an bestehenden Bauwer ken. Die Ergebnisse dienen einem aktiven Akteurskreis (z. B. Fachbe hörden, kommunale Verwaltung, Praktiker) einerseits der besseren Bewältigung zukünftiger Ereignis se und andererseits der Planung und Umsetzung geeigneter und konkreter Vorsorge und Anpas sungsmaßnahmen, welche die Risi ken kommender Ereignisse wirksam reduzieren. Die Nachwuchsfor schungsgruppe besuchte 2021 die Hochwasserkatastrophengebiete in NordrheinWestfalen (Vicht, Inde, Erft), RheinlandPfalz (Ahrtal) und Sachsen (Sebnitz, Krippenbach), um im Sinne einer Feldstudie Schäden zu dokumentieren, die für die Kali brierung/Validierung ihrer Model lergebnisse dienen können (www.htwdresden.de/news/ge wappnetgegendieflut). Die Nachwuchsforschungsgruppe verwendet einen vierstufigen An satz, um die Schadensumfang bzw. die Wahrscheinlichkeit und die Fol gen eines strukturellen Versagens der oben genannten Bauwerke zu bewerten: (i) Anamnese, (ii) Dia gnose, (iii) Prognose und (iv) The rapie. Die Anamnese umfasst die Strukturanalyse bestehender Kon struktionen, die Charakterisierung ihrer Materialien sowie die Bestim mung ihres aktuellen Zustands. Die Diagnose beinhaltet die Be wertung der Schadensanfälligkeit auf der Grundlage physikalischer oder numerischer Modelle. Die an schließende Prognose nutzt einen Szenario basierten Ansatz um zu künftige Umwelteinwirkungen und Bauteilwiderstände zu beschrei ben. Die Therapie stellt Möglichkei ten der Bauwerksertüchtigung zur Verfügung, die zur Minderung der Schadensanfälligkeit und zur Ver besserung der Resilienz gegenüber Umwelteinwirkungen beitragen. Auf der Grundlage dieses vierstufi gen Ansatzes entwickelte die Grup pe ein Konzept für einen Resili enzIndex für potenziell betroffene Bauwerke. Die Nachwuchsforschungsgruppe wird durch fünf Wissenschaftler:in nen der HTW Dresden und der TU Dresden gebildet. Neben den For schungsaktivitäten sammeln die Mitglieder wertvolle Lehrerfah rungen, erwerben Führungsquali fikationen und haben Zugang zu wissenschaftlichen Netzwerken. Durch vielfältige Aktivitäten zum Wissenstransfer trägt die Nach wuchsforschungsgruppe zu wissen schaftlichen und gesellschaftlichen Diskursen zur Resilienz von Gebäu den und Infrastrukturen bei. Nachwuchsforschungsgruppe IRIS: Messung der Resilienz von Gebäuden und Infrastruktursystemen gegenüber Hochwassereinwirkungen von Dr. Sebastian Golz NEWS Informationen des Bundesverbandes Feuchte & Altbausanierung e.V. Schützen & Erhalten · März 2022 · Seite 86
RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=