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Bioaerosole sind eben das Hochdruck- reinigen aber auch ein Rausfegen von Wasser und Schlamm mit Schrubbern und Besen (3, 5). Trocknet der Schlamm an, wird es nicht besser, dann kann schon ein Windstoß reichen, eine ein- atembare Staubwolke zu erzeugen. Die Aufnahme über die Haut und Schleim- häute erfolgt sehr häufig durch mehr oder weniger große Verletzungen. Gern denken wir da an blutige Schnitt- und Stichverletzungen durch scharfkantige Gegenstände. Doch ist die Haut vom ständigen Wasserkontakt aufgeweicht oder gelangen Spritzer in die Augen, kann es auch ohne große Verletzungen zum Eindringen von Infektionskeimen kommen. Nun bleibt noch Verschlucken. Hier gilt als größter Übertragungspfad die sog. Schmierinfektion oder Hand- Mund-Kontakt. Mal als unbewusste Handlung (sich ins Gesicht fassen), mal verschmutzt ans Handy gehen. Mal die Maske ab und wieder aufsetzen oder am Ellenbogen baumeln lassen. Natürlich auch Essen ohne ausreichende Reinigung der Hände und Wechsel der Kleidung, Rauchen, Trinken… (3, 4, 5) Gefährdungen erfassen und bewerten Und hier zeigt sich eine der großen Herausforderungen zur Umsetzung von Schutzmaßnahmen. Jeder Sanierer weiß, dass diese Gefährdungen gemäß BioStoffV in einer Gefährdungsbeurtei- lung erfasst und bewertet werden und entsprechend die Schutzmaßnahmen zu planen und umzusetzen sind. So sind Biostoffe entsprechend ihrem Infektions- risiko in Gruppen eingeteilt, nachzulesen in den TRBAs 460, 464 sowie 466. Eine Zusammenfassung möglicher Biostoffe bei fäkalbelastetem Abwasser ist in der TRBA 220 (5) nachzulesen (Tabelle 2). Bei Hochwasserschäden treten weitaus häufiger Organismen der Risi- kogruppe 2 und sogar der Risikogruppe 3 auf als z. B. bei der Sanierung von Schimmelschäden. Tätigkeiten im Zu- sammenhang mit Infektionskrankheiten, die durch Krankheitserreger der Risiko- gruppe 4 ausgelöst werden, sind nach bisherigem Kenntnisstand nicht bekannt. Kommt es jedoch tatsächlich zu einem Seuchenereignis, greift die TRBA 130: Arbeitsschutzmaßnahmen in akuten biologischen Gefahrenlagen (10). Bei der Umsetzung der Schutz- maßnahmen ist nach dem TOP-Prinzip vorzugehen, also technische Maßnah- men vorab, dann Organisation und was dann noch bleibt an Risiko, ist durch die persönliche Schutzausrüstung abzumil- dern. Nun aber ist da nix mehr mit gut reinigbaren Oberflächen oder einer ge- regelten Luftführung, von technischem Gerät mal ganz zu schweigen. Bleiben organisatorische Maßnahmen: ein Platz zum Ablegen der Arbeitskleidung, ein Pausenraum, Waschmöglichkeiten… Das wäre dann gerade mal die Einhaltung der hygienischen Mindestanforderungen (4) gemäß TRBA 500. Und das mitten im Verwüstungsgebiet. Auch nicht einfach. Gut, wenn da das Rote Kreuz, das Tech- nische Hilfswerk oder auch private Initia- tiven kleine saubere Versorgungsbereiche aufbauen und Helfern die Möglichkeit zur erforderlichen persönlichen Hygiene (Wichtig! Wichtig! Wichtig!) geben. Bleibt nur die persönliche Schutz- ausrüstung. Und die muss es jetzt rich- ten. Die kann das auch. Bei korrekter Anwendung. Wiederum nichts Neues für den geübten Sanierer aber völliges Neuland für die vielen freiwilligen Helfer, die zwar wissen, was FFP2 bedeutet, jedoch nicht erahnen können, dass die Hochwassergefährdungen einen anderen Umgang erfordern. Persönliche Schutzausrüstung Bei Hochwasser- und Starkregenereignis- sen muss daher besonderes Augenmerk auf den Selbstschutz durch Benutzen einer persönlichen Schutzausrüstung gelegt werden. Es gibt mittlerweile zahlreiche Literaturquellen, die bei der Umsetzung genutzt werden können. Geeignet ist beispielsweise die DGUV I 201-028, TRGS 500 und TRBA 220 [3, 4, 5]. Die TRBA 220 ist eigentlich für Reinigungstätigkeiten an Abwasserka- nälen gedacht, kann aber sehr gut für das Thema Hochwasser herangezogen werden. So sind häufige Aufnahmewe- ge von Fäkalkeimen sowie geeignete Schutzmaßnahmen dargestellt: – Aufnahme über den Mund durch Spritzer, durch jeglichen Hand- Bild 3: Im Einsatz bewährt: FFP3-Masken mit Ausatemventil, die als Einwegprodukte nach dem Tragen zu entsorgen sind. So lassen sich bei ausreichendem Schutz vor Bioaerosolen Schmierinfektionen vermeiden. (Fotos Messal) Schützen & Erhalten · September 2021 · Seite 36 FACHBEREICHE I SCHIMMELPILZE
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