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Schützen & Erhalten · Dezember 2021 · Seite 64 Historie der Arbeitsgruppe „Schimmel auf Holz“ Seit 2016 beschäftigt sich die WTA-Ar- beitsgruppe 1.11 „Schimmel auf Holz“ mit der Erstellung eines Merkblatts zum Um- gang mit Schimmelschäden auf Holz und Holzwerkstoffen. Ausgangspunkt war, dass die Anzahl der dokumentierten Schäden sowie die Diskussion um eine fachkundige Sanierung deutlich zugenommen hatten (4, 5). Merkblätter zum Thema Schimmel auf Holz befassten sich zu diesem Zeitpunkt im Wesentlich mit Dachüberständen und beschichteten Hölzern und Holzbaustof- fen. Lediglich in den UBA-Leitfäden von 2002 und 2005 fanden sich Hinweise, dass Schimmelpilzbefälle auf Holz in In- nenräumen auch ohne Schäden am Holz prophylaktisch entfernt werden sollten (1, 2). Eine erste Bewertungs- und Sanierungs- hilfe für den Innenbereich wurde 2015 mit dem Merkblatt 02/15/S des Deutschen Holz- und Bautenschutzverband e.V. (7, 8, 9) angeboten, welches im Wesentlichen für Ausführende gedacht ist, die bereits in der Schimmelschadensanierung aktiv sind und nun auch mit Schimmel an Holzkonstruk- tionen konfrontiert werden. Auch wer sich als Holzschützer mit Fragen der Sanierung von Schimmelschäden an Holzkonstruktionen oder gar dem schim- melgerechten Konstruieren befassen will, konnte feststellen, dass die relevanten Holznormen Schimmelpilze vernachlässi- gen. Entweder, weil diese im Geltungsbe- reich der Norm direkt ausgeschlossen sind oder aber, was viel schlimmer ist, Schim- melpilze in ihren Lebensbedingungen ein- fach mit den holzzerstörenden Pilzen in einen Topf geworfen werden. Was zwangs- läufig bedeutet, dass die Lebensbedin- gungen der Schimmelpilze in den Normen falsch ein- und im Besonderen unterschätzt werden. So sind nach DIN 68800-1 Einbau- bedingungen oder Innenraumklimata zuläs- sig, welche aus Sicht der Vermeidung von Schimmelpilzschäden bereits einen mehr als kritischen Bereich darstellen und z.B. völlig mit dem Schimmelpilz-Kriterium der DIN 4108-2 bzw. dem Fachbericht 4108-8 kollidieren. Alte Probleme neu definieren Die Auseinandersetzung mit dem Thema Schimmel auf Holz wirft Fragestellungen auf, die bisher nicht oder nur unzureichend beantwortet wurden. Zwar gab es immer wieder Ansätze, die in der Literatur oder auch in den bereits zitierten Merkblättern angerissen wurden, jedoch fehlt ein roter Faden, der die wissenschaftlich-techni- schen mit den handwerklichen Fragestel- lungen verknüpft. Zu diesem Zweck hat sich Anfang 2016 die WTA-Arbeitsgruppe 1.11 gegründet, die hälftig aus Schimmelsachverständigen und Holzschützern besteht. Aber auch Bauphy- siker, Juristen, Mikrobiologen und Arbeits- schutzfachleuten sind mit von der Partie. Ebenso wurden die Holzindustrie und Holz- schutzmittelhersteller einbezogen. Ziel der Arbeitsgruppe ist es, ein Merkblatt zu schreiben. Dabei ist es nicht notwendig, einen zweiten Schimmelleitfaden für Holz oder ein neues Sanierungskontrollmerk- blatt zu schreiben. Vielmehr geht es dar- um, die signifikanten Unterschiede in der grundlegenden Betrachtung, Hintergründe und Bewertung von Schimmelschäden so- wie der Sanierung von Schimmelbefällen auf Holz herauszustellen und aus dem hohen Niveau der verfügbaren wissen- schaftlichen Erkenntnisse einfache praxis- taugliche Lösungen für den Holzschützer abzuleiten (15). Schimmel-Bläue-Moderfäule? Oder ein- fach nur holzbewohnende Pilze? Der grundlegende Unterschied in der Be- wertung und Herangehensweise bei holz- bewohnenden Pilzen zeigt sich im Umgang mit den Bläuepilzen. Die im Innenraum wie auf Holz und Holzwerkstoffen auftreten- den Gattungen können durchaus mehrere Karrieren starten. Auf der Tapete als nicht tolerierbarer Schimmel definiert, auf Holz zulässige Bläue. Einige Gattungen können zudem auch noch Moderfäule auslösen, so wird aus Schimmel per Definition ein holzzerstörender Pilz (8, 10, 12). Dieser Widerspruch ist durch geeignete Definiti- onen aufzulösen. Allerdings muss es eine praktikable Definition sein, die Nutzung, eingesetzte Materialien und mögliche Sa- nierungstechniken miteinbeziehen, ohne unnötig Rückbau zu provozieren. Besser als die vorkommenden Pilze zu systema- tisieren, ist daher der Ansatz, das Scha- densbild, d.h. die Folge einer mikrobiellen Besiedlung zu beschreiben und dann dar- auf zu verweisen, dass alle hier relevanten Vertreter der Ascomycota in der Lage sind, mit fließendem Übergang das eine wie das andere Schadensbild auszulösen. Folgen- de Definitionen werden hierzu vorgeschla- gen (12): 1. Schimmel Unter Schimmel auf Holz versteht man einen überwiegend oberflächig auftreten- den Bewuchs, der durch matten- oder ra- senartige Beläge in Erscheinung tritt. Als Folge von Schimmelpilzwachstum können Sporen und Stoffwechselprodukte an die Umgebungsluft abgegeben werden. Auf- grund des sensibilisierenden und allergie- auslösenden Potentials ist dies relevant für die Innenraumhygiene. Eine Schädigung von Vollholz erfolgt in der Regel nicht. Im Gegensatz dazu kommt es bei einigen Holzwerkstoffen vor, dass auch tiefe Ma- terialschichten besiedelt und geschädigt werden können. 2. Bläue Bläue bezeichnet die hellblaue bis schwar- ze Verfärbung im Holz aufgrund der vor- herigen Besiedlung durch Ascomycota bis in tiefere Schichten. Die zurückbleiben- den, braun gefärbten Hyphen werden vom menschlichen Auge aufgrund der Licht- brechung als blau wahrgenommen. Unter- schieden wird nach Entstehung der Bläue in Stammholzbläue (im Wald), Schnittholz- bläue (nach dem Einschnitt) sowie auf- tretender Anstrichbläue an verarbeitetem Holz. Bläue stellt üblicherweise keinen Ein- flussfaktor auf die Innenraumhygiene dar. Muss ein Bläuebefall von einem Schimmel- befall abgegrenzt werden? Im Sinne beider Definitionen ist eine zulässige Bläue immer und lediglich nur die Folge eines Befalls, ausgelöst durch im Holz zurückgebliebene Hyphen ohne Aktivität. Kommt es zu einem oberflächig auftretenden Befall, wird die- ses Schadensbild als Schimmel bezeich- Vorstellung der WTA-Arbeitsgruppe 1.11 „Schimmel auf Holz“ Schimmel auf Holz: Alte Probleme und neue Lösungen! DEUTSCHLAND INFORMATIONEN
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