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Schützen & Erhalten · Dezember 2021 · Seite 67 meter. Dennoch kann grob eine Überset- zung vorgenommen werden. So wären den holzzerstörenden Pilzen deutliche höhere Wasseraktivitäten um 0,97 zuzuordnen. Daher kann Schimmelpilzwachstum be- reits bei Holzfeuchten auftreten, die für holzzerstörende Pilze nicht ausreichen. In der Tabelle 1 ist gegenübergestellt, wie un- terschiedlich mit den Feuchteansprüchen der Ascomycota und der Basidiomycota in der Normung und Bewertung umgegangen wird. Sichtkontrolle vs. Schimmeldiagnostik Geeignete Bedingungen finden sich bei Holz und Holzbaustoffen, sobald ein Feuchteeintrag stattfindet. Nährstoffe sind grundsätzlich ausreichend vorhanden, z.B. in Form von abgelagertem Staub aber auch Klebstoffe und nicht zu vergessen das Holz selbst. Auch Schimmelpilzsporen sind bereits reichlich auf den Holzbaustof- fen vorhanden, entweder durch unsachge- mäße, ungeschützte Lagerung oder aber auch durch den Produktionsprozess bei Holzwerkstoffen (7, 8,). Also bleibt die Fra- ge, wie der Verarbeiter vor Ort entscheiden kann, ob die Materialien für den Einbau ge- eignet sind, ohne eine aufwendige Schim- melanalytik bemühen zu müssen. Hier wird vorgeschlagen, die Sicht- und Feuchtekontrolle bei Anlieferung der Bau- stoffe in den Vordergrund zu stellen. Sind erhöhte Holzfeuchte-Werte messbar, Kondensat innerhalb von Verpackungen erkennbar oder bereits Schimmelbefall sichtbar, sollte eine Annahme der Verpa- ckungseinheit verweigert werden, ein Her- aussuchen „guter“ Bretter ist nicht zielfüh- rend. Nur in Einzelfällen sollten weitere Analysen vorgenommen werden. Dabei ist aus Sicht der Arbeitsgruppe wichtig, eine Unterschei- dung zwischen einem Befall und einer Kon- tamination zu treffen. Befall muss entfernt werden, eine Kontamination wird durch Rei- nigung reduziert. Dies hat Einfluss auf die Auswahl der Sanierungsverfahren. Festge- legt wurde hierzu auch in Übereinstimmung mit dem Schimmelleitfaden (13) 1. Besiedlung und Befall Befall/ Bewuchs/ Besiedlung sind synomy- me Begriffe, welche beschreiben, dass mikrobielles Wachstum stattgefunden hat oder aktiv stattfindet und ist insbesondere gekennzeichnet durch das Vorhandensein von Myzelien und Fruchtkörpern. Der Nach- weis erfolgt entweder durch Sichtbefund (Rasenwachstum) oder durch mikroskopi- sche Analyse. 2. Kontamination Kontamination im Sinne dieses Merkblattes bedeutet eine über das übliche Maß (Hin- tergrundbelastung) hinausgehende Verun- reinigung /Verschmutzung des Materials mit Sporen und anderen Schimmelpilzbe- standteilen. Eine Vermehrung oder ein Be- wuchs findet nicht statt. Eine Schädigung des Materials liegt nicht vor. Der Nachweis kann nur mikroskopisch erfolgen. Hier hat sich herausgestellt (14), dass die Verwendung von sog. Klebefilmpräparaten ein sehr gutes, einfaches und schnelles Di- agnostikverfahren ist, um Befall und Konta- mination nachzuweisen, aber auch andere Verfärbungen, z.B. durch Salze, abzugren- zen. Sanierungsziel: Reinigung vor Rückbau Ziel der Sanierung ist es, einen Normal- zustand mit einem gesunden Wohnklima wiederherzustellen. Noch gibt es keine abschließende Festlegung, was der Nor- malzustand ist. Erste Untersuchungser- gebnisse über Hintergrundbelastungen von Bauwerken ohne Schimmelpilzbefall liegen vor, sind aber nicht allgemein anerkannt (6, 8). Dennoch können diese Werte als An- haltspunkte dienen. Am ehesten lässt sich der Normalzustand dadurch definieren, was an mikrobieller Kontamination in ei- nem vergleichbaren Raum in Alter und Nut- zung ohne Schadensereignis vorzufinden ist. Ein Schimmelpilzwachstum ist dabei grundsätzlich nicht zu tolerieren, Sporen im Rahmen einer bau- und nutzungsüblichen Hintergrundkonzentration jedoch schon. Was im Einzelnen in Rahmen der Sanierung technisch machbar und wohnhygienisch sinnvoll ist, sollte zwischen Auftraggeber und Sanierer ausführlich besprochen und festgelegt werden. Dazu wird empfohlen, das Sanierungsziel schriftlich festzulegen (3, 6, 9). Vorauszusetzen ist dabei jedoch, dass Sanierungsmaßnahmen nur dann nachhal- tig sind, wenn die Ursachen der Feuchte er- kannt und ggfs. beseitigt sowie die Feuch- tigkeit selbst beseitigt ist. In der Regel ist ein vollständiger Rückbau bei Hölzern (Vollholz) nicht notwendig, da Schimmelpilze i.d.R. nur im oberflächen- nahen Bereich vorzufinden sind und kein Eindringen/ Wachstum in tiefere Schichten stattfindet (im Gegensatz zu holzzerstören- den Pilzen). Lokal größere Schäden können durch Moderfäule, ausgelöst durch Chae- tomium spp., verursacht werden. Jedoch rechtfertigen auch diese üblicherweise kei- nen Ausbau der gesamten Holzkonstrukti- on (Vgl. auch DIN 68800-1 und 68800-4). Insbesondere bei reinen Holzkonstruktio- nen sind demzufolge oberflächenbezogene Sanierungsverfahren zu bevorzugen (12). Mit dieser Empfehlung rücken nun minimal- abrasive und reinigende Sanierungsverfah- ren in den Vordergrund: 1. Abrasive Verfahren zur Entfernung der Biomasse, immer mit einem Materialabtrag verbunden: a. Hobeln mit Hand- oder Elektrohobeln zur Erzeugung von glatten Oberflächen, Fräsen mit elektrisch betriebenen Frä- sen, wobei eine rauhe Oberfläche ent- steht sowie Schleifen mit elektrisch betriebenen Schleifgeräten (z.B. Rota- tions-, Exzenter-, Schwing-, Bandschlei- DEUTSCHLAND INFORMATIONEN

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