klein_S&E_04_2021_ub

Schützen & Erhalten · Dezember 2021 · Seite 87 rung, Konservierung, Rekonstruk- tion, Restaurierung, energetische Sanierung, Brandschutz, Akustik, Baustoffkunde, Baudiagnostik oder Energietechnik gehören zum wei- ten Feld des ‚Bauen im Bestand‘. Auch handwerkliche Fähigkeiten wie Verarbeitungstechniken oder Konstruktionsweisen sind gefragt – und am Ende steht die Frage nach der Umsetzbarkeit.“ Subsumiert könne ohne Über- treibung vom „Überraschungsei“ Bestandsgebäude gesprochen werden. Denn: „An dem Gebäude haben vorher andere Fachleuchte gearbeitet, es gibt Pläne, aber stim- men die noch?“ Dr. Messal malte das Bild des Bauens im Bestand in eher düsteren Farben: „Achtung, von Gebäudeschadstoffen haben wir noch gar nicht gesprochen und überhaupt kann es Schäden über Schäden geben. Zu guter Letzt kommen noch die Wünsche des Auftraggebers hinzu.“ Mit Augen- zwinkern stellte die Referentin die entscheidende Frage an ihr junges Publikum: „Wollt Ihr Euch das wirk- lich antun?“, um die Antwort direkt selber zu geben: „Macht das! Es ist anstrengend, aber macht Spaß.“ Jens Koch ergänzte: „Man muss auch Überzeugungsarbeit leisten können und daher findet heraus, ob dieses Gebiet etwas für Euch ist.“ Dreh- und Angelpunkt eines Praxisbeispiels bildete die Abdich- tung an einem Haus, das um 1900 gebaut und Feuchtigkeit im unte- ren Bereich des Hauses aufwies. Und auch hier stellte Dr. Messal humorvoll die Herangehensweise dar: „Oft heisst es vom Auftragge- ber, ‚können Sie mal gucken?‘ Das ist wirklich eine unheimlich kon- krete Arbeitsbeschreibung.“ Doch vor der Auftragsannahme stünde eine Vielzahl an Fragen: „Was ist die Erwartungshaltung, will jemand meine Bauleistung haben oder steckt etwas anderes dahinter? Habe ich Erfolgszwang oder bin ich in meinem Vorgehen unabhängig? Gibt es Unterlagen wie Grundrisse, Prüfbericht, Ge- bäudeschadstoffe?“ Und zu guter Letzt die Frage: „Was weiß ich jetzt - was brauche ich noch?“ Wichtig sei es, seine eigenen Gren- zen zu kennen: „Man muss nicht alles wissen, sollte aber jemanden kennen, der das, was erwartet wird, kann.“ Im weiteren Verlauf des Workshops stellte Jens Koch den Ablauf der Sanierungsmaßnah- men vor und stellte die einzelnen Schritte der Bestandsaufnahme an- schaulich mittels Fotomaterial dar. Und mittendrin wieder eine Hürde: „Wir erstellen also das Sanierungs- konzept und dann geht es los?“ So einfach sei es leider nicht, denn: „Vor der Sanierung steht die ‚Kom- petenzkeule‘ – durch die Gesetzge- bung.“ Und das wiederum sei gar nicht wenig, was da beachtet wer- den müsse. Die vielen unterschied- lich am Bau Beteiligten böten ein hohes Konfliktpotential und dann wiederum sei Krisenmanagement gefragt. Trotz der aufgezählten un- zähligen Hürden und Stolpersteine stellten Dr. Constanze Messal und Jens Koch unisono fest: „Bauen im Bestand bedeutet, sich immer wie- der neuen Herausforderungen zu stellen und das macht die Arbeit so spannend.“ Darüber hinaus, erläu- terte Jens Koch, habe das Bauen im Bestand Zukunft, „es wird weniger Neubauten geben, im Fokus ste- hen Bestandsgebäude und deren Ertüchtigung.“

RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=