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Schützen & Erhalten · Dezember 2021 · Seite 93 Rumäniens ist. Absoluter Höhepunkt der Bauge- schichte Transsilvaniens am nächs- ten Tag war sicher für alle das Schloss Peles bei Sinaia. Die na- hezu märchenhafte Ausgestaltung und die Inneneinrichtung vom Ende des 19. Jahrhunderts zeigte die vollendete Handwerkskunst in Holz, Stein und Bronze und ver- setzte alle in Erstaunen. Die Bilder sprechen für sich. Zum letzten Halt ging es dann von Transsilvanien in die Wallachei (auch ein Begriff, den uns unser Apollon erst ausführlich erklären musste und was es damit auf sich hat) und damit in die rumänische Hauptstadt Bukarest. Neben zahllosen Prachtbauten von Banken und Universitäten aus dem 19./20. Jahrhundert ragt mit Sicherheit der Parlamentspalast, das heutige Haus des Volkes, heraus. Allein mit 33.000 m² Grund- fläche, neun Geschossen über der Erde und rund 120 m (größtenteils noch unerforschten) Geschossen unterhalb der Erde, sprengt es auch im Inneren mit unendlichen Gängen und Sälen jede Vorstel- lungskraft und zeugt schon von einer Art Größenwahn. Und dieser Wahnsinn machte auch keinen Halt vor dem ehemaligem Wohnhaus des Diktators Nicolae Ceaușescu, wo so manchem un- ter uns ein flaues Gefühl ob der Lobpreisungen der jugendlichen Museumsführer über Ceaușescu und seiner Frau Elena in diesem Gebäude überkam. Für mich selbst sehr unverständlich, wie man dort diesem Stalin und Hitler gleichzu- setzenden Diktator „Ehre“ erweist. Aber wir hatten ja glücklicherweise unseren Apollon, der alles wieder ins rechte Licht rückte. Wertvoll und hochinteressant war dagegen das zuletzt besuchte Ge- bäude in Bukarest, das Haus der Architektenunion und die Gesprä- che mit seinen Erbauern. Ein ele- gantes Mini-Hochhaus aus zwei grünlichen Glasquadern ragt aus der rot- und ockerfarbenen Zie- gelfassade einer alten Villa hervor, die den Glasbau an seinem Fuß wie eine Manschette umschließt. Der Entwurf ergab sich daraus, dass die Architekten die Reste des exis- tierenden Hauses nicht abreißen wollten. Die Mauern sollten als Memorial für die Revolution 1989 stehen bleiben. Die Villa wurde da- mals angezündet, weil sie zuletzt von der Geheimpolizei benutzt worden war. Die Ruine schenkte man nach der Wende der Architek- tenunion. So fand unsere Reise einen intere- ssanten und würdigen Abschluss, eine Reise, die niemand so schnell vergessen und wohl auch den ei- nen oder anderen bewegen wird, noch einmal in dieses tolle Land zu fahren und es zu entdecken - und davon gibt es noch sehr viel. Detlef Krause „Eine Reise, die wohl niemand so schnell vergessen wird.“ Schloß Peles - außen und innen eine Augenweide der Handwerkskunst
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