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Wer soll das nur alles lesen? M it Ende des Corona-Lockdowns habe nunmehr auch ich wieder das Vergnügen des Öfteren die Republik zu durchreisen. Doch auch hier hat Corona einiges gegenüber früher verän- dert. Nicht nur die innerdeutschen Flüge Köln – Berlin, sondern auch die end- losen Stunden vor und in Deutschlands Autobahnbaustellen werden nunmehr, wann immer es möglich ist, klimabe- wusst ersetzt durch das Abenteuer Deutsche Bundesbahn. Wer Bahn fährt, erlebt viel und kann entsprechend viel erzählen. Hier würde es Seiten füllen und wäre auch eher ein Thema unseres geschätzten Glossisten. Aber was tut man, wenn man mal wieder an einem der großen Bahnhöfe gestrandet ist? Meine Lieblingsorte sind die Buch- und vor allem Zeitschriften- shops, die einen mit ihrer Fülle an bunt gedrucktem Papier geradezu erschlagen. Wer soll das nur alles lesen? Und vor allem, wer hat so viel Zeit und Muße sich derart umfassend zu bilden? Und schon sind wir beim Thema. 88 Seiten mit Mühe und zumeist mit großem Fachwissen erstellt, hoffen auch mit dieser Ausgabe erneut auf Ihre Auf- merksamkeit. Und so ist es dann eben nicht verwunderlich, dass vielen unseren Lesern die Ankündigung des diesjährigen Verbandstages, versteckt im Editorial der Ausgabe 4/2022, verborgen geblieben ist. Feststellen lässt sich dies an der großen Sorge, dieses wichtige Ereignis verpassen zu können in Form von tele- fonischen und schriftlichen Terminanfra- gen. Entsprechend empfehle ich Ihnen diesmal neben unseren Fachartikeln ganz besonders die folgenden Seiten. Denn wer zu spät kommt … In diesem Sinne Ihr Friedrich Remes I GLOSSE I I EDITORIAL I Memory, all alone in the moonlight, I can dream of the old days, la la lala la la … E rinnert sich noch jemand an den sentimentalen Gassenhauer aus dem Musical CATs, in dem sich die mittlerweile alt und räudig gewordene Grizabella in die vermeintlich schönere Vergangenheit zurücksehnt? War in der Vergangenheit wirklich alles besser, oder verklärt sich Vieles in der Rückschau? Haben die Altvorderen der Ver- bandsspitze recht damit, wenn sie sich zurückträumen in eine Zeit, als Tagun- gen noch „Familientreffen“ waren, bei denen der Austausch über persönliche Befindlichkeiten den gleichen Stellenwert genoss wie der fachliche Diskurs und die Kinder der Neuzugänge beim Galaabend auf den noch hochelastischen Knien des damaligen Präsidenten hüpften? Oder ist es dem Hocheffizienzzeit- alter, in dem wir heute leben (müssen), geschuldet, dass solche Veranstaltungen aus der Zeit gefallen sind und mit dem gleichen Ergebnis Abstimmungsergeb- nisse und Fachinformationen auch online übermittelt werden können mit einer Industrieausstellung, reduziert auf ein Werbebanner am unteren Bildschirm- rand? Technisch überhaupt kein Problem, trotz punktuellem Internet-Diaspora mit Übertragungsraten, bei denen man sich wünscht, dass die Daten besser von Postkutschen und Brieftauben befördert worden wären. Aber mal ehrlich, ein Bild des Gegenübers wird auch bei Videokon- ferenzen meist völlig überschätzt. Auch Flaschenbier aus dem eigenen Kühlschrank kann durchaus ein schlecht gezapftes Pils, rübergeschoben von einer missmutigen Thekenkraft, weit in den Schatten stellen. Aber das Gefühl, Freunde und Kolle- gen hin und wieder in den Arm zu neh- men und mit allen Sinnen zu spüren, kann digital niemals vermittelt werden. Apropos, dabei kommt natürlich auch dem Geruchssinn eine herausragende Bedeutung zu. Wem schießen beim Erschnuppern einer mehr oder weniger dezenten Knoblauchfahne nicht gleich die längst verdrängten Erlebnisse von opulenten Grillfesten ins Kleinhirn. Oder, da kann der Unterzeichner natürlich nur für sich sprechen, ver- knüpft sich nicht der Geruch von frisch gemähtem Gras mit den Bildern von aufgestellten Heugarben entlang der Wanderstrecken beim Grundschulaus- flug, oder der süße Duft verbrannten 2-Takt-Öls mit der Kreidler-Florett aus der Halbstarken-Ära, hinter sich auf der Doppelsitzbank der Schwarm aus der Parallelklasse? Allein für dieses Gefühl gebührt all den Trabbi-Fahrern der Nach- wendezeit ewiger Dank. In diesem Sinne: … wenn einem so viel Geruchsinput das Kleinhirn vernebelt, kann der eine oder andere wichtige Ge- burtstag schon mal aus dem Fokus geraten … Ihr Ralf Hunstock

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