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DEUTSCHLAND INFORMATIONEN Was sind Ihre Beweggründe, das Amt als WTA-Präsident der nationalen Gruppe Niederlande/ Flandern zu bekleiden? Für mich bedeutet es, dass ich eine her- vorragende Möglichkeit habe, Teil eines Netzwerks in einem wichtigen Bereich zu sein, in dem starke Beziehungen notwendig sind. Ich meine die Beziehungen zwischen der wissenschaftlichen und der prakti- schen Welt. Ich fand und finde es immer wichtig, Teil dieser Gemeinschaft zu sein und das Netzwerk weiterzuentwickeln und die Ziele, für die es steht, sowohl national als auch international zu unterstützen. Werden die Anliegen der WTA Internatio- nal ausreichend berücksichtigt? Die WTA sollte ein Bindeglied zwischen Lehre und Forschung und der praktischen Anwendung sein. Ist der wissenschaftliche Dialog ausrei- chend erfüllt und damit der kontinuierli- che Informationsfluss gewährleistet? Die Verbesserung und Aufrechterhaltung dieser Verbindung ist in der Tat das, wofür die WTA meiner Meinung nach steht, und auch für uns ist dies ein Schwerpunkt. Die- ser Dialog erfordert einen ständigen Fluss von „Werbung“ von WTA gegenüber allen Interessensgruppen. Das bedeutet eine ständige Aufmerksamkeit unserer sehr enthusiastischen, aber auch sehr beschäf- tigten Vorstandsmitglieder. In diesem Sin- ne sollten wir jedoch nicht vergessen, dass die gesamte Organisation und Arbeit der Regionalgruppen von „Freiwilligen“ geleis- tet werden muss. Aber wir versuchen, ei- nen Weg zu finden: Wir veranstalten zweimal im Jahr ein Sym- posium, an dem im Durchschnitt ca. 100 Personen teilnehmen und das eine her- vorragende Gelegenheit zum Wissensaus- tausch und zur Vernetzung bietet. Außerdem haben wir in der WTA NL-VL mehrere Linien, mit denen wir versuchen, dieses wichtige WTA-Ziel zu erreichen, zum Beispiel über unseren „WTA NL-VL Studie- prijs“, den wir im April zum 6. Mal vergeben werden. Damit wollen wir Schüler:innen und ihre Lehrer:innen für die WTA-Arbeit interessieren. Wir fordern sie auf, ihre Ab- schlussarbeiten einzureichen, die sich mit innovativen Materialien und Techniken für die Restaurierung des baulichen Erbes be- fassen sollten. Ebenfalls versuchen wir, weitere Mitglie- der - und auch Vorstandsmitglieder - zu gewinnen, die alle beteiligten Disziplinen vertreten, wie Forschung, Architekten, Bau- unternehmer, Unternehmen und Denkmal- schutzbehörden. Dann, wie bereits erwähnt, organisieren wir zweimal im Jahr ein Symposium, auf dem hochaktuelle Themen behandelt werden. Wir laden zu unseren Symposien Referen- ten ein, die die verschiedenen beteiligten Disziplinen vertreten. Auf diese Weise wurden in letzter Zeit Themen wie präven- tive Konservierung, Fassadenreinigung und Brandschutz aus sehr unterschiedli- chen Blickwinkeln diskutiert. Wir sind eine „offene“ Organisation und erlauben auch Nicht-Mitgliedern die Teilnahme an unse- ren Symposien, was eine breite Vernetzung und den Wissenstransfer fördert und somit sicherlich zu den Zielen der WTA beiträgt! Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind in al- ler Munde. Glauben Sie, dass die Anliegen der WTA, die Forschung und die prakti- sche Anwendung im Bereich der Bauwerk- serhaltung und Denkmalpflege vor diesem Hintergrund noch stärker in den Fokus der WTA rücken werden? Bereits 2010 organisierte die WTA NL-VL in Eindhoven das „WTA-2010 Colloquium - Effect of Climate Change on Built Heri- tage“. Und seither ist unser Anliegen nur noch gewachsen. Im Jahr 2014 haben wir in Delft das Buch „Durable past, Sustain- able future“ geschrieben, das für unsere Studenten gedacht ist. Dieser Titel drückt genau unser Ziel aus. Natürlich besitzen historische Gebäude und Strukturen als solche, die sich als dauerhaft erwiesen haben, eine inhärente Nachhaltigkeit. Aber wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass auch die Erhaltung und die Eingriffe in ei- ner „nachhaltigen“ Weise erfolgen sollten. Die Erhaltung, die Wahl der Materialien, die Ausführung und auch die Installationen wie Sonnenkollektoren, Wärmepumpen usw. gehören alle dazu. Eine wichtige Herausforderung besteht da- rin, bei den zu restaurierenden Denkmälern den Energieverbrauch und die notwendigen Eingriffe mit der Restaurierungscharta und der Restaurierungsethik in Einklang zu brin- gen. Minimale Eingriffe und Respekt vor dem Original sind wichtig, während gleich- zeitig bei der Restaurierung eine möglichst geringe CO2- und NOx-Produktion ange- strebt werden sollte. Rob van Hees ist emeritierter Professor für „Heritage & Techno- logy“ (Building Conservation) an der Technischen Universität De- lft. Das Amt übernommen von Dionys van Gemert, ist er WTA-Prä- sident in den Niederlanden und Flandern bereits seit 2007 und betont humorvoll, dass er aufpassen müsse, sich nicht selbst ein Denkmal zu setzen. Welche Wünsche für die WTA-Arbeit noch bleiben, wie sich der 71-Jährige das Engagement zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit vorstellt, erläutert er im Interview. Interview mit Rob van Hees als Präsident der nationalen WTA-Gruppe Niederlande/ Flandern: Klimaschutz und Nachhaltigkeit auch zukünftig Schwerpunkt in der WTA-Arbeit Schützen & Erhalten · März 2023 · Seite 63
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