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DEUTSCHLAND INFORMATIONEN Wer sind eigentlich die Personen, die hinter der WTA stecken und welche Funktionen bekleiden sie in ihrer ehrenamtlichen Tä- tigkeit? Wenngleich sie für viele Leser der Schützen & Erhalten längst keine Unbekannten mehr sind, sollen die Persönlichkeiten in den Ämtern, Gremien und Ausschüssen in loser Reihenfolge vorgestellt werden. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen Dipl.Ing. Susanne Mühlhaus vor, die bis Mai dieses Jahres als WTA-Präsidentin in der Schweiz gewirkt hat. Gestatten Sie, dass wir Ihnen vorstellen… Persönlichkeiten aus der WTA-Welt DIPL.-ING. SUSANNE MÜHLHAUS „MIT TRADITION UND ACHTSAMKEIT IN DIE ZUKUNFT GEHEN“ Die WTA soll eine Drehscheibe zwischen Lehre und Forschung und der praktischen Anwendung bilden. Ist der wissen- schaftliche Dialog Ihrer Meinung nach hinreichend erfüllt und bietet die WTA International, wie es heißt, eine „zuverlässige Schnittstelle für den kontinuierlichen Informationsfluss“? Grundsätzlich stimme ich absolut zu. Dennoch unterscheidet sich die Gewichtung der Arbeiten in den einzelnen Ländern. So ha- ben wir Schweizer traditionell bisher beispielsweise den Fokus nicht auf der Erarbeitung von Merkblättern, sondern auf Experten- austausch und Fachseminare gesetzt. Der professionelle Fachaustausch hat uns alle in der WTA immer zusammengehalten und Orientierung gegeben. Die gemeinsame fachliche Vision war nie eine Frage, wenngleich die Organisation eines Tages der Klärung bedurfte. Es brauchte ein „größeres Gefäß“, das uns international erfasst und dies ist durch die Weitsicht von Harald Garrecht auf- genommen und möglich geworden. Der Dank gehört ihm. Auch wenn viele daran mitgewirkt haben, hat er uns in diesem Findungs- prozess den Raum und den alles entscheidenden Zusammenhalt gegeben. ? ! ? ! Wodurch entstehen Ihrer Meinung nach noch die unterschiedliche Auslegung bzw. Umsetzung des jeweiligen Engagements? Natürlich bewegen sich die nationalen WTA-Gruppen in einem jeweils unterschiedlichen Umfeld, in der Schweiz beispielsweise sind die WTA-Merkblätter nicht einfach zu platzieren. Da gibt es den Bund, 26 Kantone und 2172 Gemeinden, alle Ebenen agieren mehr oder weniger autark in einer förderalen Zusammenarbeit. Auch die Wirtschaftsstrukturen sind bei uns in der Schweiz anders angelegt und das alles bringt dann andere Ausgangssituationen für unsere Gruppe mit sich. Die Schweizer Insel hat ihr eigenes Normenwesen und unterschiedliche Ebenen der Richtlinien von Bund, Kantonen und Städten resp. Gemeinden, die für Architekten und Ingenieure, Denkmalpfleger und Bauschaffende bindend sind. Die WTA-Merkblätter, die mehrheitlich in Deutschland, mit Orientierung auf die DIN- oder EN-Normen erstellt wurden, müssen im Schweizer Normenkontext eingeordnet werden. Einige EN-Normen haben in der Schweiz nationale Anhänge, welche hier die Verbindungen schaffen. Sie se- hen, das Fachwissen muss in die Rahmenbedingungen national einfließen können, das geschieht nicht von selbst. Tja, Vorurteile über die Schweizer Insel mitten in Europa finden hier ihre Bestätigung. Eine große Gemeinschaft über nationale Grenzen hinweg aufzubauen, zusammenzuhalten und in die Zukunft zu führen, ist ohne Frage ein schwieriges Unterfangen. Gibt es so etwas wie „typisch deutsche Genauigkeit“, das „Inseldasein der Schweizer“ oder das selbstver- ständliche „Laissez-faire“ der Franzosen? Wenngleich es sich dabei - schlicht und einfach - um Vorurteile handelt, gibt es ungeahnte Herausforderungen, um einen internationalen Dachverband zu gründen. So jedenfalls sieht es rückblickend Susanne Mühlhaus, die ein Jahrzehnt als Mitglied des Präsidiums der WTA International und später als WTA-Präsi- dentin in der Schweiz an der Transformation des Vereins mitgewirkt und jetzt das Amt als Präsidentin der WTA Schweiz an ihren Nachfolger Sandro Tonini-Ruggli übergeben hat. Die WTA Schweiz ist eine der zwei ursprünglichen nationalen Gruppen des WTA e.V., der Verein wurde schon 1984 gegründet. War es nötig, eine WTA International zu gründen, reichte nicht die WTA e.V. mit ihren nationalen Gruppen? Der Erfolg spricht für sich und heute bietet die WTA International Referenzen in Deutschland, den Niederlanden/ Flandern, der Schweiz, Tschechien und Weißrussland. Die nationalen WTA-Vereine innerhalb der WTA International haben ihre eigenen nationalen Strukturen und Ursprünge, doch der Tenor in der Zielsetzung ist allgemeingültig: Gefördert werden sollen die Forschung und deren praktische Anwendung auf dem Gebiet der Bau- werkserhaltung und der Denkmalpflege. Darüber hinaus sollen praktische Erfahrungen verarbeitet und nutzbar gemacht werden, um so die Anwendung neuer Erkenntnisse und Technologien zu beschleunigen. Doch was unterscheidet die WTA Schweiz von der WTA Deutsch- land und was wird die Zukunft auf internationaler und nationaler Ebene bringen? Dazu äußert sich im Interview Susanne Mühlhaus, die im Mai dieses Jahres ihre zweite Amtszeit als nationale WTA-Präsidentin der Schweiz beendet hat. Schützen & Erhalten · Juni 2022 · Seite 58

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