web_S&E_02_2022_ub

Verblendmauerwerk bei ein- oder zweischaligen Außenwand- konstruktionen ist unter Vor- aussetzung einer fachgerechten Planung und Ausführung sehr dauerhaft. Es ist nicht unwahr- scheinlich, dass die planmäßige Lebenserwartung von 50 Jahren ohne Instandsetzungsmaßnah- men erreicht wird. Je nach ver- wendeten Steinen, eingesetztem Mörtel, tatsächlicher Exposition und Ausführungsqualität der Fassade kann es vorzeitig – zum Teil bereits wenige Jahre nach Fertigstellung – zu einem In- standsetzungsbedarf kommen. Grundlage einer Instandsetzung mit dauerhaftem Erfolg, ist eine detaillierte Erfassung des Ist- zustandes mit Inaugenschein- nahme, verschiedenen Untersu- chungen direkt am Objekt, dem Anlegen von Öffnungsstellen wie auch der Entnahme von Proben für weiterführende Laboruntersuchun- gen. So lassen sich Informationen zum Beispiel zur Konstruktion, zu vorhandenen Rissbildungen, Ab- platzungen, Ausblühungen, zum Feuchtezustand, zur Wasserauf- nahme und zur Frost-Tau-Bestän- digkeit der Verblendsteine gewin- nen. Die Untersuchungen vor Ort sollten auf der Basis von Bestands- unterlagen und gegebenenfalls bereits vorhandener Schadenskar- tierungen oder gutachtlicher Stel- lungnahmen in Abhängigkeit des ersten Schadenseindruckes und der Gesamtfassadenfläche mit Be- rücksichtigung der Zugänglichkeit sorgfältig vorbereitet werden. Die getroffenen Feststellungen aus der Erfassung des Istzustandes werden im Anschluss zur Klärung von Schadensmechanismen und für eine abschließende Bewertung des baulichen Zustands des Ver- blendmauerwerkes genutzt. Dieser Arbeitsschritt ist von elementarer Bedeutung für eine erfolgreiche und dauerhafte Instandsetzungs- maßnahme. Denn nur, wenn klar ist, warum es zum Beispiel zu einer Rissbildung gekommen ist – und hier sind zahlreiche unterschied- liche Mechanismen zu bedenken –, ist die Entwicklung eines geeigne- ten Maßnahmenkonzeptes mög- lich. Bei der Festlegung durchzu- führender Maßnahmen kann auf die grundsätzliche Zusammen- stellung von Arbeitsschritten nach Franke [1] zurückgegriffen werden, wobei nicht jeder genannte Schritt in allen Fällen relevant ist. Bei äl- terem, zweischaligem Mauerwerk sind häufig konstruktive Instand- setzungsmaßnahmen (Rückver- ankerung) erforderlich. Weiterhin ist der Reinigung sowie dem Ent- fernen/Ausräumen schadhaften Fugenmörtels sowie der nach- folgenden Neuverfugung große Aufmerksamkeit zu widmen. Hier sollte der jeweilige Umfang der Maßnahme wie auch die Art der Durchführung von Entnahme und Einbringen des neuen Fugenmör- tels intensiv abgewogen werden (Ausführungsmuster!). Anderen- falls kann es zu umfangreichen irreversiblen Schäden an der Ver- blendfassade allein im Rahmen der Ausführung kommen (verglei- che Bilder 1 und 2) bei gleichzeitig hohem Risiko für den Nichterfolg der Maßnahme (zum Beispiel kei- ne Verbesserung oder sogar Ver- schlechterung der Schlagregen- dichtigkeit). Literatur: [1] Franke, L.: “Zustands- beurteilung und Instandsetzung von Sichtmauerwerksbauten”; er- schienen im Mauerwerkskalender 1995: Taschenbuch für Mauerwerk, Wandbaustoffe, Brand-, Schall-, Wärme- und Feuchtigkeitsschutz, Ernst & Sohn, September 1994 32. Hanseatische Sanierungstage: Vorschau zu einem Themenkomplex Zustandsbeurteilung und Instandsetzung von Verblendmauerwerk Geschädigte, augenscheinlich zu intensiv gestrahlte Sichtfläche von Ziegeln Verblendmauerwerk nach nicht fachgerechtem Ausräumen und Einbringen von Fugenmörtel von Prof. Dr.-Ing. Holger Stehr Schützen & Erhalten · Juni 2022 · Seite 79

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