web_S&E_02_2023_ub
AKADEMIE Nach Anbringung einer Innendämmung ge- langt nun weniger Wärmeenergie aus dem beheizten Raumvolumen in die Baukon- struktion. Die Folge wird ein verlangsam- ter Abtrocknungsprozess sein. Dies führt zu der nur auf den ersten Blick seltsamen Aussage: Innen dämmen – außen gucken. Liegt mein zu sanierendes Gebäude in ei- nem Gebiet mit hoher Regenbelastung, so kann die Reduktion der Abtrocknungsge- schwindigkeit zu hohen Wassergehalten in der Konstruktion führen. In solchen Fällen muss man erst den Schlagregenschutz der bestehenden Außenwand verbessern, bevor eine innenliegende Dämmung angebracht werden kann. Diese Aspekte sind nur durch die komplette Betrachtung aller thermo-hygrischen Trans- port- und Speichereffekte erkennbar und damit nachweisbar. Ein feuchtetechnischer Nachweis eines Innendämmsystems hat also nicht nur die Wasserdampfdiffusion in der kalten Periode im Auge, sondern sollte die oben vorgestellten Aspekte mitberück- sichtigen. Welche Faktoren spielen bei der Wahl des Nachweissystems eine Rolle? Für die Wahl des Nachweissystems ist in erster Linie die Dämmstoffdicke oder ge- nauer der nachträglich eingebrachte zu- sätzliche Wärmedurchlasswiderstand Ri von Bedeutung. Während man bezüglich der Diffusion beobachten kann, dass eine Erhöhung der Dämmschichtdicke nicht zwangsläufig zu einer Erhöhung der Kon- densatmenge führt, führt die Erhöhung der Dämmschichtdicke zu einem immer gerin- geren Energietransport in die kalten Au- ßenwandbereiche. Damit sinkt die Abtrock- nungsgeschwindigkeit und das Risiko einer unzulässigen Durchfeuchtung in Folge des Schlagregeneintrags wächst. Ein gutes Hilfsmittel ist hierfür die soge- nannte Innendämmungsampel (siehe Ab- bildung). Sie zeigt deutlich, dass beginnend vom normativ nachweisfreien Bereich das Risiko und auch der Aufwand der Nach- weisführung sehr gering ist, bis hin zum ambitioniertem Dämmniveau bzw. unbe- kannter hoher Feuchtelast, bei der eine hy- grothermische Simulation unerlässlich ist. Abbildung: Innendämmungsampel – Gren- zen der verschiedenen Dämmniveaus und Risiko für die Bestandskonstruktion aus Praxishandbuch Innendämmung herausge- geben vom Fachverband Innendämmung e.V. (Quelle Jürgen Gänßmantel, Kaufbeu- ren) Dr. Anatol Worch Als gelernter Steinmetz/Steinbildhauer studierte er Physik in Bonn und Dort- mund und promovierte zum Dr.Ing. am Lehrstuhl Bauphysik der TU Dortmund. Er war wissenschaftlicher Angestell- ter an der MPA NRW und an der MPA Braunschweig. Nach mehrjähriger Tä- tigkeit in der F+E eines weltweit tätigen Unternehmens erfolgte die Gründung eines eigenen Beratungsbüros. 2022 hat er außerdem eine Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Hochschule Bie- lefeld aufgenommen. Seine Expertise belegen zahlreiche Veröffentlichungen, Lehraufträge und die Mitarbeit in der Normung. Er ist Leiter der Arbeits- gruppe „Innendämmung im Bestand“ der WTA, zudem ist er Initiator und Gründungsmitglied des Fachverbandes Innendämmung e.V. (FVID). Falls Sie Ihr Wissen zum Thema „Innendämmung“ und „Feuchte- technischer Nachweis“ vertiefen oder auffrischen möchten: Das nächste Seminar von Anatol Worch findet im September statt (Blended Learning, Präsenzteil: Samstag, 23. September 2023, 10 bis 14 Uhr in Fulda). Anmeldung über die Website der WTA Akademie: https://akademie.wta-gmbh.de Schützen & Erhalten · Juni 2023 · Seite 61
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