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NEWS Informationen des Bundesverbandes Feuchte & Altbausanierung e.V. Interview mit ARGE e.V.-Geschäftsführer Prof. Dietmar Walberg Die Bauwirtschaft steht vor gigantischen Herausforderungen Prof. Dietmar Walberg zählt als Geschäftsführer der Arbeits- gemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) zu den renom- miertesten Experten der Branche in Deutschland. Der Dipl.-Ing. Architekt, geboren 1962 in Kas- sel, hat sein Studium in Berlin und Kiel bis 1991 absolviert und war bis 2000 projektleitender Architekt in Rastede, Berlin und Kiel. Seit 2000 engagiert sich der Experte bei der Arbeitsgemein- schaft für zeitgemäßes Bauen e.V. und ist seit 2010 deren Ge- schäftsführer. Herr Prof. Walberg, Sie sind als re- nommierter Experte der Branche rund um das Bauen sehr gefragt. Steigerung der Baukosten, Kli- mawandel und damit verbunden die Forderung nach alternativen Energieformen - wie schätzen Sie aktuell die Lage am Baumarkt ein - auf Seiten der Bauwirtschaft und deren Klientel? Die Themen sind endlich da ange- kommen, wo sie hingehören – in die Öffentlichkeit. Über Jahrzehn- te hinweg wurde versäumt, den Wohnungsbau fachlich, inhaltlich und gesellschaftlich zu betrach- ten, wobei diese Betrachtung aktu- ell oftmals leicht auch hysterische Tendenzen annimmt. Die Bau- wirtschaft steht vor gigantischen Herausforderungen, nach den zu- rückliegenden zwei Jahren im Kri- senmodus mit Corona, Rohstoff- markt, Lieferketten-Stopp hat sich die Situation beruhigt. Doch jetzt steht der Wohnungsbau auf ei- nem, wie wir sagen, „Kipp-Punkt“. Der Wohnungsbau ist in Deutsch- land der größte Investitionssektor, wenn der zusammenbricht, dann bricht ein großer Teil der Wert- schöpfungskette Bau zusammen und wir wissen, dass das nicht so einfach zu reparieren ist. Da- her muss schnell etwas passieren. Wenn nichts passiert, geht das mit anderen Dingen, die „am Horizont stehen“, einher: Dazu zählt der de- mographische Wandel - wie geht es weiter mit der Bauwirtschaft, wer übernimmt die Unternehmen der Zukunft? Wenn die künftige Generation keine Perspektive sieht und nicht weitermachen will, dann stirbt unsere Fähigkeit zum Bauen weg. Das ist dramatisch. Vergessen wir besondere Aspek- te des Klimaschutzes, wie etwa Hochwasser-Katastrophen oder lange Zeiten der Trockenheit? Liegt hier nicht für den Bausektor ein großes Potential? Nein, von vergessen kann keine Rede sein. Natürlich widmen wir uns dem Klimawandel, das findet bereits statt: Die Städte klimaresi- lient zu gestalten, auf Speicherfä- higkeit zu setzen, Grünzonen zu schaffen - diese Fachdiskussion ist überhaupt nicht neu. Diese Diskussion müssen wir ernsthaft weiterführen. Auch die Verwen- dung von Materialien der Zukunft gehört dazu. So sind Leichtbaus- toffe spannende Baustoffe, diese sind allerdings für den Klimaschutz in ihrer mangelnden Speicherfä- higkeit ungeeignet, da ist der alte Stein besser einsetzbar. Aber dem Hochwasser zu begegnen, heißt doch auch, die Frage zu beantwor- ten, wo wir bauen? Nicht jeder reiz- volle Standort ist auch ein idealer Standort. Ein Beispiel: Da ist Bau- grund im B-Plan ausgewiesen, wo früher mal Überschwemmungsge- biete waren. Da darf man schlicht und einfach nicht bauen und diese Regeln dürfen zukünftig nicht un- berücksichtigt bleiben. Der Wohnungsbau soll in großen Schritten vorangehen, Versäumtes soll schnellstmöglich nachgeholt werden, klimaneutral, kosten- günstig, altersgerecht – wie kann das funktionieren? Das kann nur dann funktionieren, wenn wir uns auf das Machbare besinnen und nicht jeden Standort und jedes Projekt bis in die letzte Qualitätsstufe herunterbrechen: Ich kann nicht jede Wohnung op- Schützen & Erhalten · Juni 2023 · Seite 82
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