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Schützen & Erhalten · Juni 2023 · Seite 9 FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ Borkenhäuser – besondere Bauweisen mit konstruktiven Herausforderungen Geschichte Zum Ende des 18. Jahrhunderts, mit der ausgehenden Zeitepoche der Aufklä- rung, kam es zu Bestrebungen, die be- sondere Naturverbundenheit auch in der Architektur widerzuspiegeln. So ist das Phänomen in der Landschaftsarchitektur zu erklären, dass vermehrt sogenannte „Borkenhäuser“ entstanden. Meist er- füllten diese Bauwerke die Funktion von Eremitagen, welche als Solitärgebäude zum ruhigen und besinnlichen Verweilen abseits der Alltagshektik einluden. Bei der Eremitage auf dem Wartenberg, mit seinem rechteckigen Gebäudegrundriss, wird eine Flanke von einer weit ausla- denden Veranda dominiert (Bild1). Das 1783 errichtete Bauwerk besteht aus Baumstämmen, deren Gefachefelder mit Rinde und Ornamenten verziert sind. Im Laufe der Zeit war man ge- zwungen, für den Erhalt der Bauwerke immer wiederkehrende Reparatur- und Umbaumaßnahmen durchzuführen. Das ursprüngliche Aussehen und der Charak- ter sind nicht immer erhalten geblieben. Bis zum frühen 20. Jahrhundert wurden viele Bauwerke als Gartenpavillons, Aus- sichtspunkte und Schutzhütten errichtet und sind nichtsdestotrotz teilweise noch erhalten. Mit dieser Gartenarchitektur wollte man zu den natürlichen Ursprüngen (Urhütte) zurückkehren. So verzichtet man bei Borkenhäusern bewusst auf überflüssigen Zierrat, welche im krassen Gegensatz zum Prunk und dem Überfluss im Barock und Rokoko stehen. Diese Schlichtheit wird am Borkenhäuschen auf der Insel Doktorwerder in Hann. Münden deutlich (Bild 2). Diese Insel befindet sich im Flusslauf der Werra, auf der 1808 das Brockenhaus errichtet wurde. Konstruktive Belange Aus der Sicht des konstruktiven Holz- Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr Fachbereichsleiter Holzschutz An der Hohen Lache 6 · 06846 Dessau Telefon: (0340) 6611884 Telefax: (0340) 6611885 E-Mail: flohr@dhbv.de Bild 1: Kapuziner Eremitage im Englischen Garten auf dem Wartenberg, westlich von Geisingen Foto Walter Biselli, CC BY-SA

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