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Schützen & Erhalten · September 2022 · Seite 22 FACHBEREICHE I SCHIMMELPILZE Arten wurden auf das Auftreten und die Menge typischer Toxine untersucht. Weiterhin wurde nachverfolgt, ob sich Schadensfälle mit Schimmelpilzen durch die Messung der Gesamtsporenzahl nachverfolgen lassen und wie die Art der Probennahme die Qualität und Aussage- kraft der Ergebnisse beeinflusst. Für eine detailliertere Beschreibung der Schäden wurden zudem Schadensklassen einge- führt, die in Bezug zu den Kategorien des UBA-Leitfadens stehen, jedoch weit darüber hinausgehen und beispielweise auch sanierte Schäden berücksichtigen. Was kam nun nach gut 4,5 Jahren Projektlaufzeit heraus? Mit Hilfe des Vollbluttests kann sehr gut nachgewie- sen werden, ob in einem Innenraum eine signifikante Quelle von Substanzen vorhanden ist, die bei Bewohnern und Nutzern Erkrankungserscheinungen hervorrufen. Damit ist zwar nicht ge- sagt, welche Substanz genau bestimmte Krankheitsbilder auslöst. Es kann aber ein mess- und quantifizierbarer Zusammen- hang zwischen Ort/Raum und bestimm- ten Beschwerden hergestellt werden. Auch wenn das Verfahren hinsichtlich Probennahme und Aufbereitung noch standardisiert werden muss und sicher noch einige Zeit bis zur Marktreife ver- gehen wird, dürfte jedem die Tragweite und das erlösende Moment für Betroffe- ne klar werden, die dann nicht mehr von Arzt zu Arzt pilgern müssen, sondern dann einfach ihren vollen Staubsauger- beutel einschicken könnten (Wunsch der Autorin, so einfach ist es dann natürlich nicht!). Auch im Human Monitoring am Arbeitsplatz ergeben sich neue Möglichkeiten bis hin zur Ableitung von Aufmerksamkeits- oder Eingreifwerten bis hin zu Arbeitsplatzkonzentrationen. Weitere Ergebnisse wie ein Zusammen- hang mit den Schadensklassen werden mit Spannung erwartet. Spannend sind auch die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zu Mykotoxinen in Innenraumproben. Mittels einer in der Arbeitsgruppe entwickelten LC-MS/MS- Methode (Flüssigchromatographie-Mas- senspektrometrie) konnten unabhängig vom Probenmaterial (Hausstaubproben aus Saugern, Wischproben, Materialpro- ben etc.) insgesamt 26 unterschiedliche Mykotoxine der Gattungen Aspergillus, Chaetomium, Penicillium und Stachy- botrys erfasst werden. Ohne im Detail auf die Ergebnisse eingehen zu wollen, zeigte sich, dass in Staubproben und in Filtern von abgesaugten Oberflächen in bis zu 19 % der Proben Mykotoxine nachweisbar waren. Bei den entnom- menen Materialproben waren in 56 % der Fälle Mykotoxine erfasst worden, insbesondere bei Gipskarton, Tapete und Wandputzen. Dabei wurden immer gleich mehrere Toxine gefunden, teilwei- se in sehr hohen Konzentrationen. My- kotoxine waren auch dann nachweisbar, wenn mittels Anzucht oder Mikroskopie keine Besiedlung mehr nachgewiesen werden konnte. Auch 23 Luftproben à 20.000 l Probennahmevolumen wur- den untersucht, in einem Fall konnten geringe Konzentrationen an typischen Stachybotrys-Toxinen nachgewiesen werden. Ohne weiteren Untersuchungen und den Ergebnissen zu Endotoxinen und zytotoxischen Wirkungen vorgreifen zu wollen, lässt sich bereits aus dem aktuel- len Forschungsstand ableiten, dass Toxine auch im Altschaden nachweisbar sind und sicher auf die ehemaligen Besiedler rückschließen lassen. Weiterhin ist der Hinweis der Autoren ernst zu nehmen, dass ein laxer Umgang mit Innenraum- proben unangenehme Folgen haben kann, da die Mykotoxinkonzentrationen auch bei augenscheinlich unauffälligen Proben sehr hoch sein können. Und nicht zuletzt zeichnet sich ab, dass es die My- kotoxine unter Umständen doch in die Raumluft schaffen können. Und wie das in Zukunft auch nachgewiesen werden kann, wurde durch den Projektpartner domatec vorgestellt, der kommerzielle Testkits für Material und Luft bereitstellt. Nachzulesen in: W. Lorenz, M. Gareis, M. Raulf, C. Traut- mann, K. Valtanen: Projekt im Rahmen der GerES VI Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit – Analyse der Belastung durch Schimmelbefall und biologische Schadstoffe von Innenräumen , Tagungs- band 25. Pilztagung 2022, S. 7–18 Neue Richtlinien und Merkblätter Auf der 25. Pilztagung wurden auch die Ergebnisse des Ringversuchs zur Erfassung von mikrobiellem Wachs- tum an Baumaterialien mit Hilfe der Mikroskopie vorgestellt. Klebefilme erfreuen sich einer hohen Popularität als Analysemethode, dennoch kann es zu erheblichen Unstimmigkeiten bei der Erfassung und Auswertung und Bewer- tung von Klebefilmproben kommen. Aufgrund fehlender Normen nutzen mikrobiologische Labore bisher soge- nannte „Hausmethoden“, die an dieser Stelle auch schon vorgestellt wurden. Damit die Ergebnisse unterschiedlicher Labore besser miteinander verglichen werden können und auch die Bewertung der Ergebnisse besser nachvollziehbar ist, wird von der VDI-Arbeitsgruppe „Erfassung von Mikroorganismen“ die Richtlinie 4300 Blatt 13: „Messen von Innenraumluftverunreinigungen; Durch- führung mikroskopischer Analysen von Proben zur Beurteilung von mikrobiellem Wachstum an Oberflächen“ erarbeitet. Tabelle 2: Einordnungshilfe zur Bewertung von Klebefilmen bei Beprobung von Material- proben aus Trautmann et al. (2022) Kategorie Beschreibung Hintergrund/Kontamination keine Wachstumsstrukturen Hinweis auf eine Besiedlung Hyphenbruchstücke, einzelne Myzelgeflechte oder geflechtartige Hyphenfragmente (weniger als Be- siedlung) Besiedlung mindestens 5 Myzelgeflechte / Konidienträger oder 15 geflechtartige Hyphenfragmente je 300 Gesichts- felder bei einer max. mikroskopischen Auflösung (100fach Objektiv)
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