web_S&E_03_2022_ub

Bei allen sonstigen Gebäudenut- zungen im Wohn- und Gewerbe- bereich führen Undichtheiten der Gebäudehülle zu einer Abnahme der Raumluftfeuchten. Wenig luft- dichte Gebäude können faktisch keine erhöhten Raumluftfeuchten erhalten, die tatsächlich vorhan- dene Feuchtenlast begrenzt die Tauwassermenge in der Konstruk- tion. Schwimmbäder funktionieren hierbei ganz anders, Feuchten- lasten stehen auf Grund der Be- ckenwasserverdunstung nahezu unbegrenzt zur Verfügung. Dieser Sachverhalt sorgt an Leckagen der Luftdichtung für einen permanen- ten Tauwassernachschub. Schä- den der Baukonstruktionen sind an Undichtheiten, insbesondere im Dachbereich durch die hohe Feuchtenbelastung unvermeidbar. Kleine Leckagen der luft- und dampfdichtenden Ebene sind im Baualltag nicht hundertprozentig vermeidbar, auch können durch Alterung und mechanische Einwir- kungen Undichtheiten entstehen. Unterdruckhaltung vermeidet Tauwasserschäden Um die Dachkonstruktionen und oberen Wandbereiche in Hallen- bädern tauwasserfrei zu halten, hat sich die Unterdruckhaltung bewährt. Hierbei wird die vorhan- dene Lüftungstechnik disbalanciert betrieben, d.h. mit einem höheren Volumenstrom der Fortluft, im Ver- gleich zur nachgeführten Frischluft. Hierdurch entsteht ein Unterdruck auf der Gebäudehülle, welcher die Durchströmung von Leckagen mit warmer und feuchter Schwimm- hallenluft vermeidet. Bei einem wirksamen Unterdruck von ca. 2 Pa im Dachbereich strömt an al- len Leckagen kalte und trockene- re Außenluft in die Schwimmhalle ein und die Konstruktionen bleiben tauwasserfrei. Für den Betreiber von Hallenbädern bietet dies Sicherheit vor Bauschä- den und lässt hohe Nutzungsdau- ern der Hüllflächenkonstruktionen erwarten. Der Energieverlust durch die verminderte Wärmerückge- winnung ist unter Anbetracht der möglicherweise entstehenden Schadensbeseitigungskosten ver- tretbar. Unabdingbar ist bei dieser Betriebsweise eine vergleichsweise luftdichte Ausführung der Fens- ter- und Fassadenanschlüsse in der Badeebene. Bei 2 Pa Unterdruck im Dachbereich liegen bei z.B. 6 m Gebäudehöhe am Fußboden be- reits 8 Pa Unterdruck an, je nach Dachform und Höhe auch deutlich mehr. Dies führt bei normaler Nut- zung zu spürbaren Zugerscheinun- gen an sämtlichen Undichtheiten für die gering bekleideten Nutzer. Praxisbeispiel Ein im Jahr 2000 neu errichtetes Sport- und Freizeitbad in Mittel- hessen zeigte bereits im ersten Winter nach der Eröffnung massi- ve Eiszapfenbildung an den Dach- rändern. In den Folgejahren wurde eine finanzielle Einigung in den gerichtlichen Sachverständigen- verfahren zwischen den beteiligten Parteien erwirkt. Da eine Sanierung der undichten Anschlüsse im Dach- Wandbereich extrem aufwendig und nicht ohne längere Ausfallzei- ten des Hallenbadbetriebs reali- sierbar war, wurde das Objekt seit dem Jahr 2008 mit Unterdruck auf der Gebäudehülle betrieben. Die Regelungen der Lüftungsanlagen wurden mit einer Differenzdruck- steuerung nachgerüstet, welche für einen permanenten Unterdruck auf den Dachkonstruktionen sorgte. Bild 2: Tauwasserschaden am Dachrand eines Hallenbadneubaus, noch vor der Inbetriebnahme. Bild 3: „Kleine“ Leckage an einer Faltenbil- dung einer KSK- Dampfsperrbahn. Fortsetzung Ungeahnte Nebenwirkungen NEWS Informationen des Bundesverbandes Feuchte & Altbausanierung e.V. Schützen & Erhalten · September 2022 · Seite 82

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