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2013 – schon jetzt ein Jahr der Extreme W as sofort wie ein Druckfehler ins Auge fallen dürfte, ist die Überschrift des Editorials, das genau vor 10 Jahren in der Ausgabe S&E 3-2013 auf die gemeinsame Tagung der Deut- schen Bauchemie und des DHBV zum Thema „Sanierung – Hochwasserschä- den 2013“ hinwies. Das Titelbild der Ausgabe, nachzulesen in unserer S&E Online-Bibliothek, zeigte die überflutete Altstadt von Passau. Ich schrieb damals: „ Nach einem endlos langen Winter verabschiedete sich der Frühling − kaum dass er begonnen hatte − an Donau und Elbe mit dem schlimmsten Hochwasser seit Jahrhunderten, um dann gefolgt zu werden von einem der trockensten Som- mer seit einem Jahrzehnt mit Rekordson- nenstunden und -temperaturen.“ Nun sind wir ein Jahrzehnt weiter und der Klimawandel und dessen unüber- sehbare Auswirkungen mit stetig neuen Hitze-, Dürre- und Überflutungsrekor- den ist zu einem, wenn nicht zu dem beherrschenden weltpolitischen Thema geworden, mit dem vorrangigen Ziel, den Ausstoß von Treibhausgasen, ins- besondere CO 2 , drastisch zu reduzieren. Eines der schwarzen Schafe, das als Verursacher für ca. 40 Prozent des welt- weiten Treibhausgases verantwortlich gemacht wird, ist die Gebäudewirtschaft und mit ihr zwangsläufig auch die Baubranche. Die Gründe sind bekannt, es geht hier nicht nur um Energiever- schwendung durch unzureichende Däm- mung, eine besondere Rolle spielt vor allem die sogenannte „graue Energie“. Also all die Treibhausgase, die durchs Bauen entstehen und die für die Herstel- lung von Baustoffen benötigt werden. Hinzu kommt der Materialtransport zur Baustelle und nicht zuletzt der Abbruch von Gebäuden. Keine Branche wirft mehr weg als die Baubranche. So betra- gen Bauabfälle mehr als 53 Prozent der jährlichen Abfallmenge in Deutschland. Berechnet wird hier sowohl der Abfall, der beim Bau entsteht, als auch der gesamte Müll, der beim späteren Abriss hinzukommt. Vor diesem Hintergrund kommt der Sanierung vorhandener Bausubstanz eine zentrale Bedeutung bei der Reduktion von Emissionen zu. Denn Sanierung ist nicht nur ressourcenschonend, sie verhindert eben auch, dass die graue Energie, die in jedem Bauwerk steckt, durch Abriss einfach verloren geht. Sanieren statt abreißen, sollte daher die Devise sein. So zum Beispiel geschehen beim Bolongaro-Palast im Frankfurter Stadtteil Höchst, dessen barocke Fassade das Titelbild dieser Ausgabe ziert. Ihr Friedrich Remes I GLOSSE I I EDITORIAL I „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ [Johannes-Evangelium (#Joh 1,1)] … aber in welchem göttlichen Gebot steht eigentlich, dass man immer das „letzte“ haben muss? Wieviel Gigabyte Rechnerleistung verstopfen täglich die Datenautobahnen (respektive überwiegend Datenfeld- wege) der Nation, nur weil man dem Schlusswort des SMS-, WhatsApp‑, Signals- oder auch meinetwegen Telegram-Gesprächspartners, der einem abschließend etwas „Gutes“ gewünscht hat, noch ein hastiges „Danke gleichfalls“ entgegenschleudern muss. Macht vor allen Dingen dann Sinn, wenn das kurz vorm Burnout stehende Gegenüber ei- nem zerknirscht mit „Schönen Urlaub“ in die Sommerfrische verabschieden wollte. Aber auch in anderem Kontext hat das „letzte Wort“ durchaus Potenzial zum Klassiker. Wer mag schon sagen, ob den Probanden die Tragweite ihrer letzten Worte wie „ Schieß ruhig, Feig- ling “, „ Ich nehme das Pilzragout “ oder „ Rechts ist frei “ beim vorletzten Wort schon gänzlich zu überblicken waren. Nach der Theorie nun ein Praxisbei- spiel: Die beste Ehefrau der Welt fährt mit gleichgesinnten Freundinnen eine Woche aufs Land, Wellness, Fitness, Coolness, Guinness. Harmonie auf allen Ebenen, mit einem Wort, Dominanzabs- tinenz auf der ganzen Linie. Und das hat Konsequenzen für das Leben danach. Kaum hat die Wiedersehensfreude dem schnöden Alltag widerwillig Platz gemacht, ist sie wieder da, die werkseitig eingebaute Macht des letzten Wortes. Da vergisst Mann einmal die Kaffee- tasse in die Spülmaschine zu stellen und schon ist auf der Erlebnisebene richtig was los. Da nützt es wenig zu argumen- tieren, dass wissenschaftlich bewiesen ist, dass in der maskulinen Genetik der Wahrnehmungshorizont für aufräu- mende Tätigkeiten stark eingeschränkt ist. Auch der nachvollziehbare Hinweis, dass man die Tasse später noch einmal benutzen wolle, bringt keine Ruhe ins System, auch wenn Mann beteuert, dass unter dem Zeitbegriff „später“ auf gar keinen Fall „Monat“, sondern „Tag“, im ungünstigsten Fall „Woche“ zu verstehen sei. Da ist es dann das letzte Wort, und wenn es „trotzdem“ lautet. So lernt man jedes Mal neu daraus, mit seiner Frau zu diskutieren ist wie die AGB‘s zu lesen. Am Ende ignoriert man alles und klickt auf „Ich stimme zu“. In diesem Sinne: Wenn eine Frau nicht spricht, soll man sie auf keinen Fall unter- brechen… Ihr Ralf Hunstock

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