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DEUTSCHLAND INFORMATIONEN Abriss oder Kernsanierung? Dies war die Entscheidung, die die Katholische Kir- chengemeinde St. Vincentius für das his- torische Johannahaus in der Duisburger Straße 34 in der Innenstadt von Dinslaken zu treffen hatte. Verschiedene Fassa- denteile der zweigeschossigen Dreiflü- gelanlage aus den 1830er Jahren wiesen zahlreiche Risse auf. Eine umfänglich durchgeführte Schadensanalyse führte zu dem Ergebnis, dass die Ursachen der Rissbildung in einem partiell nicht mehr ausreichend tragfähigem Baugrund zu finden waren. Um das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten, entschied sich die Kirchengemeinde zur Durchführung einer Baugrundverbesserung per Injektionsver- fahren. Hierfür hat die Flint Bautenschutz GmbH, Detmold, aus dem Innern des Ge- bäudes heraus eine Fundamentunterpres- sung mit Polyurethanharz durchgeführt. Der Hochleistungs-Zwei-Komponenten- harz wird über Verpresslanzen in den Un- tergrund injiziert und setzt sich unter dem Fundament im Erdreich fest. Damit trägt er zu dessen nachhaltiger Verfestigung bei. Neue Standsicherheit durch Injektion Historisches Johannahaus für die Zukunft ertüchtigt Das heute von der Katholischen Kirchen- gemeinde St. Vincentius als Pfarrzentrum genutzte Gebäude stammt aus dem frü- hen 19. Jahrhundert. Es befindet sich in der Altstadt von Dinslaken, unmittelbar südöstlich der St. Vincentius-Kirche. Die denkmalgeschützte, teilunterkellerte An- lage verfügt über zwei Vollgeschosse und ein ausgebautes Dachgeschoss. Im Gegen- satz zum Rest des Gebäudes sind sowohl der nördliche/nordwestliche als auch der westliche/östliche Gebäudeteil nicht un- terkellert. Der in zwei Bereiche unterteilte Keller kann über verschiedene Treppenab- gänge erreicht werden. Die beiden Bereiche weisen untereinander keine Verbindung auf. Der nördliche Keller wird über das zen- trale Treppenhaus erschlossen. In diesem Bereich liegen die Kellersohlen – bezogen auf die Oberkante Fertigfußboden (OKFFB) – zwischen -2,14 Meter und -2,47 Meter. Rissschäden zwischen den Gebäudeteilen An dem historischen Gebäude wurden in der Vergangenheit umfangreiche Risse festgestellt. Diese befanden sich im Erd- geschoss, im Übergang zwischen dem bis in das Kellergeschoss reichenden Trep- penhaus und dem östlich angrenzenden, nichtunterkellerten Gebäudeteil. Darüber hinaus wurden weitere Risse an der nördli- chen Gebäudeecke (Duisburger Straße) im Erdgeschoss, im Zwischengeschoss und Dachgeschoss, im Übergang zwischen dem Treppenhaus und dem östlich angrenzen- den, nichtunterkellerten Gebäudeteil fest- gestellt. Im Rahmen einer Ortsbegehung hat das GFP Ingenieurbüro für Geotechnik und Umweltplanung GmbH (GFP) festge- stellt, dass die Risse sich überwiegend auf die Übergänge zwischen unterkellerten und nichtunterkellerten Gebäudebereichen konzentrieren. Nach Ortsbegehung und Schadensanalyse hat GFP die Rissschäden aufgrund ihrer Geometrie als Setzungsris- se bewertet. Rammsondierungen bestätigen Diagnose Setzungsriss Zur Erkundung der Untergrundverhältnisse wurden sodann im Bereich des Kellerge- schosses, an der östlichen Gebäudeecke, an der südlichen Seite der Kirche und im hofseitigen Außenbereich insgesamt 6 Kleinrammbohrungen (KRB 1-6) gemäß DIN EN ISO 22475-1 Tabelle 2, Zeile 9, mit rammbaren Entnahmerohren Æ 60/40 mm bis in Tiefen von 5,0 Meter bis 7,0 Meter unter Kellersohle/Geländeoberkante ab- geteuft. Die Rammsondierungen zeigten, dass im gesamten Gebäudebereich Auf- füllungen bis zu einer Höhe von -1,6 m/-2,5 m, entsprechend 1,5 m/-3,0 m unter Gelän- deoberkante, vorhanden sind. Diese Auffül- lungen, die in besonders hoher Mächtigkeit zwischen den unterkellerten und nicht un- terkellerten Gebäudeteilen vorzufinden wa- ren, wiesen bereichsweise eine sehr locke- re bis lockere Lagerung auf. Deshalb sind sie nicht geeignet, die Gebäudelasten aus dem Johannahaus oder aus dem Kirchen- pfeiler ohne erhebliche Setzungen in den Untergrund abzuleiten. Fundamente freigelegt Da die genaue Gründung des Gebäudes unklar ist, wurden über die Rammson- dierungen und über das Bodengutachten hinaus noch an mehreren Stellen um das Johannahaus herum die Fundamente bis zur Gründungsebene freigelegt. Die Aus- wertung der Untersuchung zeigte, dass der unterkellerte Gebäudeteil am 1. Unter- suchungspunkt auf gewachsenen Boden, dem Feinsand-Mittelsand gegründet ist. Die Gründung der Außenwände des nicht unterkellerten Gebäudeteiles erfolgte an Schützen & Erhalten · September 2023 · Seite 57
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