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Schützen & Erhalten · Dezember 2022 · Seite 16 FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ auf, da er der häufigste und wichtigste Weißfäulepilz in Gebäuden ist und ver- gleichbare Schäden wie die „Schwäm- me“ hervorrufen kann. Hierüber lässt sich streiten. Alle anderen Fäulepilze in Gebäuden gehören zu den Moderfäule-, Bauholz- oder Waldpilzen. Der Bundes- gerichtshof sieht dies anders und bezieht weitere Fäulepilze mit ein (Ausgebreiteter Hausporling, Blättlinge (u. a. Balken-, Tannen- und Zaunblättling), Eichenwirr- ling, Fältlingshäute (Kiefern-, Kleine und Sklerotien-Fältlingshaut), Gallerttränen, Grauender Porling, Feuerschwämme, Hausschwämme (Echter und Wilder Hausschwamm), Kellerschwämme (u. a. Brauner und Marmorierter Keller- schwamm), Mosaik-Schichtpilz, Muschel- schwamm, Weiße Porenschwämme (u. a. Gelber Porenschwamm), Rauchporling, Saftporling, Sägeblättling, Sternsetenpil- ze und Zunderschwamm). Dies mag für den einen beurteilten Rechtsfall richtig sein, insgesamt gesehen ist dies aber unglücklich. Schwarze Stränge im Mauer­ werk – Prüfung der Umgebung Vierter Schritt: Ausschluss anderer Pilze mit dunklen Strängen im Mauerwerk, denn es gibt Pilze im Mauerwerk, die dem Braunen Kellerschwamm ähnlich- sehen – und nicht nur Fältlingshäute und Tintlinge. Einige von ihnen sind Braunfäule-Erreger, andere Weißfäule- Erreger und wieder andere verursachen keine Fäule (Tab. 1). Einige der häu- figsten Weißfäulepilze im Mauerwerk gehören zur Gruppe der Tintlinge. Die Tintlinge durchwachsen Mauerwerk und andere anorganische Baustoffe (Abb. 12). Nach dem derzeitigen Wissensstand beeinträchtigen Tintlinge die Festigkeit des Holzes nur gering – einige Arten verursachen eine schwache Weißfäule. Zuweilen liegt dem Befall mit Tintlin- gen nicht einmal Holz zugrunde; dann kann ein Befall mit Kellerschwamm sicher ausgeschlossen werden. Nicht selten aber werden sie zusammen mit Hausfäulepilzen an Holz-Konstruktionen nachgewiesen. Die Stränge der Tintlinge, aber auch der Sternsetenpilze, sind hell-, ocker- bis dunkelbraun und filzig (Abb. 11 und Abb. 12). Auch sie haben wur- zelähnlich verzweigte Stränge. Im Un- terschied zum Kellerschwamm können die Stränge netz- oder tuchartig sein, und auch kräftige Beläge kommen vor. Unterschiedlich sind die auslaufenden Mycelien, also die Zuwachszone (Abb. 12 und Abb. 13). Einfach wird es, wenn das Merkmal der Fäule hinzugezogen; dann verbleiben nur noch die Kellerschwämme und Fältlingshäute, denn Tintlinge und Sternsetenpilze verursachen eine meist nur schwache Weißfäule. Andere Pilze im Mauerwerk verursachen keine Fäule (Tab. 1). Diese Pilze zeigen dann A) nur ein feuchtes Mauerwerk an, also einen Sanierungsrückstau: Der Bautenschutz ist dann oft gefordert. Oder B) deuten auf Fäuleschäden an verdecktem Holz hin. In beiden Fällen muss die Umgebung genau auf Fäuleschäden geprüft werden (siehe auch Schritt sechs). Fünfter Schritt: Die Fältlingshäute können ausgeschlossen werden, wenn eine Braunfäule vorliegt, aber keine haarartigen Stränge vorliegen oder die Stränge breiter als 0,8 mm sind. Dieser Schritt sollte mikroskopisch abgesichert werden. Hinweis: Die einzelnen Keller- schwammarten können ohne Mikrosko- pie nicht unterschieden werden. Unwägbarkeiten durch Doppelbefall Sechter Schritt: Hausfäulepilze stehen um Nahrung und Lebensraum in Konkurrenz zueinander, deswegen treten nicht selten Doppelbefälle auf (Abb. 9). In Gebäuden kommen Doppel- und Mehrfachbefälle z. B. im Altbau und in Dachkonstruk- tionen vor. Bei der Bestimmung muss besonders auf Doppelbefall mit Echtem Hausschwamm geachtet werden, da sich dann die Gebäude-Sanierung nicht mehr nach dem Kellerschwamm, sondern nach dem Echten Hausschwamm richtet und die Sicherheitsabstände größer werden (Tab. 2). Dies gilt jedoch nicht bei einem Doppelbefall mit Wildem Hausschwamm und Braunem Kellerschwamm (Abb. 14). Beide sind nach 68800-4:2020 „Nassfäulepilze“. Leichter erkennbar sind Doppelbefälle mit Braun- und Weiß- fäulepilzen, weil sich die Fäulearten meist gut voneinander abzeichnen (Abb. 15). Die Umgebung sollte genau auf andere Hausfäulepilze hin untersucht werden, besonders das Mauerwerk. Sanierung und Bewertung Der Braune Kellerschwamm verursacht eine intensive Braunfäule mit hoher Zerstörungskraft, zudem breitet er sich oft schnell aus [5, 6]. Die Abbauleistun- gen der bisher getesteten Stämme sind mäßig hoch bis sehr hoch [9]. Nach drei Monaten kann ein Holzteil im Laborver- such vollständig zerstört sein, so dass nur ein braunes Pulver zurückbleibt (Abb. 3). In Gebäuden ist der Abbauprozess lang- samer, Abb. 9 zeigt z. B. ein Flachdach nach ca. 15 Jahren; vergleichbare Ab- bauraten sind aber auch nach 3–5 Jahren möglich. Zur Bekämpfung wird i.d.R. auf die DIN 68800-4:2020 zurückgegriffen. Auch die Kellerschwämme sind, wie alle Hausfäulepilze, auf feuchtes Holz ange- wiesen – daher muss die Feuchtequelle dauerhaft beseitigt werden. Bei Gefahr im Verzug ist unverzüglich zu handeln. Ob dieser Fall vorliegt, ist zeitnah vor Ort durch einen Sachverständigen/Trag- werksplaner zu prüfen. Die DIN 68800-4 Tabelle 1: Pilzgruppen mit dunklen Strängen im Mauerwerk (Auswahl) Art/Gruppe Anzahl der Arten Fäuletyp Kellerschwämme – Coniophora spp. 4 Braunfäule Fältlingshäute – Leucogyrophana spp. 2 Braunfäule Sternsetenpilze – Asterostroma spp. 2 Weißfäule Tintlinge – Coprinus spp. ca. 10 Weißfäule Filzgewebe – Tomentella spp. 3 - Schleimtrüffeln – Melanogaster spp. 1 - Hartboviste – Scleroderma spp. 2 - Mykorrhizapilze min. 4 -

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