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Schützen & Erhalten · Dezember 2022 · Seite 18 schreibt einen Sicherheitsabstand vom augenscheinlich nicht mehr befallenen Holz von 30 cm über die letzte, sichtbare Befallsgrenze hinaus vor, bis zu dem das Holz ausgebaut und entsorgt wird (ge- messen in Faserrichtung; Tab. 2). Kleine Schäden, die sicher trocken sind und es auch bleiben, können u. U. auch belas- sen werden. Rechtliche Aspekte sollten aber zuvor geprüft werden. Weiteres zur Gebäude-Sanierung siehe bei Flohr [4] und Zujest [10]. Allgemeine Hinweise für die Bestimmung von Hausfäule- und Bauholzpilzen (Auswahl) 1. Fäule-Ausmaß grob einschätzen und ggf. Gebäude/Bauteil sichern, ggf. sperren. 2. Vor Ort ist die Fäuleart zu prüfen. Gibt es befallenes Holz? Liegt eine Braun-, Weiß- oder Moderfäule vor (Abb. 3 bis Abb. 6)? Hinweis: Moderfäule kann nur aufgrund des Standortes vermutet werden. Mit der Schneideprobe kann die Einschätzung verbessert werden (Details siehe in [7]). 3. Mycelien, Stränge und ggf. Frucht- körper sichern und dokumentieren – Kamera, nur zur Not mit dem Handy. Feuchte Proben sind in aus- reichend saugfähigem Material zu verpacken. 4. Hinweise auf Mehrfachbefall prü- fen (Abb. 14). Wurden die schönen Becherlinge eingesammelt, aber der maßgebliche Braunfäule-Erreger übersehen? Umschau halten: Liegt nur eine Fäule-Art vor oder mehrere? 5. Sind keine Mycelien, Stränge oder Fruchtkörper offensichtlich, können Bauteilöffnungen Mycelien oder Stränge zu Tage fördern. Haus- und Kellerschwamm wachsen z. B. oft in Fugen und tief im Mauerwerk. Hier kann die Endoskopie weiterhelfen oder auch ein gezogener Stein und ein Taschen- oder großer Zahnarzt- spiegel. Ist die Öffnung groß genug, kann eine kleine hochwertige Kamera eingeschoben werden und wertvolle Bilder liefern. 6. Ist kein sichtbares Mycel auffindbar, sollten Holzteile zur Untersuchung im Fachlabor so ausgewählt werden, dass ein Übergang von gesundem zu befallenem Holz in der Probe vor- handen ist, da dann die Substrathy- phen beurteilt werden können (Abb. 16). Dabei sollten insektenbefallene Hölzer und Holzfehler (wie z. B. Äste und Harzstellen) gemieden werden. 7. Ursache des Befalls prüfen und möglichst zeitnah den Wasserein- trag aufheben oder zumindest vermindern, wenn möglich. Exkurs: Verschiedene relevante Begriffe am Beispiel des Kellerschwammes Wie wird der Braune Kellerschwamm ( Coniophora puteana ) mit Begriffen belegt? Der Begriff „Fäulepilz“ zeigt an, dass der Kellerschwamm ein holzzer- störender Pilz ist, also kein Bläue- oder Schimmelpilz. „Braunfäule-Erreger“ verweist auf die verursachte Fäule. Der Begriff „Nassfäulepilz“ wird von der DIN 68800-4 definiert und gibt eine Sanie- rungsrichtung vor (Gebäude-Sanierung nach den Maßgaben für Nassfäulepilze). Unter dem Begriff „Hausfäulepilz“ wer- den häufige Fäulepilze in/an Gebäuden vereint und unter „Bauholzpilz“ versteht man alle Fäulepilze an verbautem Holz, also auch die im Gala-Bau. Literatur [1] Bavendamm, W. (1936) Erkennen, Nachweis und Kultur der holzverfärbenden und holzzersetzenden Pilze. In: Abderhalben, E. (Hrsg.) Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Urban & Schwarzenberg, Berlin, Abt XII, Teil 2/II, S. 943-1113 [2] Cartwright, K. St. G. (1929) Satisfactory method of staining fungal mycelium in wood sections. Annals of Botany 43, S. 412-413 [3] DIN 68800-4 (2020) Holzschutz – Teil 4: Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten, Beuth, Berlin, 28 S. [4] Flohr, E. (2014) Grundlagen der Sanierung. In: Binker, G.; Brückner, G.; Flohr, E.; Huckfeldt, T.; Noldt, U.; Parisek, L.; Rehbein, M.; Wegner, R. Praxis-Handbuch Holzschutz. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller: Köln, S. 193-201 [5] Flügge, R. (1954) Die gesamte Schutzbehandlung des Bauholzes. 4. Auflage, Carl Marhold Verlag, Halle, 198 S. [6] Hickin, N. E. (1972) The dry rot problem. 2. Auflage, Hutchinson, London, 115 S. [7] Huckfeldt, T.; Schmidt, O. (2015) Hausfäule- und Bauholzpilze. Diagnose und Sanierung. 2. Auflage. Ver- lagsgesellschaft Rudolf Müller: Köln, 610 S. [8] Glauner, R.; Grosser, D.; Grosser, D.; Melcher, E.; Plarre, R. (2022) Holzschutz; Praxiskommentar zur DIN 68800 Teile 1 bis 4. Hrsg. DI, Beuth, Berlin, 376 S. [9] Schmidt, O.; Grimm, K.; Moreth, U. (2002) Molecular identity of species and isolates of the Coniophora cellar fungi. Holzforschung 57, S. 563-571 [10] Zujest, G. (2003) Holzschutzleitfaden. Grundlagen, Maßnahmen Sicherheit. Reihe: Für die Praxis. Bauwesen, Berlin, 252 S. FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ Abb. 15: Doppelbefall mit Stachelsporling (Weißfäule und weiße Mycelien) und Weißem Porenschwamm (Braunfäule-Erreger, unten); Maßstab mit Millimetern. Abb. 16: Brauner Kellerschwamm (Coniophora puteana): Substrat- hyphen durchziehen auf Hyphen-Bahnen Kiefernholz (schwach ge- färbt); Hyphen blau gefärbt mit Pikrin-Anilinblau; nach [2]; 400-fach.

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