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W ie aktuell kann und vor allem sollte eine Fachzeitschrift sein, die wie unsere S&E viermal im Jahr erscheint? Geht es um Tagesaktualität, erübrigt sich die Frage von selbst. Aber wie ist es mit Ereignissen, die kurz nach Re- daktionsschluss der letzten Ausgabe stattgefunden haben, wie zum Beispiel dem 72. DHBV-Verbandstag in Karlsru- he, über den nun 3 Monate später erst berichtet wird? Immer wieder gibt es deshalb Überlegungen hinsichtlich der Frage, was ist wichtiger, dass S&E mög- lichst pünktlich zum Jahreszeitenwechsel bei Mitgliedern und Abonnenten im Briefkasten liegt oder sollte der Redakti- onsschluss bei wichtigen Verbandsereig- nissen zu Gunsten der Aktualität nach hinten geschoben werden? Wir haben uns stets für Ersteres entschieden: Wie anders sollten wir sonst auch den Inte- ressen unserer Partner BuFAS und WTA gerecht werden, die ebenfalls allzu oft auf Aktualität verzichten müssen. Ein anderes Beispiel: Am 9. Dezember, 3 Tage nach Redaktionsschluss, fand die Schlussfeier des Leistungswettbewerbs des Deutschen Handwerks in Augsburg statt. Der Holz- und Bautenschutz war in diesem Jahr erstmals mit zwei Bundessie- gern vertreten. Der beste Geselle in 2022 in der Fachrichtung Holzschutz kommt aus Berlin, der beste in der Fachrichtung Bautenschutz aus NRW. Das hierüber erst in drei Monaten berichtet wird, werden die jungen Herren verkraften können. Skurril wird es allerdings dann, wenn, wie unten unser Glossist, Ereignisse der Zukunft zum Thema genommen werden, die beim Erscheinen bereits der Vergangenheit angehören. So war zum Zeitpunkt, als er seine Gedanken zum sportlichen Großereignis im arabi- schen Wüstensand stilsicher zu Papier brachte, noch nicht einmal das erste Spiel angepfiffen, während der geneigte Leser mittlerweile bereits Zeuge oder Verweigerer des Endspiels sein dürfte. In dieser Hinsicht füllt „Schützen & Erhalten“ gleich mehrere Genres aus. Sie ist Fachzeitschrift mit dem Anspruch, so aktuell wie eben möglich zu sein, wenn es um fachliche Informationen geht. Als Chronik ist sie von der Tagesaktualität befreit und als Informationsquelle rich- tet sie den Blick in die Zukunft, unter dem Motto, je früher wichtige Termine bekannt sind, desto besser. Deshalb schon jetzt notieren und entsprechend blockieren: Der 73. DHBV-Verbandstag findet vom 05.-07. Oktober auf Schloss & Gut Ulrichshusen in Mecklenburg- Vorpommern statt. Ihr Friedrich Remes I GLOSSE I I EDITORIAL I Katar… [Entzündung von Schleimhaut der Atmungsorgane, die mit einer vermehrten Absonderung wässrigen oder schleimigen Sekrets verbunden ist] ... I hh, also die nächste Pandemie, die die gebeutelte Weltbevölkerung diesen Winter zu ertragen hat. Dachte der fußballaverse und, wie sich nun herausgestellt hat, spätlegas- thenische Glossist ob der Schlagzeilen der letzten Tage und Wochen. Ist aber auch schwer zu verstehen. Fußball-WM im tiefsten Winter, wie soll es da wieder ein „Sommermärchen“ geben. Wie konnte es nur dazu kommen? Die Chronologie der Entscheidungen ver- lief wie folgt, schenkt man dem Flurfunk im FIFA-Hauptquartier Glauben: So wurde schon 5 Jahre nach der Vergabe der WM an Katar, dem Blatter Sepp ein Zettel mit einer Klimatabelle zugesteckt, auf dem der völlig über- raschte Funktionär lesen musste, dass man ihm bei der Bewerbung zur WM arglistig verschwiegen hat, dass in der Wüstenenklave in den Sommermonaten Temperaturen bis 50°C bei Luftfeuchtig- keiten von 85% herrschen. Da die FIFA als gemeinnütziger Verein ohnehin weder Vermögen anhäufen noch laufende Gewinne erzielen darf, soll daraufhin zunächst erwogen worden sein, der klimatischen Misere mit groß- zügigen Investitionen in Luftentfeuchter und Klimageräten Herr zu werden. Nach Auswertung von Expertisen über die technische Sinnhaftigkeit sol- cher Maßnahmen, und in Rückbesinnung auf bewährte Traditionen hat man jedoch entschieden, die Gelder anstatt für Kühl- stoffe lieber weiterhin für Schmierstoffe zu verwenden. Weil die FIFA, deren Handeln als gemeinnütziger Verein laut Satzung stets dem Wohl der Allgemeinheit dienen muss, dennoch ihre Kicker wohl nicht den Gefahren von Dehydration und Hitzeschlägen aussetzen wollte, soll dar- aufhin versucht worden sein, für das Tur- nier ein alternatives Land zu evaluieren. Dort sollten, so die Mär, nicht nur moderate Klimaverhältnisse herrschen, sondern auch die Menschenrechte ge- achtet, der Mindestlohn für gewerbliche Arbeitnehmer über 1,40 € liegen und die Berufsgenossenschaften die Baustellen kontrollieren. Nachdem sich dieses Pflichtenheft als ähnlich realistisch herausstellte wie der Züchtungsversuch von eierlegenden Wollmilchsäuen und auch Lummerland wegen einem fehlenden veganen Würstchenstand im Hauptstadtstadion nicht in Betracht kam, hat man sich schweren Herzens entschlossen, nicht den Austragungsort, sondern nur die Austragungszeit anzupassen. Deshalb also darf man sich nicht wun- dern, wenn man in diesem Jahr in den weihnachtlich geschmückten Innenstäd- ten anstatt besinnlicher Adventschoräle heisere Fangesänge zu hören bekommt. Obwohl, ich kenne kaum jeman- den, der der infantilen Aufforderung Infantinos, sich nun endlich auf den Sport zu konzentrieren, da alle nega- tiven Kommentare zur WM im Emirat Heuchelei seien, folgen will. In diesem Sinne: Vielleicht ist es besser, wenn der Mannschaftsbus unserer Elf in Frankfurt auf dem Kurzzeit- parkplatz wartet. Ihr Ralf Hunstock

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