web_S&E_04_2023_ub
nicht zu erreichen. Zudem werden in der Holzmatrix nur einige „Wirkstoffinseln“ geschaffen, die es Insekten und auch Pilzen etwas schwieriger machen, das Holz zu zerstören. Sollte es gelingen, Balkenköpfe allseitig frei zu legen und sie im Oberflächenverfahren zu behandeln, wäre dies effektiver. Eine gute Chance Schäden und Imprägnierungen durch- führen zu können, bietet sich, wenn Balkenköpfe von der Hirnholzseite aus zugänglich sind. Damit erhält man die Möglichkeit, die am meisten gefährdeten Bereiche zu beurteilen und zu behandeln (Bild 14). Insbesondere wird dadurch die Gefahr Trockenrisse anzubohren minimiert, da diese etwa parallel zur Bohrachse verlaufen. Ungeachtet der technischen Mög- lichkeiten und der Wirkung moderner Holzschutzmittel sollte versucht werden, die Gebrauchsklassenzuordnung der Balkenköpfe von der GK 2 in die GK 1 oder GK 0 zu überführen. Bautechnische Maßnahmen in Form eines Wärme- dämmverbundsystems oder der korrekte „luftumspülte“ Einbauzustand reduzie- ren drastisch die Feuchtebelastung am Balkenkopf. Damit wird das Risiko eines daraus resultierenden Bauschadens, infolge eines Pilz- oder Insektenbefalls, vermieden bzw. ist vernachlässigbar. Nichtsdestotrotz verhindern partielle chemische Holzschutzmaßnahmen an Balkenköpfen, dass sich aus einem nicht kontrollierbaren Mangel (verursacht durch holzzerstörende Organismen) ein Bauschaden entwickelt. Das fachkundige Abschätzen einer möglichen Gefahr lässt den Experten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen bautechnischen und chemischen Holzschutz finden. Literatur: [1] Holzschutz, Praxiskommentar zur DIN 68800 Teile 1 bis 4, Beuth Verlag GmbH Berlin Wein Zürich, 3, Auflage 2022. [2] Theodor Böhm, Handbuch der Holzkonstruktion, Berlin Verlag von Julius Springer 1911. [3] Franz Stade, Die Holzkonstruktionen, Leipzig 1904. [4] Dr. Richard Falck, Hausschwammforschung, Achtes Heft Jena, Verlag von Gustav Fischer, 1927. [5] Klaus-Dietrich Clausnitzer, Historischer Holzschutz, ökobuch Verlag Staufen bei Freiburg 1990. [6] DGfH-Merkblatt, Sonderverfahren zur Behandlung von Gefahrstellen, März 2003. Bildnachweise: Bild 1, 5, 7, 8, 11 bis 14: Ing-Büro E. Flohr GmbH Bild 2: Theodor Böhm, Handbuch der Holzkonstruktion Bild 3: Franz Stade, Die Holzkonstruktionen Bild 4: Dr. Richard Falk, Hausschwammforschung Bild 6: Dr. Richard Falk, Hausschwammforschung Bild 9: DGfH Bild 10: DIN-Kommentar 6000, Teil 4 Bild 11: Austritt von Holzschutzmitteln auch aus kleinen, bisher nicht erkennbaren Haarrissen Bild 12: Bohrlochdrucktränkung an einem freigelegten Balkenkopf Bild 13: Bohrlochtränkung (drucklos) inkl. Oberflächenbehandlung am Balkenkopf Bild 14: Bohrlochdrucktränkung über das Hirnholz an einem Balkenkopf Schützen & Erhalten · Dezember 2023 · Seite 16 FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ
RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=