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Die Frage „Denkmalgerechte Sanie- rung – wie geht das?“ beantwortete Helmuth von Maltzahn auf ganz unter- schiedliche Weise mit vielfältigen Fo- tos in einem spannenden Vortrag. Der Referent beschrieb, dass er als Kind von Flüchtlingen 1949 in der Nähe von Stade in finanziell schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sei. „Zu- hause wurde immer über die verlore- ne Heimat Mecklenburg-Vorpommern gesprochen, über die Geschichte, die Menschen und Besitz, der meinen El- tern gehörte – Häuser, Herrenhäuser, Schlösser. Die alte Heimat war weiter weg als der Mond. Und dennoch war mir Mecklenburg-Vorpommern im- mer sehr nah.“ Nachfolgend nahm der Referent seine Zuhörer mit auf eine spannende und aufschlussreiche Rei- se durch sein Lebenmit alten Häusern, geschädigt durch Holzwurm, Wasser und Schwamm. Sein erstes Projekt war Schloss Braunshards vor den Toren Darm- stadts. „Hier galt es anzupacken. Die Aufgaben mit den Besten der Besten lösen.“ Nach rund acht Jahren war das Familiendomizil zumEinzug bereit. Mit aufschlussreichen Fotos aus der An- fangsphase, der weiteren Dokumen- tation der Restaurierungsarbeiten, bei denen viele Zuschauer nicht glauben konnten, dass aus dieser Ruine ein späteres Glanzstück entstehen könn- te, nahm von Maltzahn das Publikum mit auf seine abenteuerliche Baustel- lenarbeit. Manch anderer hätte dem Referenten nach dieser anspruchs- vollen und zeitraubenden Arbeit Ruhe auf Lebenszeit gegönnt, so nicht Hel- muth von Maltzahn. Nach dem ersten gelungenen Projekt folgten viele wei- tere, wie beispielsweise das älteste noch existierende Haus der Familie in Ulrichshusen. „Bei der ersten Besich- tigung der Ruine schiss mir eine Eule auf die Schulter. Ein wahres Himmels- zeichen: fang doch einfach an.“ Es folgte der Wiederaufbau des Guts- hauses Tressnow, dann die ehemalige Barockanlage in Gützkow. Humorvoll erzählte der Referent anschließend von der Zwangsversteigerung eines ehemaligen Wasserschlösschens in Gnemern, dem Haus seiner Großmut- ter. „Gefühlt für mich saßen bei der Versteigerung 100 Jahre Knast um mich herum. Warum? Bis zur Verstei- gerung wurde das Anwesen als Bordell und Sado-Masoclub genutzt. Die woll- ten das natürlich soweiterführen. Zum Glück erhielt ich den Zuschlag.“ Vor dem Hintergrund dieser vielfäl- tigen Restaurierungs- und Renovie- rungsarbeiten wäre es für die Zuhö- rer in der MuK verständlich gewesen, wenn Helmuth von Maltzahn mit dem Projekt Wasserschlösschen einen Schlusspunkt gesetzt hätte. Doch weit gefehlt. Das nächste Projekt war ein weiteres altes Haus der Familie in Tützpatz: „Eine unglaubliche Müllbu- de und wieder Hausschwamm.“ Heutiges Fazit des eloquenten Refe- renten: „Alle Gebäude sind gerettet und für die Nachwelt erhalten. Sie sind geschützt vor Schwamm und Holz- wurm. Es gilt jetzt, hoffnungsvoll auf die nächste, verantwortungsbewusste Generation zu schauen.“ Vortrag von Helmuth von Maltzahn über denkmalgerechte Sanierung Ein Leben mit alten Häusern Erzählte von seiner spannenden und aufschlussreichen Reise durch ein Leben mit alten Häusern: Helmuth von Maltzahn. Foto: Krause Schützen & Erhalten · Dezember 2023 · Seite 79

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