S&E Glossary

Tiefsten Winter mitten im Juni mit Neuschneefällen um die 40 Zentimeter – das erlebten jene Ansba- cher, die in den Lechtaler Alpen auf 2380 Meter Ur- laub und Freizeit opfer- ten, um den Bestand der Hütte des Ansbacher Al- penvereins, welche auf normalem Verkehrsweg nicht zu erreichen ist, zu sichern. Doch nicht nur Wetterkapriolen erschwerten die Sanierung des in den Sommermonaten meist überbelegten Schutzhauses, der Hausschwamm hatte sich weit intensiver in dem 100 Jahre alten Gemäuer und Gebälk aus- gebreitet als man vorher erwar- tet hatte. Rolf Körner gehörte zu je- nem Kernteam, das unter der Bauleitung des Architekten Ar- min Völkert die nicht einfachen Bau- und Schwammsperrarbei- ten an dem maroden Altbauteil des mächtigen Schutzhauses ausführte. An Kosten für den Ansbacher Alpenverein fielen übrigens nur Material- und Transportkosten an, denn alle anderen Arbeiten wurden ehren- amtlich und kostenlos von Alpenvereinsmitgliedern oder Firmen wie dem Ansbacher Holz- schutzunternehmen Eichhorn, dem Zimmereibetrieb Vogel, dem Stuckateur Redlingshöfer und dem Architekturbüro Völkert geleistet. Die erforderlichen Schwammsperrmittel wurden von Herrn Bräunlein (Firma Kul- ba Bauchemie) hierfür zu Son- derpreisen zur Verfügung ge- stellt. Viel Geld für Hubschrauber Eine Knochenarbeit war es schon allein deswegen, weil die Hütte nur zu Fuß oder per Hub- schrauber erreichbar ist. So begannen die Arbeiten an der Hüttensanierung erst einmal im Tal: Bei der Einrichtung eines Materialdepots auf 1100 Meter über Meereshöhe an der per Luftlinie von der Hütte aus am schnellsten erreichbaren Stra- ße, wo Schwammsperrmittel, Geräte, Balken, Bretter, Zement- säcke usw. zunächst in hand- lichen 750 Kilo-Packs zusam- mengestellt wurden. Genau diese Last nämlich kann der Hubschrauber tragen, den man für den Materialtrans- port angemietet hatte, – mit Kosten von insgesamt rund 10.000 Euro – weil die sonst dafür eingesetzte Materialseil- bahn noch von dicken Schnee- massen blockiert war. Wie hoch der Schnee an der Hütte noch lag (etwa 3 Meter), erfuhren die Männer als sie nach mühsamen Aufstieg den Eingang zum Schutzhaus erst einmal stundenlang freischaufeln mus- sten, um erschöpft und frierend im völlig durchkühlten Haus die Nacht zu verbringen. Dann aber wurde es den ehrenamtlichen Arbeitern umso wärmer. Durch- schnittlich 12 Stunden am Tag schufteten die Männer, durch den Schnee teilweise tagelang von der Außenwelt abgeschnit- ten, in der für die meisten un- gewohnten Höhe. Wegen der Kälte war dicke Winterbeklei- dung nötig, darunter aber rann der Schweiß vor allem, wenn über der Winter- auch noch Schutzkleidung und Atemschutz getragen werden musste. Der Hausschwamm hatte sich in dem alten aus Bruch- stein errichteten und nur mit Lehm vermauerten Wänden und dem Balkenwerk in einem Maße ausgebreitet, dass schon die Holzvertäfelung mancher Räu- me von den Wucherungen weg- gesprengt wurde. Weitaus schlimmer als be- fürchtet war das, was nach Entfernung der Decken, Böden und Holzverkleidungen vorge- funden wurde. Der Befall war so arg, dass die Freiwilligen mit Pickel und Schaufel (insgesamt 8 Werkzeuge überstanden den Einsatz nicht) teilweise in den gewachsenen Fels vordringen mussten. Eine heikle Angelegen- heit, weil die Statik des Bau- werks angesichts des ungewohn- ten Umfangs der Arbeiten nur durch dauerhaftes „Umbolzen“ mit beweglichen Stützen gesi- chert werden konnte. Da die Hüttensaison bereits am 2. Juli begann, mussten bis dahin alle Arbeiten inkl. dem Innenaus- bau fertiggestellt sein, auch wenn das Wetter nicht so sehr mitspielen wollte wie es die Ver- antwortlichen gerne gesehen hätten. Arbeitsablauf der Schwammsperrarbeiten Aufgrund des Aufbaus des Mauerwerks (unterschiedlich AUS DER PRAXIS Ansbacher Alpenverein sanierte seine Hütte in den Lechtaler Alpen Knochenarbeit im Neuschnee Durch Schnee von der Außenwelt abgeschnitten. Der Material- transport erfolgte per Hubschrauber. Schwammbaustelle auf 2380 Meter Höhe.

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