S&E Glossary
Schützen & Erhalten · September 2004 · Seite 26 Einleitung Das Thema „Schimmelpilze“ beschäftigt in den letzten Jah- ren wieder mehr und mehr die Fachwelt. Begründet ist dies zum Einen in der Zunahme der Schadenshäufigkeit und der all- ergischen Krankheitserscheinun- gen in der Bevölkerung und zum Anderen in der Streitfrage, ob ein Bauwerksmangel (bauphy- sikalische Faktoren), Nutzerver- halten (falsches Heizen und Lüften) oder eine Kombination aus beiden Faktoren schadens- ursächlich ist. Während früher hauptsächlich Bauphysiker und andere Baufachleute über Wär- mebrücken und U-Werte (damals k-Werte) diskutierten, beschäf- tigen sich inzwischen auch Bio- logen, Mediziner und Juristen mit dieser komplexen Problema- tik. Im Folgenden sollen Wachs- tumsfaktoren, Gründe für das vermehrte Auftreten von Scha- densfällen in den letzten Jahrzehnten, bauphysikalische Grundlagen, Bekämpfungsmög- lichkeiten des Schimmels und Sa- nierungsvorschläge sowie juristische Aspekte der Proble- matik betrachtet werden. Allgemeines: Die Zahl der vorkommenden Pilzarten wird auf über 250.000 geschätzt, von denen bisher etwa 100.000 bekannt sind. Die Vermehrung erfolgt überwiegend asexuell über Sporen, die in die Raumluft abgegeben werden. Schimmelpilzsporen umfassen in aller Regel den Größenbereich von 3 bis 20 µm (1 µm ent- spricht 1/1000 mm) und haben einen Durchmesser unter 10 µm. Dies bedeutet, dass sie vom Menschen eingeatmet werden und über weite Strecken schwe- ben können. Die ca. 200 Arten, die bevorzugt in Wohnräumen vorkommen, machen dabei nur einen geringen Anteil aus. Nach Schätzungen reagieren inzwi- schen bis zu 25% der Bevölke- rung allergisch auf Schimmelpil- ze. Besonders gefährdet sind hierbei Personen mit ge- schwächtem Immunsystem, äl- tere Leute und Kleinkinder. Da erwiesenermaßen einige Schim- melpilze Gifte erzeugen können, dürfen durch sie ausgelöste Krankheiten nicht unterschätzt werden. Die Aufnahme von Schimmelpilzen erfolgt beim Menschen überwiegend über die Atemwege und den Magen- Darm-Trakt. Krankheitsbilder können Husten- und Niesreiz, Fließschnupfen, Asthma, Magen- Darm- Erkrankungen bis hin zu Gedächtnis- und Sprachstörun- gen sein. Es gibt jedoch keine Studie, aus der eindeutig her- vorgeht, ab welcher Konzentra- tion an Schimmelpilzen in der Luft mit gesundheitlichen Aus- wirkungen zu rechnen ist. Wachstumsfaktoren: Für das Wachstum von Schimmelpilzen sind mehrere Faktoren nötig. Die drei Haupt- faktoren sind: – Ein geeigneter Nährboden (Substrat): alle organischen Materiali- en wie z.B. Holz, Spanplat- ten, Tapeten, Papier, Putze, Textilien, Leder, Farben, Lacke, Kunststoffe, Gummi, etc., aber auch ganz allge- mein organische Substanzen wie Hautschuppen oder Hausstaub. Schimmelpilze können aber auch auf Ma- terialien wachsen, die selbst keine Nährstoffe abgeben (z.B. Glas oder Silicon- und andere Dichtstoffe), sich auf diesen aber organische Sub- stanzen abgesetzt haben. – Eine gewisse Umgebungs- temperatur: Pilze bevorzugen feuchtwar- me Luft, passen sich jedoch gut an veränderte Bedingun- gen (Kälte, Wärme, saures oder basisches Klima) an. Es gibt Pilze, die in einem mitt- leren Temperaturbereich (mesophil, 0–40 °C) wach- sen, andere die auch bei höheren Temperaturen gut wachsen können (thermoto- lerant, 0–50 °C) und solche deren Wachstumsbereich bei Temperaturen von 20–60 °C (thermophile Schimmelpil- ze) liegt. – Eine gewisse Feuchtigkeit: Für das Auskeimen von Spo- ren sind nicht grundsätzlich AUS DER PRAXIS Komplexe Problematik: Schimmelpilze in Wohnungen und Gebäuden Typische Pilz-Myzel mit Fruchtkörpern. Stachybotrys Chartarum toxisch und allergen (Quelle Dr. Strohmeyer isa).
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