S&E Glossary

„Wärmelücken“ zwischen den Antennen wurden durch Versetzen um eine halbe Antennenbreite geschlossen. Aufgrund unterschiedlicher Balken- dimensionen kamen verschiedene Hornstrahlan- tennen zum Einsatz. Die technologischen Parameter zum Erhit- zen der Holztafeln (2–3,5 cm Holzdicke) wurden durch Messungen mit der Infrarotkamera wäh- rend des Aufheizvorganges auf der Rückseite der Deckenschalung ermittelt, um ein häufiges Anbohren der Tafeloberseite für Thermosonden zu vermeiden. Zum Nachweis des Bekämpfungserfolges an den farbig gefassten Decken wurden durch das Institut für Holztechnologie Dresden (IHD) Prüf- körper aus Kiefersplintholz mit Serpula lacrymans als Reinkultur zur Verfügung gestellt. Diese Prüf- körper wurden über Bohrungen in verschiedene Deckenbalkenquerschnitte und in zwei bemalte Holztafeln eingelassen. Die ausführende Firma war über die Lage der Prüfkörper in den Decken- feldern nicht informiert. Zwei Rückstellproben verblieben im IHD, während zwei weitere Kontrollproben auf der Baustelle eingebaut, aber nicht bekämpfend behandelt wurden. Der anschließende Vitalitätstest im Labor des IHD ergab bei den Rückstellproben und Kontroll- proben der Baustelle eine deutliche Auskeimung des Hausschwamm-Myzels während an den in Balken und Holztafeln bekämpfend behandelten Proben keinerlei Vitalität des Serpula lacrymans zu verzeichnen war. [3] Vor und während des Mikrowelleneinsatzes wurden die Holzfeuchten an Balken und Holzta- feln überwacht. Im Mittel ergaben sich Schwan- kungen von 3–4% und damit eine kurzzeitige Trocknung der Holzteile von 15–17% auf minimal 12%. Mögliche Veränderungen an der Malschicht wurden visuell kontrolliert. Es traten keine Farb- veränderungen und nur geringfügige Malschicht- ablösungen auf, die lokal nachgefestigt werden konnten. Vereinzelt kam es zu Harzaustritten, die nach Aushärtung des Harzes schadensfrei abgestoßen werden konnten. Schlussbetrachtung Wie bekannt, sieht die DIN 68800/4 im Punkt 10 den Einsatz von elektrophysikalischen Verfahren, zu dem das Mikrowellenverfahren zählt, nur für die Bekämpfung eines Insektenbe- falls vor. Zur Erklärung wird angeführt, dass die Wirksamkeit wie beim Heißluftverfahren darauf beruht, dass das Holz erwärmt wird. Dies bedeu- tet letztendlich, dass auf thermischen Wege der Punkt erreicht werden soll, bei dem ein Schad- organismus abstirbt. Das trifft für das Mikro- wellenverfahren genauso zu. Worin besteht nun der Unterschied in der thermischen Bekämpfung zwischen Insekten und Pilzen, hier Echter Haus- schwamm? In der letalen Temperatur? Schaut man sich die unterschiedlichen Ziel- stellungen der Versuche mittels Mikrowellentech- nik an, die durch die BAM in Zusammenarbeit mit Herstellern dieser Technik gemacht wurden, so wurde bereits 2005 mit Zieltemperaturen von 80°C und mit Haltezeiten von 30 min der Nachweis einer Ab- tötung erreicht. [5] Würde man die Vorgaben der DIN und des entsprechenden WTA-Merk- blattes zum Heißluftverfahren hinsichtlich der Temperatur und der Haltezeit beim Mi- krowellenverfahren anwenden, würde das nur einen Schluss zulassen: nicht effektiv, un- bezahlbar. Das gleiche trifft für die Bekämpfung von Insekten mit der Mikrowellentechnologie zu, wobei die Einschränkung „für begrenzten Insektenbefall“ eine Interpretationsfrage ist. 100 m 2 , 450 m 2 oder gar 2400 m 2 erfolgreich mit Mikrowellentechnologie behandeltes Parkett gegen Lyctus- Befall kann man wohl schwerlich „begrenzt“ nennen. Es ist letztendlich eine Frage, wie viel Tech- nik man einsetzen kann. Ebenso ist im Gelbdruck zum WTA-Merkblatt Sonderverfahren im Holzschutz, Teil 1 Bekämp- fungsmaßnahmen [6] in einer Übersicht ausge- führt, dass die Mikrowellentechnologie zur Be- kämpfung von Pilzen wenig geeignet und für großflächige Anwendung ungeeignet ist. Die Temperatur- und Zeitverhältnisse wurden wie in der DIN dargestellt. Dies begründet sich daraus, dass bei der Er- stellung der Norm Zweifel bezüglich Allgemein- gültigkeit und Praxisbewährtheit elektrophysi- kalischer Verfahren bestanden. [6] Das ist nach nunmehr 10-jähriger, erfolg- reicher Anwendung des Mikrowellenverfahrens sowohl bei der Bekämpfung von Insekten als auch des Echten Hausschwammes unserer Mei- nung nach nicht mehr haltbar. Wie schon ge- sagt, die Beschreibung hier an diesem Objekt ist nur ein Beispiel. So wurde auf dem letzten Sachverständigen- tag EIPOS Holzschutz im Dezember 2013 u. a. ausgeführt: Gerade die Forderungen der Denk- malpflege zum Erhalt historischer Bausubstanz führt in der Praxis immer wieder zur Reduzierung von Rückschnitten, getragen durch die „Denk- malpflegeklausel“ in der DIN 68800/4. Das Säch- sische Denkmalschutzgesetz (SächsDschG) bietet hier Rechtssicherheit. In der Praxis wird damit der Einsatz von alternativen Sonderverfahren abgedeckt, auch ohne Fixierung in Normativen Anhängen bzw. nach Anerkennung als allgemein anerkannte Regel der Technik. [7] Dirk Böhme, Dipl.- Bauing. (TU), Restaurator (HfBK), Sachverständiger für Holzschutz, Büro für Bauuntersuchung und Restaurierung Böhme & Wiedemann, Dresden Steffen Steinbach, Dipl.-Ing., Sachverständiger für Holzschutz (EIPOS), MTB Mikrowellentechnik Bauwerks ­ erhaltung Holzschutz, Mittenwalde Bilderquelle: Dirk Böhme Literaturangaben: [1] Bericht zur historischen Bauforschung und restau- ratorischen Bestandsaufnahme, Neuunterbringung Finanzamt Pirna – Herrenhaus, Verfasser Dirk Böh- me, 2014, Archiv des Staatsbetrieb Sächsisches Im- mobilien- und Baumanagement, NL Dresden I. [2] Holzschutztechnisches Gutachten, Neuunterbrin- gung Finanzamt Pirna - Herrenhaus, Verfasser Dirk Böhme, 2013, Archiv des Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, NL Dresden I. [3] Prüfbericht Nr. 1213183, Bereitstellung und Unter- suchung von Proben für die Erfolgskontrolle einer Schwammbekämpfung (Finanzamt Pirna, Bekämpfung durch Mikrowellenbehandlung, Institut für Holz- technologie Dresden gemeinnützige GmbH, 2013, Archiv des Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, NL Dresden I. [4] BAM – Untersuchungsbericht 4.1/8497 vom 4.7.2012. [5] BAM – Untersuchungsbericht IV.1/7882 vom 2.11.2005. [6] „Thermische Bekämpfungsverfahren im Holzschutz mit elektromagnetischen Wellen“, Rüdiger Plarre, Steffen Steinbach, Ulf Roland, Ulf Trommler, Chri- stian Hoyer, Vortrag zur 22. Holzschutztagung 2013 des sächs. Holzschutzverbandes e.V. am 16.03.2013 in Dresden. [7] „Mikrowellen gegen Echten Hausschwamm“, Jan Körner, Susanne Baumann-Ebert, EIPOS Tagungs- band Holzschutz 2013. Thermografie-Aufnahme während der Behandlung eines Deckenfeldes. Thermografie-Aufnahme (unten) während der Behandlung eines Balkenabschnitts. Praxis Schützen & Erhalten · März 2014 · Seite 28

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