S&E Glossary

Leider war es mir nicht gelungen, rechtzeitig meine zahlreichen Anmerkungen betreffs Scha- densbeschreibung (z. B. sind im Bild zwei wei- tere Feuchteschäden außerhalb der Zwischen- sparrendämmung zu erkennen), Dreidimensi- onalität des Aufbaus der Dachschale, Zustand der Dachabdichtung, Wind- und Luftdichtheit, Wasserdampfdiffusion, Werkstoff der vorgefun- denen Luftdichtung, sd-Wert, feuchteadaptiv, Leckageortung, Luftdichtheitsprüfung (lt. EnEV, aber Fugendurchlässigkeit!), Rücktrocknung, Ein- fluss des Gründachs, gestalterische Akzeptanz vs. Schutz gegen Feuchteschäden, Pilzwachstum in- folge mangelhafter Winddichtheit, Bautrocknung gegen aufschaukelnde Feuchtigkeit, Korrektheit der Konstruktion und Bauausführung, Lösbar- keit des Problems sowie Rolle des Aufwandes in Gutachten („wie viel Sanierung ergibt Sinn?“) zu dem Artikel von Kopff auf Leserbriefumfang einzugrenzen. Ich danke Herrn Kopff für seinen Mut, mit seinem Artikel all diese Fragen zur Dis- kussion zu stellen, kann aber hier unmöglich auf alle Fragen eingehen und will mich deshalb auf die Ursachensuche konzentrieren. Kopff erwähnt zwei vorgefundene Feuch- teschäden: 1. Schimmelpilzbefall im Bereich von nicht sauber anliegenden Abdeckblechen sowie 2. feuchte Schalung und Mineralwolle der Zwi- schensparrendämmung entfernt von Trauf- und Firstlinie. Zu 2.: Offensichtlich kommt es zur Tauwasser- bildung. Als mögliche Ursache hierfür wurden Leckagen in der raumseitigen Luftdichtheitse- bene genannt. Die Ortung von Leckagen in der Luftdichtheitsebene ist extrem mühselig und flächendeckend praktisch unmöglich. Eine dies- bezügliche Vermutung sollte gleich in eine voll- flächigen Erneuerung der Luftdichtung münden. Kann eine „ausreichende Rücktrocknung“ Abhilfe schaffen? Der warnende Hinweis Kopffs auf den feuchteempfindlichen Dämmstoff Mineralwolle ist hier mehr als angebracht! Aber ist das die einzige und alleinige mög- liche Ursache? In jeder Dämmung gegen eine außenseitige diffusionsdichte Abdichtung wird Fachbereiche Sachverständige Leserbrief… …zum Artikel „Schimmel unterm Gründach – wie viel Sanierung ergibt Sinn?“ (S&E 4/2011) Leserzuschriften veröffentlicht die Redaktion ohne Rücksicht darauf, ob die darin zum Aus- druck gebrachten Ansichten mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion behält sich vor, sinnwahrende Kürzungen vorzu- nehmen. Die Redaktion legt Wert darauf, dass die Zuschriften mit Namen und Anschrift des Einsenders veröffentlicht werden. nämlich der Taupunkt unterschritten, dagegen hilft keine Dampfdiffusionsbremse, auch keine feuchteadaptive und erst recht keine „diffusi- onsoffene“ Luftdichtung. Immer wieder ist die Wasserdampfdiffusi- on nicht nur Ursache für Feuchteschäden un- terschiedlicher Art, sondern auch für Missver- ständnisse und Fehlurteile. Vielleicht sollte sie mal zum alleinigen Thema eines Workshops in unserem Verband gemacht werden. Zu 1.: Als Ursache nennt Kopff die nicht winddichte Ausführung des traufseitigen Ab- schlusses des gedämmten Zwischensparrenfaches. Konsequent wäre es dann, hier eine winddichte Konstruktion herzustellen. Ungeachtet dessen sollte man sich jedoch fragen, ob eine außensei- tige Leckage tatsächlich die Ursache für dieses Schadensbild sein kann. Warme feuchte Luft als Wachstumsvoraussetzung für Schimmelpilze ist in der vorliegenden Konstruktion tatsächlich zu erwarten infolge des Zusammenspiels von Wasser- dampfdiffusion durch die „Luftdichtung innensei- tig“, von Tauwasserverdunstung (Rücktrocknung) und von Luftkonvektion durch Leckagen, jedoch nicht allein wegen mangelhafter Winddichtung. Um es sarkastisch zu sagen, ist glücklicherweise der Schimmelbefall das Vorsignal auf mögliche Feuchteschäden in der Dachkonstruktion, deren Ursache ich unter Punkt 2 andeutete. Ich kann mich mit der Aussage, dass hier „im Großen und Ganzen sorgfältig gearbeitet und die Details… eigentlich auch richtig gewählt und ausgeführt“ wurden, überhaupt nicht anfreun- den. Warum konstruieren wir solche fehler- und schadensträchtigen Aufbauten, wenn es bessere gibt? Liegt hier gar ein weiteres Beispiel für die Unzulänglichkeiten von Regelwerken vor? Nach dem Schaden ist man hoffentlich klüger. Man kann nun feuchteresistente Dämmstoffe ein- bauen und zyklisch zwangstrocknen und hoffen, dass alles gut geht oder eine taupunktfreie Kon- struktion aufbauen (z. B. belüftetes Dach oder ausreichend dicke Außendämmung). Dr.-Ing. Manfred Wolf Ingenieurbüro Dr.-Ing. Wolf Energie-Umwelt-Bautenschutz Zum Lindenhof 12 09212 Limbach-Oberfrohna Telefon (03722) 818998 E-Mail: manfred.wolf2@gmx.de Schützen & Erhalten · Juni 2012 · Seite 22

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