S&E Glossary

Kurzprofil Autor: Wolfgang Krauß, Diplom Be- triebswirt, seit über 22 Jah- ren in der betriebswirtschaft- lichen Beratung von Hand- werksbetrieben tätig. Kontakt: Weichselbrunn 8 83137 Schonstett E-Mail: wolfgangkrauss-beratung@t-online.de Mobil: (0172) 7499102 Betriebswirtschaft Auch wenn sich die aktuelle Auftrags- situation im Holz- und Bautenschutz insgesamt positiv darstellt, führt dies nicht zwangsläufig in den Betrieben auch direkt zu einer besseren Ertragslage. Nach der wirtschaftlichen Situation befragt, wird trotz guter Auslastung hierbei vom Unternehmer nicht selten gleichzeitig die schlechte Marktpreissituation beklagt. Scheinbar greifen im Holz- und Bautenschutz, wie übrigens in anderen Gewerken auch, die the- oretischen Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage und die sich hieraus ergebende Preis- bildung nicht so richtig. Grund genug sich Ge- danken darüber zu machen, wo der Betrieb selbst direkten Einfluss auf die Ertragslage nehmen kann. Wie sich hierzu in der Praxis gezeigt hat, geht es dabei weniger um die Frage, wo können Kosten reduziert werden, als um die Frage, wie können betriebliche Prozesse effektiver gestal- tet werden. Insbesondere in wirtschaftlich an- gespannten Zeiten werden nicht selten Schnell- schüsse im Bereich der Einsparungsmaßnahmen abgegeben, die sich im Nachhinein als subop- timal herausgestellt haben. Gemäß dem Motto „jetzt wird gespart, egal was es kostet“, bleibt der andere Weg, die den Mitarbeitern bezahl- te Arbeitszeit möglichst effektiv zu gestalten. Spätestens jetzt klingeln bei vielen un- seren Mitarbeitern die Warnglocken und es gei- stert der Begriff der Produktivitätssteigerung durch die Lande. Negativ besetzt, da dieser fälschlicherweise mit schneller arbeiten gleich- gesetzt wird. In Einzelfällen wird sogar vom Chef selbst demonstriert, wie die handwerkliche Umsetzung in der Praxis auszusehen hat. Wobei in der kurz- zeitigen Demonstration auch beachtliche Ergeb- nisse erzielt werden. In diesem Zusammenhang darf aber vermutet werden, dass bei einer ganz- tätigen Vorführung die Leistungskurve einen eher flacheren Verlauf nehmen wird. Keiner bringt auf Dauer 110% Leistung. Weder der Mitarbeiter, noch der Unternehmer. Wenn es also darum geht die vorhandene Arbeitszeit möglichst produktiv einzusetzen, stellt sich als erster Ansatz die einfache Frage: Was hält uns denn vom Arbeiten ab? Denn eine Lohnzahlungsstunde auf der Baustelle entspricht nicht zwangsläufig einer „Produktivstunde“, was Untersuchungen hierzu belegen. Danach befragt, werden immer wieder zwei „Unproduktivfaktoren“ genannt. Das private Telefonieren und Simsen und, der Klassiker, das Rauchen. Natürlich ist das Rauchen keine neu- zeitliche Modeerscheinung und wurde auch in der Vergangenheit praktiziert. Was sich aller- dings geändert hat, ist der Umstand, dass un- sere Kunden wesentlich preissensibler geworden sind. Unproduktive Zeiten hat es schon immer gegeben und wird es auch in Zukunft geben. Während diese aber in früheren Zeiten im Ge- samtpreis beinhaltet waren, stellen sie heute in Zeiten knapper Margen ein K.O.-Kriterium dar. Natürlich sieht der Mitarbeiter vorrangig nur seine eigene Situation und was machen da die drei bis vier Zigarettenpausen am Tag schon aus. Nicht selten verbunden mit dem Argument: „Ich rauche und arbeite gleichzeitig“ oder auch: „Ich bin als Raucher immer noch schneller als der Nichtraucherkollege“. Nur auf den gesamt- en Betrieb hochgerechnet, laufen am Jahresen- de Kosten auf, die eine Höhe erreichen, mit der der Betrieb bspw. seine Zinsen bedienen könnte. Um auch die Mitarbeiter über die Notwendigkeit gewisser Unterlassungen überzeugen zu können, ist es hilfreich, wenn man die Dimension der Auswirkungen darstellen kann. So fallen neben den Kosten der Lohnzahlung für die Raucher- zeiten parallel die vom Arbeitgeber zu tragenden Lohnnebenkosten, wie die Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung, Berufsgenossenschaft, Kassenbeiträge etc. an. Diese auch lohngebun- denen Gemeinkosten genannten Aufwendungen betragen im Durchschnitt zwischen 70% und 80% des gezahlten Stundenlohnes. Doch hier hört der betriebliche Kostennach- teil durch das Rauchen nicht auf. Unterstellt man, dass die durch das Rauchen verloren ge- gangene Zeit dafür hätte genutzt werden können, um andere Aufträge abzuarbeiten, so ist dieser „Verlust“, entstanden durch verlorene Erträge (Deckungsbeiträge), in die Gesamtbewertung einzubeziehen. Geht man von einem Betrieb mit vier Mitar- beitern aus, die alle rauchen und rechnet man nach Abzug von Urlaub, Krankentage etc. mit 220 Arbeitstagen je Mitarbeiter, dann fallen im Jahr bei 30 Minuten unproduktiver Raucherzeit am Tag für alle Mitarbeiter rund 440 Stunden an. Diese Zeit wird vom Betrieb bezahlt, mit dem jeweiligen Stundenlohn und den darauf anfallenden lohngebundenen Gemeinkosten. Im Beispiel eines Durchschnittslohns in Höhe von 14,– Euro die Stunde und einem 80%-igen Zu- schlag für lohngebundene Kosten belaufen sich die direkten „Raucherkosten“ für den Betrieb bereits auf rund 11.000 Euro. Da die Mitarbeiterstunde nur einmal ein- gesetzt werden kann, fehlt diese Zeit für die mögliche Abarbeitung eines anderen Auftrags. Unterstellt man eine Marktpreissituation die ei- nen Verrechnungssatz von 45,– Euro die Stunde zulässt und zieht hiervon die direkten Kosten für Lohn, lohngebundene (80%-Sozialabgaben, Kas- senbeiträge, Weihnachtsgeld…) und leistungs- bedingte (20%-Sprit, Hilfs- und Betriebsstoffe) Kosten ab, so verbleibt ein Deckungsbeitrag in Höhe von 17,– Euro die Stunde. Bei 440 un- produktiven Raucherstunden ein fehlender De- ckungsbeitrag von gerundet 7.500 Euro. Der „Gesamtverlust“ der Raucherzeiten sum- miert sich in diesem Beispiel auf eine Höhe von 18.500 Euro (11.000 Euro lohn- und lohngebun- dene Kosten zzgl. 7.500 Euro entgangener De- ckungsbeiträge). Und das bei einer Unproduk- tivität von „nur“ 30 Minuten am Tag. Ein eher vorsichtiger Ansatz. Bedenkt man jetzt noch welche Zeiten dem Betrieb durch die Überziehung von Pausen oder einer ineffektiven Baustellenvorbereitung ver- loren gehen, wird schnell deutlich, wo ange- setzt werden kann, wenn es um eine sinnvolle und wirksame „Produktivitätssteigerung“ geht. Na dann, auf eine letzte Zigarette. Kosten der Unproduktivität Der Klassiker „Rauchen“ Foto: Günter Havlena · pixelio.de

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