S&E Glossary
„lösemittelhaltig“ und „wässrig“ nebeneinander. Die jüngste Entwicklung bei Hydrophobierungs- mitteln ist die so genannte Cremetechnologie. Hier werden die Produkte mittels patentierter Verfahren sozusagen „schaumig gerührt“. Das auf diese Weise pastös eingestellte Produkt verweilt über einen gegenüber flüssigen Produkten sehr viel längeren Zeitraum auf der Fassadenoberflä- che und hat so die Möglichkeit hohe Eindring- tiefen zu erreichen. Ein weiterer baupraktischer Vorteil der Cremetechnologie ist die einfache, punktgenaue Verarbeitbarkeit – der Material- auftrag über Kopf ist ohne Tropfverluste pro- blemlos möglich. Die aufwendigen und Kosten verursachenden Schutzmaßnahmen angrenzen- der Bauteile können deutlich minimiert werden. Gearbeitet wird bei der Cremetechnologie mit einer definierten Auftragsmenge zwischen ca. 150–300g/m². Wirkstoffe In Hydrophobierungsmitteln der modernen Art, egal ob lösemittelbasiert oder in Form einer wässrigen Emulsion, werden Silane bzw. Siloxa- ne als Wirkstoff eingesetzt. Diese sind jedoch keine gänzlich unterschiedlichen Wirkstoffar- ten sondern ein Siloxan ist lediglich eine etwas größere „Ansammlung“ von Silanen, die bereits miteinander reagiert haben (Bild 6). zentration als in den tiefer liegenden Bereichen erzeugt. Es entsteht ein kontinuierlicher, „sanf- ter“ Übergang von der hydrophobierten Ober- flächenzone zur nicht hydrophobierten, tiefer liegenden Zone. Nach Abschluss der Reaktion der Silane und Siloxane entsteht ein Silicon- harznetzwerk. Dieses Netzwerk hat die Struktur eines Spinnennetzes, d. h. es hat lediglich eine zweidimensionale und keine dreidimensionale Ausdehnung. Dies ist für die Funktionalität der Hydrophobierungen von immenser Bedeutung. Da das Ergebnis eine lediglich einmolekular di- cke Schicht auf den Porenwandungen ist, wird zwar die Oberflächenspannung verändert – der Kapillarsog wird in eine Kapillardepression umge- wandelt – der für die Dampfdiffusion notwendi- ge offen Porenquerschnitt wird jedoch praktisch nicht eingeschränkt (vergleiche Bild 4). Kurz und bündig In der Praxis begegnet man häufig Ressenti- ments gegenüber hydrophobierenden Imprägnie- rungen. Diese lassen sich in drei immer wieder- kehrenden Fragestellungen zusammenfassen: 1. Ist eine 100%ige Hydrophobierung über- haupt möglich? Durch eine hydrophobierende Imprägnierung wird die vorhandene Grundstreuung der Feuch- teaufnahme der Materialien verändert. Dies kann dazu führen, dass sich die Streubreite der lokal unterschiedlichen Wasseraufnahmekoeffizienten prozentual vergrößert, gleichzeitig wird jedoch die Gesamtwasseraufnahme abgesenkt. Somit ist in praktischer Hinsicht eine 100%ige Hydropho- bierung durchaus möglich. Was es in jedem Fal- le zu vermeiden gilt, sind größere „Fehlstellen“. Dies können z. B. häufige Fugenflankenabrisse sein, die instandgesetzt werden müssen. Solan- ge es sich nur um vereinzelte Fehlstellen han- delt, d. h. also das Verhältnis von Fehlstelle zur Gesamtfläche ausreichend klein ist, besteht in der Regel kein Handlungsbedarf. Sollten sich die Fehlstellen ausweiten, muss z. B. eine Ziegelfas- sadenfläche durch eine Neuverfugung entspre- chend instandgesetzt werden. Hieraus könnte sich die Forderung ergeben, dass hydrophobierte Fassaden in bestimmten Zeitabständen überprüft und ggf. gewartet werden 2. Kann hinter die behandelte Fassadenober- fläche gelangtes Wasser nur zeitverzögert austrocknen? Bereits im unbehandelten Zustand schwankt die Wasseraufnahme einer steinsichtigen Fassade erheblich. Dies ist neben dem unvermeidlichen Wechsel von Stein und Fuge zumeist abhängig von der natürlichen Inhomogenität innerhalb der verwendeten Materialien. Durch eine hydrophobierende Imprägnierung ändert sich die Diffusionsfähigkeit des behandel- ten Baustoffes praktisch nicht. Da die kapillare Saugfähigkeit des Baustoffes jedoch stark ab- gesenkt wird, wird der gegenüber der Diffusion wesentlich leistungsfähigere Mechanismus des Feuchtetransports unterbunden. Was im Sinne des Fassadenschutzes (von außen angreifen- des Wasser soll nicht eindringen können) sinn- voll ist, kann bei einer Hinterfeuchtung der hy- drophobierten Oberfläche jedoch zu Problemen führen. Sie können darin bestehen, dass sich die hydrophobierte Oberfläche vom Untergrund ablöst. Wenn so etwas passiert, ist dafür in der Regel aus anderen Quellen, als über die Fassade aufgenommene Feuchtigkeit verantwortlich. Das häufigste Beispiel hierfür sind Sockelzonen, die durch aufsteigende Feuchtigkeit stark belastet sind (vergleiche Bild 7). Bild 6: Vom Silan zum Siloxan mit (Si-O-Si)-Bindung. Es sind somit gleiche Wirkstoffe, die sich lediglich in Ihrer Molekülgröße unterscheiden. Die bewusste Kombination unterschiedlicher Molekülgrößen birgt für den Einsatz am Bau- werk Vorteile. Da die kleineren Moleküle tiefer eindringen als die Großen, wird in den oberflä- chennahen Bereichen eine höhere Wirkstoffkon- Bild 7: Stark belastete Sockelzone. In solchen Fällen ist eine hydrophobierende Imprägnierung mehr als kontraproduktiv, da sie zu einer Erhöhung der Feuchtegehalte im So- ckelmauerwerk mit entsprechenden Folgeschä- den führen kann. 3. Ist die Haltbarkeit von Hydrophobierun- gen begrenzt? Die Frage nach der Haltbarkeit der Hydropho- bierungen wird bei fast jedem Bauvorhaben er- neut gestellt. Da nach einer gewissen Zeit aus- nahmslos an allen hydrophobierten Bauwerken eine nachlassende Wirkung der Hydrophobierung an der Oberfläche im Sinne eines schwindenden Abperleffektes festzustellen ist, ist diese Frage nicht unberechtigt. Die in der Literatur zu diesem Thema zu fin- denden Angaben sind äußerst unterschiedlich. Es wird von Objekten berichtet, an denen eine Lebensdauer der Hydrophobierung von mehr als 30 Jahren durch Messungen belegt werden konnte. Gleichzeitig werden Objekte beschrie- ben, bei denen die Hydrophobierung bereits nach wenigen Jahren nicht mehr nachweisbar war. Der nach einer gewissen Zeit nicht mehr feststellbare Abperleffekt ist auf den Eintrag hydrophiler Fein(st)staub- und Schmutzpartikel zurückzuführen. Die in die Oberflächenporosität der Fassadenbaustoffe eindringenden Partikel überlagern den wasserabweisenden Effekt des Hydrophobierungsmittels. Bei relativ geschlos- senen Oberflächen, wie sie beispielsweise bei Farbsystemen zu finden sind, kann der Abperl- effekt durch Reinigen der Oberfläche reaktiviert werden. Bei porösen Fassadenbaustoffen, wo die Schmutzpartikel tiefer in die Oberfläche eindrin- gen können, ist dies nicht ohne weiteres mög- lich. Dieser Überlagerungseffekt an der Baustoff- oberfläche ist vermutlich auch als Grund für den Verlust der wasserabweisenden Eigenschaft an Schützen & Erhalten · September 2010 · Seite 14 Fachbereiche Bautenschutz
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