S&E Glossary

Fachbereiche Bautenschutz Jugendstil oder „art nouveo“, wie die kunstge- schichtliche Epoche im Übergang des 19. zum 20. Jahrhundert bezeichnet wird, zeigt sich in der Architektur u. a. durch eine aufwendige Fas- sadengestaltung mittels dekorativ geschwunge- ner Linien und flächenhaft stilisierten Blumen- ornamenten, Figuren und Köpfen mit fantasti- schen Gesichtern. Die überaus dekorativen Fassaden glänzen allerdings nur zur Straßenseite. Die Hinterhö- fe der Miethäuser weisen, neben der in dieser Region typischen, oberirdischen Niederschlag- sentwässerung, die nach Niederschlägen zum sauberen Stadtbild beitrug, deutliche Vernach- lässigungen auf. Die zu vermutenden Schadens- bilder im Inneren der Gebäude sind jedem in der Sanierung Tätigen geläufig. Dieser typische, moderige Geruch der feuchten Bausubstanz steht so im krassen Gegensatz zur Schönheit der Fassaden. Barockschloss Rundale Station auf dem Weg zur dritten und letz- ten Metropole der Studienreise war das Barock- schloss Rundale, auch genannt das „Versailles der Ostsee“. Der italienische Architekt Barto- lomeo Rastrelli, auf dessen Entwurf auch der Winterpalast von St. Petersburg zurückgeht, beschäftigte Handwerker aus ganz Europa, um den auf einer symmetrischen Achse von 2 km konzipierten Schlosstrakt mit 138 Zimmern zu errichten. Im Jahr 1764 führte der italienische Baumeister das zu Ende, was er 30 Jahre zuvor begonnen hatte. Barockstadt Vilnius Vilnius die Hauptstadt Litauens, das letzte Ziel der Exkursion, liegt im Herzen Europas, 26 km vom geographischen Mittelpunkt des Konti- nents entfernt. Über 40 Kirchen prägen das Stadt- bild, so dass die Bewohner der Stadt zu recht behaupten, dass man von jeder Altstadtgasse jeweils mehrere Kirchen gleichzeitig sehen kann. Als eine der größten Städte im Osten wurde Vil- nius in der Vergangenheit Spielball vieler Mächte, so der Ordensritter, Tataren, Russen, Schweden, Polen und Deutschen. Heute ist Vilnius mit sei- nen 560.000 Einwohnern die größte Stadt des Landes. Sie ist katholischer Erzbischofssitz und seit 1579 Universitätsstadt. Die baulichen Wahrzeichen der litauischen Hauptstadt sind die Ruine der Burg von Gedimi- nas auf dem gleichnamigen Hügel aus dem 14. und 15. Jahrhundert sowie die klassizistische Kathedrale Sankt Stanislaus mit ihrem etwas abseits stehenden Glockenturm. Die Altstadt, die sich an den Hängen auf dem linken Ufer der Neris hochzieht, hat eine Fläche von 359 ha und zählt damit zu den größ- ten und besterhaltenen Europas. Seit 1994 ist auch sie UNESCO-Weltkulturerbe. Viele Bausti- le hinterließen hier ihre Spuren, wobei der Ba- rock gegenüber Gotik und Renaissance deutlich überwiegt. Ein Nationaldenkmal Litauens: Die Inselburg Trakai, ehemaliges Bollwerk gegen die Ordensritter im 14. Jahrhundert. Ein imposantes Bauwerk der baltischen Backstein- gotik – die St. Anna Kirche in Vilnius. Vorne hui – hinten nicht selten pfui. Der Glanz der Fassade und die Tristesse der Hinterhöfe. Ein würdiger Amtssitz für einen Präsidenten. Horst Eickhoff vor dem Barockschloss Rundale. Begutachtet fachmännisch die Sanierungsarbeiten – Peter Dahmen in seinem Element. Seminar in der Agentur für die Altstadterneuerung Vilnius.

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