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Schützen & Erhalten · Juni 2008 · Seite 22 Ergebnisprotokoll zur DHBV-Sach- verständigentagung Leipzig, 29. und 30. Mai 2008 Fachbereiche Sachverständige Georg Brückner, Fachbereichs- leiter Sachverständige, eröff- net um 14.15 Uhr die SV-Ta- gung, welche dem Verbandstag in Leipzig vorausgeht. Nach kurzen organisatorischen Hinweisen zum Tagungsab- lauf und Informationen zum Stammtisch, der am Abend im Gasthaus „Bayerischer Bahn- hof“ stattfinden wird, begrüßt Georg Brückner die Referenten des Nachmittags zum 1. Teil der Veranstaltung. Im ersten Vortrag des Tages stellte Herr Dipl.-Ing. Forg von der Firma maxit sehr anschaulich und wie man unschwer seinem engagierten Vortrag entnehmen konnte, mit Überzeugung den Baustoff Lehm vor. Er beschäftigt sich seit längerer Zeit mit diesem Baustoff und hat mit starken Vorurteilen gegenüber den Lehmputzen zu kämpfen. Seit einigen Jahren erfährt der Lehmputz allerdings eine Renaissance, denn im Rahmen des Einsatzes ökologischer Baustoffe ist auch der Lehm – als pure Erde – wieder ein gefragter Baustoff. Im Innenbereich führt er zu einem positiven Wohnklima und dass nicht nur weil sich seine Ober- fläche warm anfühlt. Der Einsatz von Lehmputzen im Innen- und vor allem auch im Außenbereich sollte allerdings gut geplant sein, denn gerade im Außenbereich eingesetzt, braucht das richtige Lehmhaus „trockene Füße und einen großen Dachüberstand“. Dann funktioniert Lehm auch im Außenbereich. Herr Dr. Kollmann (Fa. epasit) gab einen kurzen Abriss über die Notwendigkeit und Durchführung ei- ner guten Mauerwerksdiagnostik als Vorbereitung einer funktionierenden Sanierungsmaßnahme. Er verwies zugleich auf das gerade erfolgreich durchgeführte erste Seminar des DHBV zur Mauerwerksdiagnostik in Münster. Weitere Seminare wer- den folgen. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Überarbeitung des Merkblattes 4-5-99 „Beurteilung von Mauerwerk – Mauerwerksdiagnostik“ von 1999, da sich nicht nur die An- forderungen an den Sachverständi- gen bzw. Untersuchenden geändert haben, auch die Diagnosemethoden sind einer ständigen Weiterentwick- lung unterworfen. Durch einen beißlustigen Marder wurde Herr Leonhard Gollwitzer an der Anfahrt zur Sachverständi- gentagung gehindert, daraufhin musste der Tagungsablauf kurzfristig geändert werden und es folgten zwei Vorträge zu Rechtsfragen, die uns als Sachverständige immer beschäfti- gen. Nach einem sehr informativen Vortrag von Herrn RA Kleefisch zu Haftungsfragen des Sachverständi- gen, der wie immer noch mehr Fragen aufwarf, über die man sicherlich Tage diskutieren könnte, folgte Herr Prof. Dr. Meiendresch (Vors. Richter LG Aachen). Er hatte die Aufgabe, uns die Möglichkeiten und Risiken nach dem neuen Rechtsdienstleistungs- gesetz aufzuzeigen. Quintessenz dieses Vortrages, das Haftungsrisiko liegt beim Sachverständigen, denn er haftet dann auch für Rechtsfehler. Eine geplante Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten in Bürogemeinschaf- ten, wie im Entwurf des Gesetzes noch vorgesehen, wird es vorerst nicht geben. Sachverständige, die im Sinne des Rechtsdienstleistungsge- setzes tätig werden wollen, sind gut beraten, sich entsprechend weiter zu bilden. Am nächsten Vormittag gab es beim Rechtsvortrag von Herrn Prof. Dr. Meiendresch zur „richtigen Beweisfrage“ einen lebhaften und informativen Einblick in die Fra- gen der richtigen manchmal auch spitzfindigen Formulierungen von Rechtsanwälten und Richtern. Wann ist eine Frage keine Rechtsfrage sondern eine Tatsachenfrage, denn nur diese sind im Beweisbeschluss zulässig. Daraus entspann sich eine rege Diskussion und die Fragen und Einwände der Sachverständigen ergab, dass hier der Sachverständige vor allem bei der Beantwortung der Fragen in seinem Gutachten sehr große Sorgfalt aufbringen muss, um nicht wegen Besorgnis der Befan- genheit abgelehnt zu werden. Dies kann passieren, wenn er tatsächlich eine im Beweisbeschluss enthaltene Rechtsfrage beantwortet, diese aber nicht als solche erkannt hat. Der mit Kamera unterstützte Vortrag von Herrn Gollwitzer (Wa- cker-Chemie) über Chemie zum Anfassen brachte sehr anschaulich die Möglichkeiten von Baustellena- nalysen den Sachverständigen nah, wobei auch hier große Sorgfalt bei der Probenentnahme und Bewertung gefordert ist. Herr Dipl.-Ing. Nieke zeigte uns anschließend die Unterschiede von guten und weniger guten Gutach- ten. Da es keine Vorgaben für den Aufbau und Inhalt von Gutachten gibt, ist die Qualität doch sehr unterschiedlich und sicher auch teilweise den Anforderungen durch den Auftraggeber angepasst. Der Sachverständige haftet für sein „Produkt“ Gutachten nach BGB und daher sind grundsätzliche Anforderungen immer zu beach- ten. Herr Nieke gab neben vielen nützlichen Hinweisen auch die Empfehlung, die Internetseite www. ifsforum.de aufzusuchen, um ent- sprechende Dokumente zum Aufbau des Sachverständigengutachtens und andere Schriften zu nutzen. Herr Dr.-Ing. habil Erler zeigte in seinem Vortrag über alte und neue Holzfassaden die vielen Ge- staltungsmöglichkeiten mit Holz im Außenbereich. Auch hier kommt es bei der Planung und Ausführung auf besondere Sorgfalt und das Wissen über das Verhalten des Baustoffes Holz an, um Fassaden mit langer Lebensdauer zu gestalten. Er zeigte einige sehr gut gelungene und da- durch auch schadensfreie Beispiele für Holzfassaden bzw. Gestaltung mit verschiedenen Holz- und Holz- werkstoffen. Er verwies allerdings auch darauf, das für eine langan- haltende Gebrauchstauglichkeit, eine regelmäßige Wartung, Pflege und Instandsetzung der Bauteile erforderlich ist. Die abschließende Vorführung zu Blower Door und Infrarottechnik von Herrn Wolfgang Böttcher konnte nicht wie geplant durchgeführt werden, da die laufende Klimaanlage die geplante Luftdichtheitsprüfung unmöglich machte. So konnte Herr Böttcher nur den theoretischen Teil vortragen, der anschauliche Beweis und die Vorführung der Technik kamen leider zu kurz. Da diesem Thema auch im Zuge der Umsetzung der Energieeinspar- verordnung eine große Bedeutung zukommt, wird der Vortrag auf der Herbstveranstaltung des Landesver- bandes Mecklenburg /Vorpommern am 20. September 2008 in Stralsund wiederholt. Die Sachverständigen haben mit dem ausgegebenen Skript wieder eine sehr gute Unterlage in der Hand, um alle Vorträge anschließend für sich aufbereiten zu können. Der Band enthält auch wieder einen Beitrag über „Neues aus dem Normenwerk“, zusammengestellt von Herrn Dipl.- Ing. Dipl.-Wirtsch. D. Müller. Während der Veranstaltung erhält Georg Brückner vom Präsiden- ten des DHBV Herrn Eickhoff eine Ehrung für seine bereits 10-jährige erfolgreiche Tätigkeit als Leiter des Fachbereiches Sachverständige. Die diesjährige Sachverständi- gentagung mit einer wieder sehr hohen Beteiligung, zeigt, das der Fachbereich unter seiner Leitung einen überaus positiven Weg geht. Die Qualität und Quantität des Fach- bereiches hat sich stetig gesteigert und es wird eine schwere Aufgabe sein, jedes Jahr Veranstaltungen in hoher Qualität zu organisieren, aber Georg Brückner und sein Stellvertreter Michael Diehl können dabei auch auf die Mithilfe aller Sachverständigen bauen. Die Veranstaltung im Baye- rischen Bahnhof war ebenso gut besucht, wie die Sachverständi- gentagung, so dass auch hier von einigen im wahrsten Sinne des Wortes Stehvermögen gefragt war. Aber bei einem deftigen Büffet und guter Getränkeversorgung wurde der Sachverständigenstammtisch natür- lich ein wunderbarer Abend. Die nächste Sachverständi- gentagung findet wieder vor dem Verbandstag diesmal wohl in den Bergen in Bayern statt, denn der Verbandstag 2009 wird durch den Landesverband Bayern ausgerich- tet. Protokollant: Sabine Werner

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