S&E Glossary
FACHBEREICHE Bautenschutz 1993 unter dem Leitsatz: „Die Sanierung muss sich selbst tragen!“ . Unter diesem Aspekt wur- de die Unternehmung „Habaguanex S.A.“ ge- gründet, die mit ihren „Pesos Convertible“, eine e igens für Touristen geschaffene Währung, maß- geblich zur Finanzierung der Altstadtsanierung beiträgt. So ist es nicht verwunderlich, dass im Erdgeschoss der sanierten „Zuckerbaronvil- len“ und Stadtpaläste heute Hotels, Restaurants, Cafes und sogar eine Brauerei angesiedelt sind. Ebenso finden devisenträchtige Souvenirgeschäf- te und Wechselstuben neben öffentlichen Ein- richtungen, wie Post oder Schulen, Unterkunft in den sanierten Gebäuden. „San Ignacio No. 360“ Dieses Gebäude mit seiner durch Balken gestützten Fassade war eines unserer anschau- lichsten Studienobjekte, zeigte es uns doch das ursprüngliche Gesicht des „Plaza Vieja“ vor seiner aufwendigen Sanierung. Besonders interessant diesbezüglich war der Fachbeitrag von Frau Ar- chitektin Sola, die in ihrem Vortrag engagiert und ohne Beschönigung auf die soziale Kom- ponente der Altstadtsanierung einging. Die „San Ignacio No. 360“ wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als Hotel mit ca. 40 Zim- mern umgebaut. Die Zimmer hatten ca. 25 m² Grundfläche und ca. 5 m Geschosshöhe. Die Raumhöhen wurden von den Bewohnern dahin- gehend im Laufe der Jahre genutzt, dass Zwi- schendecken eingezogen wurden, die nun 43 Familien mit ca. 165 Menschen ein Heim bie- ten. Nach der Sanierung fänden nach Aussage Frau Solas nur noch 15 Familien in dem Ge- bäude Platz, so dass zum jetzigen Zeitpunkt niemand auszöge und die Sanierungen deshalb ins Stocken gekommen wären. Hinzu kommt, dass durch die Nutzung von devisenträchtigen Einnahmequellen im Erdge- schoss sanierter Gebäude und der Vermietung der oberen Geschosse für höheren Mietzins sa- nierte Wohnungen für die jetzigen Bewohner, da oftmals bedürftig, nicht mehr erschwinglich sind. Die Kosten der Sanierung betragen nach den uns gemachten Auskünften je m² ca. 850,– € . Das Ziel der Stadtrestauratoren ist, bis zum Ende des 21. Jahrhunderts die Sanierung der Altstadt Havannas erfolgreich abgeschlossen zu haben. In den Diskussionen mit unseren kubani- schen Bautenschutzkollegen wurde unserseits immer wieder nach Sanierungsbaustoffen- und Techniken gefragt. Augenscheinlich weisen Sok- kelbereiche sehr schnell wieder Schäden auf, wie an der „Taberna de la Muralla“ , einer Brau- hausgaststätte am „Plaza Vieja“ , in der jeder Mitreisende unserer Studiengesellschaft minde- stens einmal den Durst löschte. Ing. Mario Garbayo, als stellvertretender Direktor der Akademie in der Forschung und Entwicklung tätig, betonte, dass man sehr wohl über ausreichendes Wissen und umfängliche Er- fahrung bezüglich geeigneter Sanierungsbau- stoffe und Abdichtungstechniken verfüge, doch oftmals scheitere es eben an den nötigen De- visen und den geringen finanziellen Möglich- keiten. Er stellte besonders heraus, dass das In- stitut „Residencia Academica“ weltweit Kontakt zu ca. 130 Denkmalschutzbehörden und Uni- versitäten unterhalte und er sich sehr über das Interesse des Deutschen Holz- und Bauten- schutzverbandes an der Sanierung Althavannas freue und eine zukünftige Zusammenarbeit be- grüßen würde. „Alt“ inmitten von „Neu“. Unser Studienobjekt No. 360 als „Schandfleck“ im Vergleich zur bereits sanierten Nachbarbebauung. Bautenschutzseminar im „Convento de Santa Clara“ dem „Nationalen Zentrum für städtische Sanierung, Restaurierung und Konservierung“ Schäden im Sockelbereich der erst vor kurzem sanierten „Taberna de la Muralla“. Gruppenbild mit unseren kubanischen Gastgebern im Convento Santa Clara.
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