S&E Glossary

Schützen & Erhalten · September 2005 · Seite 28 INDUSTRIE UND HANDEL Interview Unser Ziel ist, unsere Kunden zu begeistern In diesem Jahr feiert das Ansbacher Unternehmen Kulba Bauchemie sein 95- jähriges Firmenjubiläum. Anlass genug für ein Ge- spräch mit Peter Bräunlein, seit 2002 verantwortlicher Leiter der Kulba Bauchemie und seit dem 1. August diesen Jahres Gesamtge- schäftsführer der Pigrol Farben GmbH. S&E: Herr Bräunlein, zunächst mei- ne herzlichsten Glück- und Erfolgs- wünsche für die Aufgaben, die mit Ihrer Berufung zum Gesamtge- schäftsführer der Pigrol Farben GmbH vor Ihnen liegen. Ich kann mich noch gut er- innern, wie vor drei Jahren die Meldung, dass die Kulba Bauche- mie vor dem Aus steht, die Bran- che aufwirbelte und erst nach ei- nigen Wirrungen die Entwarnung kam, dass das Traditionsunterneh- men unter dem Dach der Pigrol Farben GmbH weitergeführt wird. Wenn ich recht informiert bin, war diese Rettung, in sozusagen letzter Minute, eng mit Ihrer Person ver- bunden. Bräunlein: Zunächst einmal herzlichen Dank für Ihre guten Wünsche. Gerade in wirtschaftlich schwie- rigen Zeiten kann man nie ge- nug davon bekommen, auch wenn ich der Überzeugung bin, dass am Ende nur derjenige Erfolg hat, der sich diesen auch hart erar- beitet. Sehen Sie z.B. das Un- ternehmen Kulba. Es wurde 1910 von Georg Hartmann in Groß- schönau/Sachsen zur Herstellung eines Holzschutzmittels mit dem Namen KULBA gegründet. Heu- te können wir auf eine erfolg- reiche 95-jährige deutsche Indu- strietradition in der Herstellung und dem Vertrieb von hochwer- tigen Produkten für den Holz- und Bautenschutz zurückblicken. Und dies nicht, weil die Fa- milie Hartmann vom Glück ver- folgt war. Das Unternehmen hatte zwei Weltkriege, Inflation und Rezession zu überstehen und dann, mit der Gründung der DDR, war man 1950 sogar gezwungen, den Firmensitz des Familieunter- nehmens, der sich seit 1927 im sächsischen Coswig befand, in den Westen zu verlegen. Die Fa- milie Hartmann zog nach Ans- bach und baute dort ein neues Werk auf. Forschung und Entwick- lung wurden systematisch ge- stärkt, das Sortiment stetig er- weitert und das deutschlandweite Vertriebsnetz kontinuierlich aus- gebaut. Sie sehen, Erfolg muss erarbeitet werden und dazu ge- hört es auch, Krisen zu meistern. S&E: Viele Beispiele zeigen, dass Krisen nicht unbedingt immer zum Nachteil eines Unternehmens sind, sondern manche Firmen gerade- zu gestärkt wie ein Phönix aus der Asche aus ihnen hervorgehen. Wie sehen Sie die Entwicklung seit dem – ich nenne es mal – „Beinahe-Zusammenbruch“ des Traditionsunternehmens Kulba? Bräunlein: Viele Krisen sind hausgemacht und könnten deshalb vermieden werden. Als die Fachwelt 2002 von der Insolvenz der Kulba Bau- chemie erfuhr, war man ja vor allem deshalb so überrascht, weil die Kulba Produkte über einen hervorragenden Ruf verfügen und überall in der Branche erfolgreich eingesetzt wurden. Unsere Fach- berater sahen sich dann auch von ihren Kunden immer wieder mit der gleichen Fragestellung kon- frontiert: „Wie geht es weiter?“ und „Bleiben die Rezepturen er- halten?“. Dies zeigt doch deut- lich, dass man auf die Holzschutz- mittel aus unserem Hause nicht verzichten wollte und Kulba auf- grund seiner Produktpalette auf jeden Fall eine Zukunft hat. Die Frage war nur „Wie“. Es gab damals unterschied- liche Konzepte, wie das Unter- nehmen nach der Ära Dr. Hart- mann fortgeführt werden könn- te. Letztlich jedoch gewann ich die Überzeugung, dass der ein- zig gangbare Weg, um die Un- ternehmenstradition aufrecht erhalten zu können, darin be- stand, selbst ins unternehmeri- sche Risiko zu gehen und die Kulba-Markenrechte inklusive aller Rezepturen und damit das kom- plette Kulba Know -How persön- lich zu erwerben. S&E Dies war im Mai 2002, doch ehe in der Branche überhaupt so richtig bekannt wurde, dass Sie nunmehr der neue Besitzer von Kulba sind, kam die nächste Über- raschung: Kulba hieß plötzlich Pigrol. Bräunlein: Das ist so nicht ganz rich- tig. Kulba heißt immer noch Kul- ba. Doch wir haben durch den Zusammenschluss mit der PIGROL Farben GmbH am 1. 7. 2002 ei- nen starken Partner an unsere Seite bekommen. So gesehen trifft es auch auf Kulba zu, wenn Sie sagen, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt. Mit dem Zu- sammenschluss von Kulba und Pigrol ist es uns gelungen, die Erfahrungen und Kenntnisse zwei- er Unternehmen zusammenzufüh- ren, die seit Jahrzehnten nicht nur in der gleichen Branche, son- dern dazu auch noch am selben Standort erfolgreich produzieren. Während sich Kulba seit je- her auf die Entwicklung und Her- stellung hochwertiger Holzschutz- und Imprägniermittel für den Profi-Verarbeiter und die Indu- strie spezialisiert hat, konzentrier- te man sich in der 1934 unter dem damaligen Namen Piller & Grau KG in Ansbach gegründe- ten, heutigen PIGROL Farben GmbH, schon sehr früh auf Lak- ke und Oberflächenveredelungs- produkte. Diese werden allerdings nicht im Direktvertrieb, sondern über den Maler- und Farbenfach- handel vermarktet. Die sich daraus ergebenden hervorragenden Synergieeffekte sind leicht nachzuvollziehen. Experten und Spezialisten aus den unterschiedlichsten Bereichen sind nun unter einem Dach ver- eint, denn in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung arbeiten jetzt Lackspezialisten gemein- sam mit erfahrenen Experten aus dem Bereich hochwertiger Holz- und Bautenschutzmittel. S&E: Das entspricht ganz dem Motto des DHBV: Mehr Qualität und Lei- stungsstärke durch intensiven Er- fahrungsaustausch aller am Bau – bei Ihnen am Produkt – Betei- ligten. Doch sprechen wir über die Zukunft Ihres Unternehmens. Am 1. August haben Sie nun die Gesamtgeschäftsführung von Pigrol übernommen. Bedeutet dies, dass Kulba demnächst die gleichen Wege wie Pigrol gehen wird. Ich denke hier vor allem an die Distributionswege der Produk- te. Genauer gesagt, werden wir demnächst Kulbanol oder Kulba- sal in den Regalen der Baumärk- te finden? Bräunlein: Nein, auf keinen Fall. Wer mich kennt, der weiß, dass ich in gewissen Dingen sehr konser- vativ bin und auf Kontinuität poche. Kulba gilt seit jeher als Hersteller hochwertiger Produk- te, die ausschließlich für den Profi-Verarbeiter und die Indu- strie bestimmt sind, und dies soll auch in Zukunft so bleiben. Das heißt, dass wir auch keinen Eti- kettenschwindel betreiben wer- den, wie dies in der Branche durchaus gang und gebe ist. Die marktpolitischen Ziele der Mar- ke Kulba sind daher auch ganz anders ausgerichtet, als die der Marke Pigrol. Wir als Kulba haben das Ziel, möglichst kurzfristig eine flächen- deckende Präsens auf dem deut- schen Markt zu erreichen. Unter flächendeckend verstehen wir ein Netz von Fachberatern, das un- seren Kunden aus dem Profibe- reich den Vorteil fester Ansprech- partner bietet und uns kurze Wege bei der Kundenbetreuung ermög- licht.

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