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Schützen & Erhalten · Juni 2004 · Seite 31 Warum Schutz des Betonbaukörpers? In der allgemeinen Baupra- xis geht man davon aus, dass Beton – hergestellt unter Ver- wendung von Portlandzement, ein wasserbeständiger Werkstoff ist. Wenn man jedoch die wich- tigsten Hydratationsprodukte, nämlich das Calciumhydroxid und die Calciumsilikathydrate näher betrachtet, so stellt man fest, dass sie wasserlöslich sind. Darauf ist auch zurückzuführen, dass in der Praxis immer wie- der Schäden an Betontragwer- ken, die in ständigem Kontakt mit Wasser stehen, durch Aus- laugen des Zementsteines zu beobachten sind. [1] Vor dieser Auslaugung – auch hydrolytische Korrosion genannt – sind also alle zement- gebundenen Bauteile mehr oder weniger zu schützen. Dem wird in den einschlä- gigen Regeln des umfangreichen Fachgebietes „Betonkorrosions- schutz“ Rechnung getragen. Analog den Oberflächen- schutzsystemen in o. g. Regel- werk gilt es auch für die Innenbeschichtungen von Trink- wasserbehältern, je nach den vorliegenden Bedingungen, Anforderungskriterien aufzustel- len. Das wichtigste Kriterium ist die chemische Analyse, des mit der Innenbeschichtung in Berüh- rung kommenden Trinkwassers, um die Baustoffe bzw. den Schichtenaufbau festlegen zu können. Modifizierte Mörtel- systeme Unabhängig davon bleibt die Tatsache bestehen, dass bei zementgebundenen Bauteilen bezüglich der Auslaugung die Zementmatrix das schwächste Glied darstellt. Die erforderliche Qualitäts- sicherung verbessert nicht die Widerstandsfähigkeit des Ze- mentsteines an sich sondern sichert uns die beste Ausnut- zung der baustofflich gegebe- nen Resistenz. In diesem Fall stellen die wahlweise mit anorganischen oder organischen Zusätzen mo- difizierten Mörtelsysteme ein wirkungsvolles Element dar, um durch gezielte Modifizierung in einer breiten Palette den an- geforderten Ansprüchen zu ge- nügen. Die Verarbeitung ist unpro- blematisch und hat sich seit Jahrzehnten in der Praxis be- währt (s. Tab. 3). Dies betrifft auch andere Kriterien, z. B.: Applikation – Spritzfähigkeit – Standfestigkeit – Thixotropie – Schichtdicke/Lage – Oberflächenbehandlung/ -ausbildung Baustoffeigenschaften – Farbe – Rheologie des Mörtels – Mechanische Eigenschaften – Abbindeverhalten/-zeit – Elastizität – Rissüberbrückung – Auslaugungsverhalten – Alterung Vorteile der modifi- zierten Mörtelsysteme 1. Hohe Effektivität bei Spritzapplikation bezüglich – Arbeitszeitaufwand – Materialeinsatz 2. keine Wassereindringung Lfd. Nr. Maßnahme Praxisbewährte Form Schichtdicke [mm] 1 Untergrundvorbehandlung Sandstrahlen – 2 Reprofilierung Modifizierte Mörtel 6 … 10 3 Schutzschicht Modifizierte Mörtel >– 2 4 Nachbehandlung nach Werksvorschrift – Tab. 3. Praxisbewährte Ausbildung einer zementgebundenen Innenbeschichtung 3. hoher Auslaugungswider- stand 4. Wahlweise im Dünnschicht- system applizierbar 5. Wirksam auch bei negativ drückendem Wasser 6. Variable Oberflächengestal- tung Lösungswege zur Erhöhung des Auslau- gungswiderstandes Bezüglich der wichtigsten Anforderungen gegenüber der zementösen Innenbeschichtung – dem Widerstand gegenüber hydrolytischer Korrosion – gilt natürlich folgender Grundsatz unverändert: Der Schutz des Zement- steines hat das Primat Dies kann auf drei verschiede- ne Wege erfolgen: 1. Umhüllen der Zementmatrix mit resistenten Systemen 2. Kombination des Zementes mit widerstandsfähigen Zu- sätzen 3. Ersatz des Zementes durch auslaugungsstabile Binde- mittel Schlussfolgerungen 1. Modifizierte Mörtelsysteme stellen eine zukunftsorien- tierte Materialbasis dar, die auf die jeweiligen Bedingun- gen gezielt und optimal ein- stellbar ist. 2. Für die modernen modifizier- ten Mörtelsysteme gilt ge- nerell, dass beim Einsatz die jeweiligen Werksvorschriften zu beachten sind. 3. Wünschenswert wäre für die- ses sensible, hochspeziali- sierte Fachgebiet, dass nach dem Vorbild der Ober- flächenschutzsysteme im Betonkorrosionsschutz gene- rell gültige Anforderungs- charakteristika erstellt wer- den, denen sich alle infra- ge kommenden Baustoffe bzw. Systeme prüfungsmä- ßig unterziehen können 4. Für den Bauherrn, Planer oder andere entscheidende Gremien wäre eine Verein- heitlichung der Fachbegriffe hilfreich, damit vergleichen- de Betrachtungen rasch ob- jektiv entschieden werden können. Literatur [1] Wittmann Zur hydraulischen Korrosion zementgebundener Werkstoffe zementgebundene Beschichtungen in Trinkwasserbehältern WTA Schriftenreihe H12/1996 S. 27–51 [2] Richtlinie für Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen Deutscher Ausschuss für Stahlbeton 2002 [3] ZTV-SIB 90 Verkehrsblatt-Verlag 1990 [4] Merkblatt Zementgebundene Innenbeschich- tungen in Trinkwasserbehältern Deutsche Bauchemie Frankfurt/M 2001 [5] Technisches Komitee „Wasserspeicherung“ des DVGW Energie Wasser Praxis H. 03/2002 Sonderdruck Wasserinformation Dr. H.-D. Wolf VANDEX Isoliermittel GmbH Industriestraße 19–23 21493 Schwarzenbek Telefon (0 41 51) 89 15-0 Telefax (0 41 51) 89 15 50 e-mail: hans-dieter.wolf@vandex.de Links im Bild: Ein mit einem 2 mm dickem Mörtelsystem aus- gekleideter Trinkwasserbehälter nach fünfjähriger Nutzung. INDUSTRIE UND HANDEL
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