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DHBV INTERN – Schützen & Erhalten ·Dezember 2001 · Seite V erersparnis bei Mietimmobilien infolge der gesenkten Grenzsteu- ersätze, was die Rendite von Ab- schreibungsobjekten mindert und die für Investoren eher ungünstige Mietrechtsreform (verbesserter Kündigungsschutz für Mieter und geringerer Spielraum für Mietan- hebungen) gegen eine merkliche Erholung. Bremsend wirken im Wohnungsbau auch die niedrigen Mietsteigerungen und die allen- falls stagnierende Wertentwicklung von Immobilien. Im Westen wird sich der Wohnungsbau im Progno- sezeitraum wieder erholen, wäh- rend wegen des hohen Angebots- überhangs von Wohnraum die Talfahrt im Osten – wenn auch abgeschwächt – weitergeht. Die Investitionen in Wohnbauten werden 2002, nach dem kräftigen Einbruch um 7,5% in diesem Jahr, nur noch leicht sinken. Reale Bauinvestitionen Die gewerblichen Bauinvesti- tionen haben nach dem Rückgang im vergangenen Jahr wieder an Boden gewonnen. Allerdings wird sich diese Entwicklung im weiteren Verlauf dieses Jahres wegen der erhöhten Unsicherheit der Inve- storen nicht fortsetzen. Vielfach dürften bereits begonnene Inve- stitionsprojekte gestreckt, neue später in Angriff genommen wer- den. Gedrückt wird die Entwick- lung außerdem durch die weiter- hin hohen Leerstände in Ost- deutschland. In Westdeutschland ist dagegen der Überhang bei Büro- und Verwaltungsgebäuden weit gehend abgebaut. Zudem ziehen die Mieten wieder leicht an, und die Zinsen sind gesun- ken. Im Jahr 2001 werden die gewerblichen Bauinvestitionen um 1,9% und im Jahr 2002 um 0,9% abnehmen. Bei den öffentlichen Bauinve- stitionen verstärkt sich der Ab- wärtstrend in diesem Jahr. Vor allem die Gemeinden schränken ihre Investitionsbudgets wegen der sinkenden Steuereinnahmen und gekürzter Investitionszuschüs- se der Länder weiter ein. Im kommenden Jahr werden die öf- fentlichen Bauinvestitionen sta- gnieren. Sollte sich aber die Kas- senlage von Bund, Ländern und Gemeinden – anders als hier un- terstellt – nicht verbessern, wer- den die öffentlichen Bauinvesti- tionen auch im Jahr 2002 sinken. Alles in allem werden sich die Bauinvestitionen im Prognosezeit- raum in Westdeutschland stabi- lisieren; in Ostdeutschland wer- den sie verlangsamt zurückgehen. In Gesamtdeutschland beträgt die Abnahme im Jahresdurchschnitt in diesem Jahr 5,2% und im näch- sten Jahr 1,3%. Nach Auffassung der Institu- te werden im Jahr 2002 die ex- pansiven Kräfte allmählich wie- der die Entwicklung bestimmen. Sowohl die Nachfrage aus dem Ausland als auch die im Inland wird sich beleben. Die industri- elle Erzeugung werde wieder an Schwung gewinnen, und der Rück- gang im Baugewerbe werde ge- ringer als in diesem Jahr ausfal- len. Die Leistungen im tertiären Sektor werden vor allem von den Unternehmensdienstleistern und den Bereichen Verkehr und Nach- richtenübermittlung unterstützt werden. Im Jahresdurchschnitt wird daher mit einem realen Wirt- schaftswachstum von 1,3% ge- rechnet. Eckdaten der Prognose für Deutschland Die Institute gehen davon aus, dass die staatliche Defizitquote in diesem und im nächsten Jahr mit 2,5% bzw. 2% jeweils um ei- nen Prozentpunkt über den ur- sprünglichen Ansätzen liegen werde. Sie stellen daher heraus, dass die Finanzpolitik vor einer schwierigen Aufgabe stehe. Es wird angeregt, die finanzpolitischen Maßnahmen stärker an der Diffe- renzierung zwischen konjunktur- bedingtem und strukturellem De- fizit auszurichten. Dies hätte zur Konsequenz, bei konjunktureller Schwäche ein dadurch bedingt höheres Defizit in Kauf zu neh- men. Das strukturell bedingte Haushaltsdefizit sollte mittelfri- stig dagegen konsequent angegan- gen werden. Folgte man dieser Strategie, so könnte die für das Jahr 2003 beschlossene Stufe der Steuerreform auf das Jahr 2002 vorgezogen werden. Hierdurch würden die Nachfrage stabilisiert und die Angebotsbedingungen weiter verbessert werden. Wich- tig sei in diesem Zusammenhang, dass insbesondere die Länder und Gemeinden ihre Investitionen nicht weiter kürzten, sondern DHBV INTERN – INFORMATIONEN NUR FÜR DHBV-MITGLIEDER Wirtschaftstrends Eckdaten der Prognose für Deutschland 1998 1999 2000 2001 2002 Bruttoinlandsprodukt 1) (Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2,0 1,8 3,0 0,7 1,3 Westdeutschland 2)3) 2,2 1,6 3,2 0,7 1,3 Ostdeutschland 3) 1,0 1,4 1,1 0,0 1,0 Erwerbstätige 4) (1000 Personen) 37611 38081 38706 38740 38754 1) in Preisen von 1995 2) Einschließlich Berlin 3) Berechnungsstand März 2001 4) Im Inland wieder erhöhten. Im Jahr 2002 würde die Finanzpolitik mit die- ser Vorgehensweise konjunktur- neutral wirken. Das Institut für Weltwirtschaft, Kiel, vertritt in diesem Zusammenhang die abwei- chende Auffassung, den Konsoli- dierungskurs wie geplant bereits im kommenden Jahr einzuschla- gen. Ansonsten würde der finanz- politische Kurs der Bundesregie- rung an Glaubwürdigkeit verlieren. Bliebe im nächsten Jahr die an- gekündigte Konsolidierung des Haushaltes aus, werde von den Privaten zukünftig eine höhere Steuerbelastung erwartet und würde das Nachfragepotential un- mittelbar einschränken, sodass kein Gewinn für die Konjunktur eintreten würde. Die Institute bescheinigen der EZB ein sachgerechtes Verhalten in der Geldpolitik. Dies zeige sich auch in der nochmaligen Zurück- nahme der Leitzinsen nach den Anschlägen am 11. September 2001. Es wird erwartet, dass noch- mals eine Zinssenkung in diesem Jahr vorgenommen wird, daraus ergäben sich monetäre Rahmen- bedingungen, die im nächsten Jahr positiv auf die Wirtschafts- konjunktur wirken würden. Ange- sichts des seit Frühsommer nach- lassenden Preisschubs sehen die Institute kein Erfordernis, in der Lohnrunde des kommenden Jah- res Nachschlagsforderungen auf- zumachen. Ankündigungen einer harten Lohnrunde verfehlten das Ziel und würden die Erfolgschan- cen der Stabilitätspolitik der No- tenbank erheblich beschädigen. Das Gutachten ist unter den Internetadressen der beteiligten wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute abrufbar (z.B. www.diw.de ). „ „Im kommenden Jahr werden die öffentlichen Bau- investitionen stagnieren.“

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