S&E Glossary
Schützen & Erhalten · Juni 2016 · Seite 62 Die Ex-Press Berufsinformation des DSV e.V. | Aus dem Verband Bestimmungsübungen durch Profis Möglicher Weise ist es nicht jedem aufgefallen, aber es gab im Rahmen der Pest-Protect ein Gewinnspiel bei der ein Fernseher und verschiedene Sachpreise (Handy-Powerbanks, Lupen, Taschenlam- pen etc.) verlost wurden. Um teilzuneh- men mussten die Besucher vorher sechs Schädlinge bestimmen. In jeder Probe waren mehrere adulte Insekten, die mit einer 30x Handlupe untersucht werden konnten. In den Proben waren alltägliche Insekten (Tabelle 1), die jedem Schäd- lingsbekämpfer mehr oder weniger regel- mäßig im Berufsleben begegnen sollten. Mit Ausnahme des Leistenkopfplattkäfers vielleicht, der uns i.d.R. im Vorratsschutz begegnet, ein Segment, dass nicht von allen Kollegen bearbeitet wird. Wir haben die Daten nun ausgewertet. Bei den anonym abgegebenen Bestimmungs- bögen hatten wir zunächst abgefragt, ob der Teilnehmer ein Profi (ausgebildeter SBK, Sach- kundiger), ein Azubi oder ein Büromitarbeiter (administrative Aufgaben, Vertrieb etc.) war. Die Angaben der Administrativkräfte wird hier nicht weiter behandelt, da die Teilnehmerzahl zum einen statistisch zu klein war (11 Teilneh- mer), zum anderen wir in diesem Berufssegment keine Bestimmung von Schädlingen erwarten. Auch die anderen Zahlen sind für eine sta- tistische Normalverteilung noch relativ niedrig, sollten aber für generelle Trends ausreichend belastbar sein. Bei den ausgebildeten Fachkräf- ten hatten wir 106 Teilnehmer, so dass einzelne „Trolle“ die vorsätzlich Unfug in die Fragebögen eingetragen haben, nicht besonders ins Gewicht fallen dürften. Bei den Azubis hatten wir nur 21 Teilnehmer, so dass nur ein Ausreißer hier schon für ziemliche Verschiebung sorgen könnte. Trotz- dem zeigt sich ein Trend. Ergebnisse ausgebildete Schädlings- bekämpfer Am besten von den Profis identifiziert wurde die Kleidermotte mit 83%, gefolgt vom Brotkäfer (74%) sowie Dörrobstmotte (72%) und Kornkä- fer (72%). Die meisten Fehler gab es beim Lei- stenkopfplattkäfer den nur noch etwa jeder drit- te Teilnehmer korrekt identifiziert hatte (38%). Das Schlusslicht verwundert nicht, da dieser Kä- fer nicht jedem Schädlingsbekämpfer begegnet. Aber wir hatten doch gehofft, dass diese Art von etwa der Hälfte der Kollegen richtig bestimmt würde. Insbesondere die falschen Antworten waren sich einig, dass es sich bei dem Tier in der Probe entweder um Staubläuse (häufigste falsche Antwort) oder um Flöhe handelt. Bei aller Liebe und bei allen Erklärungsversuchen: das ist erschütternd! Da fällt uns nicht wirklich ein Erklärungsversuch ein, als dass es um eine der handwerklichen Qualifikationen in unserem Beruf schlecht bestellt ist. Auch wenn man die Treffer bei den anderen 5 Insekten betrachtet, muss hier in unserem Beruf noch was passieren. Etwa jeder Siebte hatte alle Tiere richtig identifiziert. Wenn man noch einräumt, dass eventuell jemand aufgeregt war, mit der Lupe nicht zurechtkam oder einfach beim eintragen der Namen einen Flüchtigkeitsfehler gemacht hat, dann haben 41% aller Teilnehmer alle sechs oder zumindest fünf der Schädlinge richtig be- stimmt. Das ist uns zu wenig. Hier müssen noch Hausaufgaben gemacht werden. Ergebnisse Auszubildende Auch von den Azubis wurde die Kleidermot- te am besten bestimmt (81%). Das zweitbeste Ergebnis gab es bei der Dörrobstmotte (71%). Alle Proben richtig bestimmt wurden von 19% und nur einen Fehler hatten ebenfalls 19%. Ins- gesamt also 38% der Schüler hatten einen Fehler oder weniger. Für Azubis finden wir das Ergebnis nicht so schlecht, denn je nach Lehrjahr haben sie noch Zeit sich hier bessere Kenntnisse an- zueignen. Allerdings sei noch mal bemerkt, dass bei der kleinen Gruppengröße jeder Zufallstreffer oder Flüchtigkeitsfehler das Ergebnis gleich um fünf Prozentpunkte verschiebt. So gesehen ist dies wirklich nur ein Trend. Aber vergleicht man die Ergebnisse der Azubis mit denen der prakti- zierenden Schädlingsbekämpfer, so sind die An- teile die fehlerfrei oder nur mit einem Ausrut- scher die Insekten bestimmt sehr ähnlich. Wir wagen dazu zwei kühne Thesen: Es könnte sein, dass die Kollegen, die sich mit ihren Schädlingen auskennen, dieses Wissen an ihre Azubis weiter- geben und damit gute Praktiker ausbilden. Die zweite Hypothese bei der wir uns aber schon si- cherer fühlen ist die, dass nach dem Abschluss der Lehre keine merkliche Weiterentwicklung oder Fortbildung während des Berufslebens erfolgt. Sicherlich werden zwangsläufig Erfahrungen ge- sammelt, aber das Bestimmen von Schädlingen wird nicht weiter verfeinert und im Berufsalltag offensichtlich nicht ausreichend praktiziert. Um so wichtiger erscheint unter dem Aspekt die Be- ausgebildete SBK Azubis Probe Art wiss. Name richtig falsch % richtig Gesamt richtig falsch % richtig Gesamt 1 Rotbrauner Leistenkopfplattkäfer Cryptolestes ferrugineus 40 66 38% 106 7 14 33% 21 2 Kleidermotte Tineola bisselliella 88 18 83% 106 17 4 81% 21 3 Dörrobstmotte Plodia interpunctella 76 30 72% 106 15 6 71% 21 4 Wollkrautblütenkäfer Anthrenus verbasci 66 40 62% 106 13 8 62% 21 5 Kornkäfer Sitophilus granarius 76 30 72% 106 11 10 52% 21 6 Brotkäfer Stegobium paniceum 78 28 74% 106 13 8 62% 21 Alle Proben richtig bestimmt 15% 16 19% 4 5 Proben richtig bestimmt 26% 28 19% 4 4 Proben und weniger richtig 59% 62 62% 13 Bestimmungsergebnisse ausgebildete SBK Bestimmungsergebnisse der Azubis Alle Proben richtig bestimmt 15% Alle Proben richtig bestimmt 19% 5 Proben richtig bestimmt 26% 5 Proben richtig bestimmt 19% 4 Proben und weniger richtig 59% 4 Proben und weniger richtig 62%
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=