S&E Glossary
eine strahlenförmige Ausbreitung aus der Nord- ostecke des Wohnzimmers heraus. Die maximale Ausdehnung des Myzels in der Diagonalen, ausge- hend von der zuvor genannten Raumecke, betrug 7,40m. Unterhalb der Polystyrolplatten wurden z. T. bis zu 1m 2 große Stranggeflechte entdeckt. Es wurden alle Fußbodenaufbauten bis zum Estrich entfernt. Auf dem Estrich wurden alte EHS-Stränge ausgemacht, die anscheinend mit einem mineralischen Material überstrichen und so auf dem Estrich fixiert worden sind. Spätere Untersuchungen durch die vom Landgericht Ha- gen beauftragte Sachverständige haben ergeben, dass sich unterhalb des vorgefundenen Estrichs eine ca. 7 cm starke Betonplatte, darunter eine ca.20cm starke Schüttung aus Erde und Kies und wiederum darunter eine zweite ältere ca. 8 cm starke Betonplatte befindet. Auf der unteren Platte wurden noch Reste eines PVC-Belages vorgefunden, auf dessen Rückseite Schwamm- myzele erkennbar waren. Weitere Recherchen der Hausbesitzer in den Hausakten ergaben, dass es ca. 5–6 Jahre vor der Entdeckung der Fruchtkörper in einem Neben- raum (Technikraum) zum Wohnzimmer an einer Wasserpumpe zu einer Leckage gekommen war. Hierbei sind anscheinend größere Mengen Wasser ausgelaufen und in die Fußbodenkonstruktion des Wohnzimmers, d.h. in die Schüttungsebene zwischen den Fußbodenplatten gelangt. Da die Bodenplatten nicht abgedichtet waren, konnte so immer ausreichend Wasser für den EHS zur Verfügung stehen. Mit dem Dielenboden hatte er damit eine hervorragende Nahrungsquelle. Untersuchungen an den Wänden zeigten, dass auch hier der EHS die Querschnitte z.T. fast vollständig durchwachsen hat. Der nachgewie- sene Befall reichte an einer Hauswand fast bis an das Dachgeschoss heran. Um zu verstehen, warum sich der EHS auch in den Wänden so stark ausgebreitet hat, ist es erforderlich, sich den Wandaufbau vorzustellen. Die Gesamtstärke des Mauerwerks liegt zwischen 1,03 und 1,25m. Der Aufbau von außen nach innen für die ca. 1,25m starke Wand stellt sich wie folgt dar: Ziegel-Vorhangfassade ................................... 11,5 cm Luftschicht ....................................................... 8–10 cm altes Natursteinmauerwerk mit Bestandsputz ..................................................... ≈ 80 cm Luftschicht mit Batzenklebung .............. ≈ 1–2 cm Polystyroldämmplatten ....................................... 6 cm Folie, als Dampfsperre verwendet (an den Stößen untereinander und zu angrenzenden Bauteilen nicht verklebt) Mörtel .................................................................. bis 4 cm Hohllochtonziegel ........................................... 11,5 cm Innenputz ............................................................ 1–2 cm An verschiedenen Stellen der Wohnzimmer- wände haben die Sachverständigen (Privat/Ge- richt) Öffnungen erstellen lassen. Dabei zeigte sich, dass alte Bauteile, wie komplette Holz- fenster mit Glas in den Flügeln, Türstürze aus Holz usw., bei der Erneuerung der Wände nicht ausgebaut wurden. Zum Teil konnte der EHS hier- durch neue Nahrung finden. Auf Grundlage der Untersuchungsbefunde des privat beauftragten Sachverständigen war für die jetzigen Hausbesitzer klar, dass der Vor- besitzer von dem Befall durch den EHS gewusst haben muss. Dabei war klar, dass der Vorbesit- zer als Nichtfachmann den EHS als Solchen na- türlich nicht identifizieren konnte, was aber für ihn zu erkennen sein musste, waren die massiven Schädigungen an den Holzdielen des Wohnzim- merfußbodens. Warum der Vorbesitzer hiervon Kenntnis haben musste, sollen die nachfolgenden zeitlichen Bezüge verdeutlichen: frühester Einbau des Laminats ............................................... April/Mai 2009 Hausübergabe an neue Besitzer ................................................ November 2010 Untersuchungen zum Befund EHS ...................................... September 2011 nach WTA-Merkblatt „Echter Hausschwamm“ wurde für das Wachstum des EHS folgender Wert angesetzt ...................................... 4 mm pro Tag Dieser Wert ist bei den vorgefundenen Bedingungen als realistisch anzusehen. Bei einer EHS Ausbreitung in der Diagonalen von 7,4m und dem zuvor angesetzten Wachstumswert bedeutet das, dass der EHS mindestens über 1.850 Tage gewachsen sein muss ............ >5 Jahre Leckage an der Wasserpumpe ....................................... vor 5–6 Jahren Zum Zeitpunkt des Laminateinbaus war der EHS schon mindestens 2,5 Jahre aktiv. Es ist davon auszugehen, dass der Grund für die Er- neuerung des Fußbodens in der Nordostecke des Wohnzimmers massive Schäden an den Dielen durch EHS waren. Zur Erinnerung, hier wurde der Ausgangspunkt für die strahlenförmige Ausdeh- nung der EHS-Stränge festgestellt. Bei der Verhandlung vor dem LG Hagen folgten die Richter dieser Argumentation nicht. 3 4 7 9 8 3 Nach Entfernen des Laminats massiv durch Fäulnis geschädigter Dielenboden. 4 Deutlich erkennbar sind rechts oben die unter schiedlichen Dielenbreiten. 5 Teil der Dielen komplett durch Fäulnis zerstört. 6 Nach Entfernen der Dielung sind flächendeckende Myzellappen und Stränge vom EHS sichtbar. 7 Ausgeprägte kräftige Strangbildungen des EHS. 8 Stränge zum Teil fingerdick. 9 Ausgebreiteter Teppich aus Myzelsträngen zwischen Polystyroldämmung und der oberen Estrichschicht. 10 Auf der oberen Estrichschicht anhaftende alte Myzelstränge des EHS. 11 Hinweis auf ein nicht ausgebautes Fenster im Mauerwerk. Schützen & Erhalten · März 2016 · Seite 22
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