S&E Glossary

Die maximal mögliche Zug spannung, die das Steinmaterial ertragen kann. Um das zu erklä- ren, müssen wir uns vor Augen führen, was kurz vor dem Versagen einer durch steigenden Druck belasteten Wand passiert. Weil der Mörtel sehr viel elastischer ist als der Stein wird der Mörtel zwischen den Steinlagen herausgepresst. Dieses Herauspressen verursacht aber Zugspannungen in der Fuge zwischen Mörtel und Stein im Stein selber. Diese Zugspannungen verursachen das schalenartige Lösen und Abplatzen der Steinober- fläche und diese Zerstörungen führen schließlich zum Versagen der ganzen Wand.“ Christoph, zurück zur eigentlichen Fragestellung: Führen Bohrungen im Kellermauerwerk zu sta- tischen Problemen? „Sofern man – Mauerwerk mit zu geringem Überbindemaß antrifft oder – wenig vertikale Belastung des Kellermau- erwerks erkennt oder – Vorschädigung, z. B. durch vertikale Risse, feststellt, sollte man vor Beginn der Arbeiten, zur eigenen Sicherheit, einen Fachingenieur zu Rate ziehen.“ Eine weitere Fragestellung eines unseres Ver- bandsmitglieder war, ob aus tragwerksplane- rischer Sicht bei nachträglichen Bauwerksabdich- tungen etwas aus statischer Sicht zu beachten ist? Schließlich wird das Gebäude ganz oder partiell freigegeben. „Grundsätzlich ist DIN 4123 (Ausschach- tungen, Gründungen und Unterfangungen im Be- reich bestehender Gebäude, Ausgabe April 2013) zu beachten. Diese Norm regelt Ausschachtar- beiten im Allgemeinen und auch besondere Si- tuationen. Die dort vorhandenen Skizzen sind beinahe selbsterklärend und bedürfen an dieser Stelle keiner weiteren Erläuterung. Als besondere Situationen seien hier aber Hanglagen genannt. Weiterhin ist die Kenntnis der Gründungstiefe des Hauses sowie das Verhältnis zur Gründung- tiefe eventuell vorhandener Nachbarbebauung wichtig. Meine Empfehlung: In Zweifelsfällen gilt auch hier, dass Fachleute (Tragwerksplaner und/oder Bodengutachter) hinzugezogen wer- den müssen.“ Wie sieht’s beim Gewölbekeller aus? „Ein Gewölbekeller ist eine besondere Si- tuation. Gewölbe erzeugen einen horizontalen Schub am Gewölbefuß. Diese Schubkraft fin- det ihr Gleichgewicht durch ein benachbartes Gewölbe, die beiden Kräfte sind entgegenge- setzt und heben einander auf. An der Außen- wand ist aber kein weiteres Gewölbe vorhan- den, die Schubkraft findet ihr Gleichgewicht im Erdruhedruck. Beim Errichten des Gebäudes wurde das Gewölbe kraftschlüssig in die Bau- grube gemauert. Wird ein solches Gebäude am Gewölbewiderlager freigegraben, besteht die große Gefahr eines Einsturzes. Bei Tonnenge- wölben (einachsiges Gewölbe) sind die Stirn- seiten frei von Schubkräften, also gefahrlos auszugraben. Die Kenntnis über das Vorhan- densein einer Gewölbekonstruktion im Keller des zu bearbeitenden Gebäudes ist elementar und es gehört zu den grundlegenden Pflichten vor Baubeginn.“ Hab’ verstanden − Sonderfachleute beauftragen! Allgemein mal gefragt: Was gilt es aus Sicht des Statikers bei Kellerabdichtungen zu beachten? „Grundsätzlich werden die Kellerwände mit einer zusätzlichen horizontalen Last beauf- schlagt, dem hydrostatischen Druck. Bei einem undichten Keller kann das Wasser beinahe druck- los nach innen abfließen, wird dort entweder entsorgt (abgepumpt) oder staut innen auf und erzeugt einen hydrostatischen Gegendruck. Wird nun der Keller abgedichtet, entsteht ein äuße- rer Druck auf das Bauwerk. Bei Wänden ist die- ser horizontal nach innen gerichtet, bei Sohlen senkrecht nach oben. Die Wände müssen diesen zusätzlichen Druck ertragen können, was sie in der Regel tun, weil (wie zuvor beschrieben) die Gewölbewirkung (Abtragen der Last in 2 Achsen) zusätzlich einsetzt, sofern genügend stützende Innenwände vorhanden sind. Die Sohlen sind meist mit der von unten nach oben wirkenden Kraft überfordert, weil der hydrostatische Druck enorm ist und Sohlen, wenn überhaupt, nur für den Lastabtrag „von oben nach unten“ bemes- sen wurden. Achtung, nur 10 cm Wasser „über Unterkante Bodenplatte“ erzeugt schon einen Druck von 100 kg/m 2 ! Bei einer möglichen Ab- dichtung eines Kellers ist also das Bauteil „Soh- le“ entscheidend, denn nur wenn diese dem hydrostatischen Druck widerstehen kann, kann sie überhaupt erfolgreich sein. Ein weiterer wichtiger Nachweis ist die „Sicherheit gegen Auftrieb“. Hierbei muss nachgewiesen werden, dass das Gesamtgewicht des Gebäudes (wobei nur der Rohbau angesetzt werden darf) der Auf- triebskraft (bei 10% Sicherheit) entgegenwir- ken kann. Bei leichten Gebäuden (Bungalows, Holzhäuser, Fertighäuser) ist dieser Nachweis äußerst schwierig.“ Ich vermute hier kann das Problem die „Weiße Wanne“ lösen, oder? Die nachträgliche Abdich- tung mit dem Einbau einer weißen Wanne in ein bestehendes Gebäude wird im WTA Merkblatt 4-6 mit aufgeführt. Christoph, wie ist Deine Erfahrung mit dieser Art der Bauwerksabdichtung? „Das Prinzip der Weißen Wanne − „Weiß“ bedeutet, dass die dichtende Funktion nur über den Beton selber erreicht wird und das hat zahl- reiche Vorteile: – Meines Erachtens ist es die einzige Bau- weise auf dem Markt, bei der die anschlie- ßende Dichtheit garantiert herstellbar ist. – Eine nachträgliche Abdichtung von Fehl- stellen wäre durch Verpressen einfach und sicher möglich (wobei mir aus meiner Pra- xis nach mehreren hundert Wannen kein einziger Fall bekannt ist, bei dem das not- wendig gewesen wäre). – Individuell anpassbar. – In vielen Varianten herstellbar (komplette Wanne (Wände und Sohle), nur Wände (wenn Sohle ausreichend), nur Sohle (bei geringem Bemessungswasserstand oder funktionierenden Wänden)). Nachteile liegen allerdings auch auf der Hand: – Höhenverlust im Keller (etwa 20–25 cm) beim Betonieren einer Sohle. – Verlust an nutzbarer Breite im Keller (etwa 2×20–25 cm) beim Betonieren von Wän- den. – Relativ hohe Baukosten.“ Ich bedanke mich für das Gespräch bei TETZ Ingenieure, Am Lieberg 40, D-41836 Hückelhoven, Telefon: (02433) 9090-0, Fax: (02433) 9090-19, Website: www.tetz-ingenieure.de, E-Mail: info@tetz-ingenieure.de Fachbereiche Bautenschutz „Mädchen brauchen Ihre Hilfe!“ Ulric hWi ckert: www.plan-deutschland.de Nähere Infos: und sie wächst gewaltfrei auf. Unser Ziel: PI_Füller_Anzeigen_145x75_CMYK_121102.indd 7 02.11.12 18:06 Schützen & Erhalten · Juni 2014 · Seite 18

RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=