S&E Glossary
Schützen & Erhalten · März 2002 · Seite 14 DIE FACHBREICHE Holzschutz Oftmals, und wie wir auch später sehen werden mit Recht, stellt sich die Frage nach der Gefährdung von Brett- schichtholz gegenüber dem Hausbock (lat. Hylo- trupes bajulus). Wie wird Brettschichtholz ent- sprechend seiner Gefährdung gegenüber holzzerstörenden Organismen eingestuft? Zu- nächst einmal wird an einer Stelle im Kommentar zur Holz- schutznorm (DIN 68800/3, Abs. 1, letzter Abschnitt) dazu ein- deutig Stellung genommen: „ Schließlich ist zu beachten, dass Teil 3 von DIN 68800 ausschließ- lich Vollholz, nicht jedoch Holz- werkstoffe betrifft (…). Verleim- te Holzkonstruktionen aus lamel- lierten, mindestens 6 mm dicken Holzteilen, z.B. Brettschichtholz oder Fensterholz aus lamellier- ten Holzteilen, sind hinsichtlich notwendiger bau- licher und chemischer Holzschutzmaßnahmen wie Vollholz zu betrachten.“ Ohne Zweifel bedarf es bei Brettschichtkonstruktionen ge- nau denselben konstruktiven Holzschutz wie bei Vollholzkon- struktionen. Auch ein chemi- scher Holzschutz ab der Gefähr- dungsklasse 2 dürfte, schon in Hinblick auf die Pilzgefährdung, nicht wegzudiskutieren sein. Holzschutzmaßnahmen ent- sprechend der Gefährdungsklas- se 1, bei dem nur ein vorbeu- gender Insektenschutz verlangt wird (Ausnahmen siehe Abs. 2.2.1 der DIN 68800/3) zielen auf Insekten, insbesondere den Hausbock, der hier betrachtet werden soll. Stellt sich als erstes die Fra- ge, können Larven überhaupt im Medium „Brettschichtholz“ exi- stieren und sich entwickeln. Un- tersuchungen durch [ 1 ] bestä- tigen, dass durch eingesetzte Larven und Eier eine Weiterent- wicklung möglich ist. Dabei durchnagen die Larven ohne Probleme die Leimfugen und zerstören das Holz (Bild 1). Demgegenüber ist aus der Praxis kein einziger Fall einer Hausbockschädigung an Brett- schichtholz bekannt geworden. Dies bestätigt auch eine durch die Entwicklungsgemeinschaft Holzbau in der DGfH in Auftrag gegebene Studie. In der im Jahr 2000 beendeten Studie zur Be- fallswahrscheinlichkeit durch Hausbock bei Brettschichtholz [ 2 ] wurden 134 Objekte aus Deutschland, der Niederlande, der Schweiz und Österreich auf- gelistet, von denen 58 einer Bauwerksuntersuchung unterzo- gen worden. 36 davon enthiel- ten keine Holzschutzmittel bzw. wurden als Holzschutzmittelfrei angegeben. Bis auf eine einzi- ge Ausnahme konnte an keinem der einbezogenen Objekte ein Hausbockbefall bzw. Hausbock- schädigungen festgestellt wer- den. Interessant dabei ist, dass selbst in den Nutzungsklassen 2 und 3 [ 3 ] am chemisch un- Brettschichtholz durch Hausbock gefährdet? Bildnachweis Fotos Seite 15: – Bild 1: Informationsdienst Holz „Brett- schichtholz“, Studiengemeinschaft Holz- leimbau e.V. 1998 – Bild 2: Cymorek, S. „Zur Befallbarkeit von Brettschichtholzträgern…“ Holzschutz- Forschung und Praxis, Symposium 1982 Litratur: 1 Csymorek, S. „Zur Befallbarkeit von Brett- schichtträgern durch den Hausbock Hy- lotrupes bajulus (L.)“ Holz-Zentralblatt, DRW-Verlag 2 Aicher, S., Radovic, B., Volland, G. „Be- fallswahrscheinlichkeit durch Hausbock bei Brettschichtholz“ Otto-Graf-Institut – UNI Stuttgart 2000 3 Nutzungsklassen (NKL) nach Eurocode 5 vereinfacht: NKL 1 bei 20°C und i.d.R. 65% rel. Luftfeuchte entspricht einer Holzausgleichsfeuchte von etwa 12 %, NKL 2 bei 20°C und i.d.R. 85% rel. Luft- feuchte entspricht einer Holzausgleichs- feuchte von etwa 20 %, NKL 3 Klima- bedingungen mit höheren Holzfeuchte- werten als in NKL 2 geschützten Holz kein Befall vorlag. Lediglich an einem Ob- jekt in Süddeutschland wurden neben einem Pilzbefall eine eng begrenzte Hausbockschädigung unter den Bedingungen der Nutzungsklasse 3 und der Ge- fährdungsklasse 4(!) festge- stellt. Auch unter den Bedingun- gen der Nutzungsklasse 1 konn- ten am chemisch ungeschütz- ten Holz keine Hausbockschä- den wahrgenommen werden. Fazit: Unter Anbetracht der Praxiserfahrung und den Er- kenntnissen der in [ 2 ] genann- ten Studie sollte die pauscha- le Forderung nach einem zum Vollholz adäquaten chemisch vorbeugenden Holzschutz in der Gefährdungsklasse 1 überdacht werden. Bild 1: Die Larven durchnagen problemlos die Leimfugen und zerstören das Holz. Bild 2: Brettschichtholz Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr Fachbereichs- leiter Holz- schutz An der hohen Lache 6 06846 Dessau Telefon: (03 40) 6 61 18 84 Telefax: (03 40) 6 61 18 85 email: Ing-Buero-Flohr@t-online.de
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