S&E Glossary
Schützen & Erhalten · September 2001 · Seite 25 Häufig taucht bei Holz- konstruktionen die Frage nach zurückliegenden Schutzbehandlungen, das heißt Anwendungen che- mischer Holzschutzmittel auf. Unterschiedliche Fragestellun- gen sind dabei möglich: – Ist ein chemische Holz- schutz noch ausreichend vorhanden, sodass die vor- beugende Wirkung sicher gestellt ist? – Wurde ein Holzschutz vor- genommen, wie im Auf- trag festgelegt (Qualitäts- kontrolle)? – Wie tief sind chemische Holzschutzmittel einge- drungen (Qualitätskontrol- le bei bekannter Behand- lung)? – Können aus einer beste- henden Holzkonstruktion mögliche Gesundheitsge- fahren auf Grund früher verwendeter Wirkstoffe befürchtet werden? Während für die Beantwortung der drei ersten Fragen die Wirk- samkeit chemischer Holzschutz- mittel im Vordergrund steht, ist die vierte Frage zu möglichen Risiken deutlich differenzierter zu untersuchen. Bei der Frage der Wirksamkeit ist es wichtig, dass ausreichend Wirkstoff vor- handen ist. Ein Nachweis muss daher nicht sehr empfindlich sein. Geht es dagegen um gesund- heitliche Risiken, müssen je nach Wirkstoff auch kleinste Spuren gefunden werden kön- nen. Hier wird der Nachweis von Holzschutzmittel durch die teil- weise sehr unterschiedliche Ei- genschaften der Wirkstoffe und durch ihre ungleiche Verteilung im anisotrophen, inhomogenen Material Holz beeinflusst (Peylo 1999), sodass für eine quanti- tative Analyse die richtige Pro- benahme entscheidende Bedeu- tung erhält. Zusammensetzung von Holzschutzmitteln (HSM) Generell können Holzschutz- mittel in zwei große Gruppen eingeteilt werden, die wasser- löslichen, mehrheitlich anorga- nischen Salze und die in Löse- mitteln gelösten, organischen HSM. Neben den klassischen anorganischen Salzkomponen- ten, meist Schwermetallen Arsen, Chrom und Kupfer, sel- tener Zinn, Zink, Quecksilber und vor allem Bor, Fluor. Zusätz- lich kommen in neuerer Zeit verstärkt quaternäre Ammoni- um-Verbindungen (Alkylammo- nium), kurz „Quats“ und von ihnen abgeleitete ammoniaka- lische Systeme, wie Kupfer-HDO (Bis-(N-Cyclo h exyl d iazeniumdi- o xid)-Kupfer) und „polymeres Betain“ zur Anwendung. Insge- samt gehören etwa 10 Elemente zu diese Gruppe. Die wichtigsten organischen Wirkstoffe sind (das inzwischen verbotene, aber im Altbau häu- fig zu findende) PCP, die noch zugelassenen Lindan, Dichloflua- nid, Pyrethroide, Triazole, in der DDR auch DDT, und neuerdings die als Häutungshemmer wirken- den Fluofenoxurone. Daneben wurden in den vergangenen Jahrzehnten aber noch etwa 70 weitere Substanzen eingesetzt (Voss, Willeitner 1994). Auf Grund der Entwicklung auf dem Gebiet der Dispersio- nen und Emulsionen ist diese Einteilung nicht mehr ganz rich- tig. So gibt es seit längerem wasserlösliche Pyrethriod-Emul- sionen. Unter dem Aspekt des Nachweises dieser Wirkstoffe ist diese Aufteilung aber weiterhin gültig. Problem Probenahme Die Verteilung von Holz- schutzmitteln im Holz wirkt sich erheblich auf die Probenahme zur chemischen Analyse aus. Hier bestehen eine Reihe un- terschiedlicher Vorschriften (Kottlors, Petrowitz 1993). So formuliert zum Beispiel DIN 52 161, (1967) eine Borkernent- nahme zur Untersuchung des Splintholz. EN 212 (Entwurf) definiert dagegen eine vollstän- dige Querschnittsprobe. Im in- ternationalen Vergleich werden wiederum Bohrkernentnahmen favorisiert (AWPA, American Wood Preservers Ass., Standard M2-97). Verschiedene Methoden zur Analyse der entnommenen Probe werden in Schoknecht et al. (1998) dargestellt. Die genannten Normen be- ziehen sich im Wesentlichen auf die Qualitätskontrolle kessel- druckimprägnierter Hölzer, wo- bei das verwendete Holzschutz- mittel in der Regel bekannt ist. Dies ist bei der Untersuchung von Altholz meist nicht gege- ben. FÜR DIE PRAXIS Schnellanalyse von Holzschutzmitteln Möglichkeiten und Grenzen für die Praxis auf der Baustelle Es schreibt für Sie: Dr. André Peylo (Jahrgang 1965, verheiratet, zwei Töchter) – 1991: Abschluß des Studi- ums zum Diplom-Holzwirt in Hamburg – anschließend: wissen- schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Holzbiologie und Holzschutz der Bundes- forschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft Hamburg – Promotion im Fachbereich Holzschutz über das Auswaschverhalten von Borverbindungen, seitdem Bor-Fan – Nebenstudium der portu- gisischen Sprache während der Promotion – seit 1998: Übertritt in die Selbständigkeit als Consul- ter und Gutachter für Holz- schutz. Geschäftsführer der Deutschlandvertretung der dänischen lavTOX Mitglied in den DGfH-Aus- schüssen zu den Themen- komplexen Holzschutz und Umwelt, vorbeugender und bekämpfender Holzschutz, Holzschutzmittelanalytik Mitglied im DHBV, DGfH, Inter- national Research Group on Wood Preservation (IRG), Geschäftsführer des Bundes Deutscher Holzwirte und als Stadtvertreter im Bauausschuß der Stadt Laueneburg/Elbe Weitere Fragen an: Dr. André Peylo Blumenstraße 22 21481 Lauenburg Telefon: 0 41 53 – 22 82 Telefax: 0 41 53 – 58 22 26 email: apeylo@t-online.de Grenzen für die Praxis Auf Grund dieser komplexen Zusammenhänge ist eine quan- titative Analyse nur mit spezi- eller Ausstattung durch entspre- chende Fachleute und in che- mischen Labors möglich (Schoknecht et al. 1998. Mög- lichkeiten, Analysen dort mit modernen, hoch technisierten Verfahren auch innerhalb we- niger Minuten durchzuführen bestehen (Peylo 2001; Peylo, Peek 1998, 1999).
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