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Schützen & Erhalten · Juni 2001 · Seite 32 Umsetzung in Deutschland Die Schwammsanierung er- folgt dagegen traditionell durch Bohrlochinjektagen, wobei die in DIN 68 800 geforderten Si- cherheitsabstände von 1,5 Me- tern in der Regel durch etwa 20 flächig angeordnete Bohr- löcher je Quadratmeter Wand- oberfläche ausgefüllt, vielfach aber auch ganze Wände vom befallenen Streichbalken der Erdgeschossdecke bis zur Ober- kante des Kellerfußbodens durchlöchert werden. Diese Methode, die schnell mehrere Tausend Bohrlöcher erfordern kann, ist nicht nur aufwändig und damit teuer, sondern in vielen Bereichen bei Denkmalsgeschützen Gebäuden oder bei Halbsteinwänden gar nicht möglich. Und sie ist vielfach auch nicht notwendig, wie die obi- gen Untersuchungen zeigen. Auch die DIN 68 800-4 gibt in ihrem Absatz 4.3.2 nur den Hin- weis, dass in Gefahrenbereichen, wie zum Beispiel um Balkenköp- fe herum, Bohrlochinjektionen FÜR DIE PRAXIS Erfahrungen aus Dänemark erfolgen sollten. Auch Wandan- schlüsse sollten entsprechend berücksichtigt werden. Absatz 4.3.3 beschränkt die Notwendigkeit von Bohrlöchern auf die Fälle, in denen die Wand von Mycel durchwachsen ist, ohne dies jedoch näher zu er- läutern. Auch der Kommentar gibt hier keine weiteren Hin- weise. Der Zustand der Wand, ins- besondere die Frage, ob Mycel die Wand vollständig durch- wachsen hat, oder nur in den Fugen in Oberflächennähe un- ter dem Putz gewachsen ist, kann nach den erforderlichen Vorarbeiten, vor allem Absatz 4.2.2, meist beantwortet wer- den. Wie in Dänemark ist also der Putz zu entfernen und die Fugen sind etwa 3 Zentimeter frei zu kratzen. Werden hier keine intensiven Durchwachsun- gen gefunden, kann nach Ab- satz 4.3.2 verfahren und die Wand durch Oberflächenbehand- lung bearbeitet werden. Der Kommentar lässt ausdrücklich ein Anmischen des Fugenmör- tels (nicht des abschließenden Putzes!) mit einem Schwamm- l Abbildung 3: Vergleich der Diffusionstiefen rechtwinklig zur Faserrichtung nach Anstrich (lateral), beziehungsweise in axialer Richtung nach Bohr- lochtränkung. Versuchsergeb- nisse über ½ beziehungsweise 5½ Jahre. Holz auf 18 Prozent Feuchte klimatisiert. l Abbildung 4: Bordiffusion an Ziegel- und Kalksandsteinen bei trockener Lagerung. Bor durch fotometrische Analyse bestimmt. sperrmittel zu, sodass nach wenigen Wochen eine Sperr- schicht von mindestens 10 Mil- limeter in den Steinen und min- destens 40 Millimeter, wahr- scheinlich deutlich mehr, in den Fugen vorhanden ist. Ziel dieser Sanierung, auch der Bohrlochtränkung, ist der Einschluss des Echten Haus- schwamms in der Wand, da eine sichere Abtötung nicht vermu- tet wird. Erfahrungsgemäß stirbt das in der Wand unter Umstän- den noch vorhandene Mycel auf Grund des Nahrungsentzuges schließlich ab (Bech-Andersen 1992). Es besteht auf Grund von Praxisberichten jedoch immer ein Restrisiko, dass der Haus- schwamm auch nach vielen Jah- ren erneut aufleben kann. An- grenzende Räume und Geschosse sollen daher immer in die Maß- nahmen einbezogen werden und vor allem alle Nahrungsgrund- lagen, wie Holzdübel und ein- gewachsene Baumwurzeln sorg- fältig entfernt werden. Zwischen Deutschland und Dänemark besteht also kein Un- terschied in der Notwendigkeit zur sorgfältigen Untersuchung des Schadensumfangs und der gewissenhaften Vorbereitung der chemischen Maßnahmen. Der entscheidende Unterschied liegt im Aufwand und der Schädigung durch die eigentliche chemische Behandlung, die bei BORACOL wesentlich geringer sind. BORACOL ist somit für den Einsatz in Deutschland bestens geeignet und erfüllt alle Vor- aussetzungen der Zulassung und der Normenwerke. Es wäre wünschenswert, wenn bei der Anwendung von BORACOL ein Teil des eingespar- ten Aufwands bei der eigentli- chen chemischen Behandlung einer sorgfältigen Vorbereitung zugute käme. „ Literatur – Bavendamm, W. 1958: Bor im Holzschutz. Holzkonservierung 1, 1-11. – Bech-Andersen, J. 1992: The Dry Ror fun- gus and other fungi in houses. Interna- tional Research Group on Wood Preser- vation, Stockholm, Doc. IRG/WP 2389. ISBN 87-89560-8-6, 134 S. – Bech-Andersen, J., 1987: Practical ex- periments with Boracol used as a fun- gicide in the repair process after attack by the dry ror fungus – De Groot, R.C.; Felton, C.C., 1998: Dis- tribution of Borates around Piont Sour- ce injevctions in Dry Wood Members. Holzforschung 52, 37–45. – Dirol, D., 1988: Borate diffusion in wood from rods and liquid product. Applica- tion to laminated beams. International Research Group on Wood Preservation, Stockholm, Doc IRG 3482. – Drysdale, J.A. 1994: Boron treatments for the preservation of wood – A review of efficacy data for funghi and termit- es. International Research Group on Wood Preservation, Stockholm, Doc IRG/WP 30037. – Edlund, M.-L.; Henningsson, B.; Käärik, A.; Dickèr, P.-E. 1983: A chemical and mycological evaluation of fused borate rods and a borate/glycol solution for re- medial treatment of window joinery. In- ternational Research Group on Wood Pre- servation, Stockholm, Doc. IRG/WP 3225 – Korrosionscentralen 1983: ATV, Brønd- by, DK, Untersuchungsbericht, unveröf- fentlicht. – Peylo, A. 1995: Auswaschung von Bo- raten aus chemisch geschütztem Holz. Dissertation Fachbereich Biologie, Uni- versität Hamburg 144 S. – Peylo, A. 2000: Bor im Holzschutz – Gibt es neue Erkenntnisse? Der praktische Schädlingsbekämpfer 52 (4) 28–31. – Peylo, A., 1998: Bor im Holzschutz – Brei- tes Wirkungsspektrum und geringe Hu- mantoxizität. Der praktische Schädlings- bekämpfer 50 (11) 17–20. – Peylo, A.; Willeitner H., 2001: Bewer- tung von Boraten als Holzschutzmittel. Holz Roh- Werkstoff. 59, im Druck. – Streit, B. (Hrsg.) 1991: Lexikon Ökoto- xikologie. VCH-Verlag Weinheim, New- York, Basel. – Theden, G.; Kottlors, C. 1965: Verfah- ren zum Sichtbarmachen von Schutzmit- teln im Holz. Mitteilungen Deutsche Ge- sellschaft für Holzforschung, DGfH, Mün- chen, Nr. 52 – Vognsen, L., Vinther, J., 1992: Boracol treatment of stone. J.V. Trealabor, Un- tersuchungsbericht, unveröffentlicht.

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