S&E Glossary
Schützen & Erhalten · März 2001 · Seite 14 Aus diesen Definitionen wird deutlich, dass eine Ausgasung von Wirkstoffen oder Lösemit- teln befürchtet wird, die als ge- sundheitsschädlich eingestuft sind und die somit eine Gesund- heitsgefährdung verursachen könnten. Bei den alten Wirkstoffen Lindan und PCP sowie auch bei Pyrethroiden sind diese Aufla- gen nachvollziehbar und rich- tig. Wie verhält es sich nun aber mit Wirkstoffen, die keine Gas- phase aufweisen, wie z.B. Bor, oder Wirkstoffen, die auf spe- ziellen Stoffwechselprozessen von Insekten beruhen, sodass keine Beeinträchtigungen hö- herer Lebewesen oder teilwei- se nicht einmal anderer Insek- ten als der Zielorganismen be- kannt sind? Neuregelungen seit dem 1. Januar 2001 Die neuen Textpassagen, die in den bauaufsichtlichen Zulas- sungen und somit im neuen Holzschutzmittelverzeichnis erscheinen werden, wurden vom zuständigen Abteilungsleiter im DIBt, Herrn Irmschler anlässlich einer Holzschutztagung des DHV Berlin-Brandenburg am 2.12.2000 vorgestellt. – Der Faktor 0,2 [m³/m²] wird ausdrücklich für den kubischen Raum definiert. – Die großflächige Anwen- dung in sonstigen Innen- räumen ist zulässig, wenn sie bautechnisch als un- vermeidlich begründet ist. – Die großflächige Anwen- dung in Aufenthaltsräu- men und deren Nebenräu- men ist zulässig, wenn die behandelten Bauteile raumseitig abgedeckt* werden. *= Die Abdeckung kann dabei eine Gipskartonplatte oder auch nur ein diffusionsdichter An- strich sein. Nur bei Pyrethro- iden ist die staubdichte Abdek- kung erforderlich. Eigentlich gelten diese Re- gelungen erst mit dem Vorlie- gen der neuen bauaufsichtlichen Zulassung beim Verwender! Zusammenfassung Somit kann ein Abstellraum oder nur gelegentlich begange- ner Dachboden bei lebendem Befall großflächig behandelt werden. Ein zu Wohnzwecken genutzter Dachgeschossraum kann großflächig behandelt werden, wenn eine Abdeckung der Bauteile erfolgen, die nicht staubdicht sein muss, mit Aus- nahme der Pyrethroide (vergl. jeweiligen Text der Zulassung). Viele Betriebe werden seit langem so verfahren haben. Durch die nun übereinstimmen- den Formulierungen in den Re- gelwerken besteht dafür nun aber auch eine rechtliche Klar- heit. Die erhoffte Ausnahme der Borverbindungen von den ge- nannten Beschränkungen konn- te nicht erreicht werden. Bor wird weiterhin mit allen aktu- ell zugelassenen Bekämpfungs- mitteln gleich behandelt wer- den. Dies wird nur in wenigen Fällen, zum Beispiel im Altbau- bereich bei sichtbar belassenen Ständern und Sparren Proble- me bereiten können. Wird aber sorgfältig darauf geachtet, dass keine Kristalle und somit deut- liche Konzentrationen auf der Oberfläche der Bauteile sicht- bar sind und zusätzlich ein un- auffälliger Lacküberzug gewählt, sollte auch dieses Problem lös- bar sein. DIE FACHBEREICHE Holz- und Brandschutz Weder Tier noch Pilz Myxomycetes (Schleimpilze) in Gebäuden In Fortführung der Serie „ holzzerstörender Pilze“ stellt Ekkehard Flohr dies- mal einen Organismus vor, der streng genommen nicht zu den Pilzen ge- hört. Ab und zu findet man sie in Gebäuden und der Holzschutzfachmann sollte zumindest wissen, zu welcher Gruppe von Pil- zen oder Tieren man sie einordnet. Jeder von uns hat sie schon gesehen, aber die wenigsten wussten, um was es sich han- delt. Die Schleimpilze (wissen- schaftlich Myxomycetes ge- nannt) findet man sehr häufig in Wäldern an verrottetem und morschem Holz. Auch in Gebäu- den fallen sie durch ihre skur- rile Form und durch ihre Far- benpracht auf. Man schätzt, dass von den Schleimpilzen etwa 500 Arten existieren. So interessant wie ihre Er- scheinungen sind, so interes- sant stellt sich die Entwicklung dar. Anfangs bilden sich aus Sporen Myxoflagellaten (so ge- nannte Schwärmer mit zwei Geißeln am Vorderende) oder Myxoamoeben (frei bewegliche Zellen ohne Geißel und Zellwän- de). Anschließend verschmelzen sie zu Zygoten (befruchtete Zellen) und wachsen zu einem Plasmodium heran. Dieses Plas- modium besteht aus einer viel- kernigen, nicht-zelligen Plasma- masse (ähnelt dem Schleim), die sich langsam kriechend auf der Suche nach Nahrung fortbewegt. In diesem vegetativen Stadium erscheinen uns die Schleimpil- ze als strang- oder netzartige, zum Teil farbenprächtige Gebil- de. Sie ernähren sich von Mi- kroorganismen (Bakterien), Hyphen und Sporen höherer Pilze. Zu den holzzerstörenden Organismen gehören sie nicht. Durch verschiedene Umwelt- einflüsse wechselt der Schleim- pilz dann von der vegetativen (plasmoiden) zur generativen (das heißt Bildung von Frucht- körpern und Sporen) Phase. Nachfolgend werden einige Ar- ten vorgestellt: Fuligo septica (L.) Wiggers Ein sehr auffälliger Schleim- pilz der durch seine kräftig gelbe Plasmoidenfarbe kaum zu über- sehen ist (Bild 1). Kriechend hat er einen Fruchtkörper des Wei- ßen Porenschwamms erreicht, von dessen Sporen er sich er- nährt (Bild 2). Im generativen Stadium bildet er gelblich bis weißliche, Sporen tragende Kis- sen, so genannte Aethalien (Bild 3). Reticularia lycoperdon (Bull) Der Sporen tragende Frucht- körper ist nicht zu übersehen (Bild 4). Er kann bis zu 10 Zen- timeter lang werden und erin- nert an einen Wassertropfen auf hydrophobiertem Untergrund. Durch die silbrig glänzende Hülle schimmern bereits in Form von dunklen Flecken die brau- nen Sporen durch. Nach dem die Hülle aufgerissen ist, werden die Sporen verteilt (Bild 5). Der absterbende Schleimpilz dient dann diversen Schimmelpilzen wiederum als Nahrung (Bild 6). Zu beachten ist, dass sich in der oberen rechten Ecke ein Fruchtkörper des Braunen Kel- ler- oder Wartenschwamms be- findet. Die drei Fotos wurden im Abstand von 7 Tagen auf- genommen. Trichia decipiens (Pers.) Macbr. Diese Art der Schleimpilze bildet aus einer unförmigen, hellbraunen, feucht glänzenden Plasmamasse rote kugelförmi- ge Fruchtkörper (Bild 7). Jede Kugel befindet sich auf einem Letzte Meldung Infos vom DIBt Nach Redaktionsschluss er- reichte den Fachbereichsleiter Holz- und Brandschutz neue Informationen über die zukünf- tige Zulassung von Holzschutz- mitteln. Über diese Regelungen wird Ekkehard Flohr in der nächsten Ausgabe von S&E ausführlich berichten. Erste Hintergründe zu diesem Thema finden Sie im Artikel von Dr. André Peylo auf den Seiten 12–14 in dieser Zeit- schrift.
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