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Schützen & Erhalten · Dezember 2000 · Seite 8 DIE FACHBEREICHE Holz- und Brandschutz Holzbohrmuschel (Teredo navalis) Ein für die meisten Holz- schutzfachleute wohl eher sehr seltenen Holz- zerstörer wird heute vor- gestellt. Die vor ungefähr 250 Jahren aus Amerika eingeschleppte Muschel stellt ein ernstes Problem bei den im Küstenwasser verbauten Hölzern dar. Seebrücken, Dalben, Ste- ge, Buhnen und anderes werden von den Tieren befallen und zerstört. Dr. Uwe Noldt von der Bundesforschungsanstalt Hamburg gilt der Dank für die Bereitstellung von Bildmaterial. Erscheinungsform Die auch als Schiffsbohrmu- schel, Pfahlwurm oder Schiffs- bohrwurm bezeichnete Holz- bohrmuschel gehört zum Tier- stamm der Muscheln und nicht zu den Würmern. Weltweit gibt es sehr viele Arten der Gattung Teredo, wobei die oben ge- nannte Holzbohrmuschel an der deutschen Küste vorkommt. Die Holzbohrmuschel weicht erheblich von der uns bekann- ten Form einer Muschel ab. Vielmehr handelt es sich um einen bis zu 20 Zentimeter (sel- ten bis 40 Zentimeter) langen wurmähnlichen weichen, weiß- lichen Körper (Bild 2) Dieser Körper füllt den Bohrgang mit einem Durchmesser von 6 bis 8 Millimeter (bis 12 Millimeter) fast vollständig aus. Geschützt wird der schalenlose Körper durch das Holz bzw. durch eine Kalkauskleidung. An den ange- schnittenen Bohrgängen ist deutlich diese Kalkauskleidung zu erkennen. Am Kopf besitzen die Tie- re aus Kalk bestehende Scha- len, mit der sie das Holz ab- raspeln und so den Bohrgang bilden (Bilder 1 und 4). Am Ende befinden sich neben zwei, dem Verschluss des Bohrgangs dienende Paletten eine Aus- ström- und Einströmöffnung (Si- phonen). Mit der Einströmöff- nung wird Sauerstoff und Plank- ton aufgenommen und durch die Ausströmöffnung werden ver- brauchtes Wasser und Exkremen- te ausgeschieden. Von außen ist ein Bohrmu- schelbefall so gut wie nicht zu erkennen. Dies liegt daran, dass zum einen die Einbohröffnun- gen etwa nur 1 Millimeter groß sind und zum anderen durch Schmutz (Tang, Schlick und so weiter) verdeckt werden. Lebensweise Als sehr kleine Larven trei- ben die Muscheln im Wasser bis sie sich an Holz festsetzen. Die circa 0,3 Millimeter großen Mu- schellarven beginnen sich dann einzubohren. Erst danach wan- deln sie sich zu der im Bild 2 dargestellten Wurmform um. Es wurde beobachtet, dass neues Holz in der ersten Zeit nicht befallen wird. Laut Becker ist das auf die Ernährungsge- wohnheit der Larven zurückzu- führen. Das Holz muss bereits durch Pilze befallen sein, die den Jungtieren als eiweißhal- tige Nahrung dienen. Später ernähren sie sich dann von den abgeschabten Holzspänen und vom Plankton, wobei ersteres dem Stoffwechsel dient und letzteres für das Wachstum ver- antwortlich ist. Die Bohrgänge verlaufen quer durch das Holz mit axial orientierter Ausrichtung und sind kreisrund (Bild 3). Bei Temperaturen von 5 bis Bild 1 (links): Kopf der Holzbohr- muschel Bild 2: Holzbohrmuschel der Gattung Bankia (Quelle: Becker) Bild 3: Holzquerschnitt mit Bohrmuschelbefall (Quelle Bilder 1, 2 und 4: Dr. Noldt, BFH Hamburg) Bild 4: Kalkschalen, mit der das Holz abgeraspelt wird.

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