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Schützen & Erhalten · Juni 2000 · Seite 17 Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr (Jahrgang 1960) – 1981: Fachschulstudium an der Ing.-Schule für Hoch- bau Leipzig – 1985: Fachmann für Holzschutz – 1990: Sachverständiger für Holzschutz an TU-Dresden – 1990: Gründung einer Holz- und Bautenschutzfirma – 1991: Berufung zum ö.b.u.v.S für Holzschutz – seit 1997: Fachbereichslei- ter für Holz- und Brand- schutz im DHBV – seit 1998: Geschäftsführer eines Ingenieurbüros – seit 1999: Dozent am HBZ Münster (Holz- und Bautenschutztechnikeraus- bildung) Mitarbeit in folgenden Ausschüssen: – WTA-Arbeitsgruppe Holz – DGfH-Arbeitsausschuss „Erneuerung alter Bau- substanz“ – Stellv. Leiter der DGfH Arbeitsgruppe „Bekämp- fungsmaßnahmen zum Schutz von Holz“ – DIN-Kommentarausschuss (DIN 68800/4) – Integrierung in ein Forschungsprojekt „Echter Hausschwamm“ – Fortbildungsprüfungsaus- schuss Holz- und Bauten- schutztechniker Weitere Fragen an: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr An der hohen Lache 6 06846 Dessau Telefon: 0340 - 6611884 Telefax: 0340 - 6611885 email: Ing-Buero-Flohr@t-online.de DIE FACHBEREICHE Holz- und Brandschutz Trotzkopf (Coelostethus pertinax) Hinsichtlich der wirt- schaftlichen Bedeutung ist der Trotzkopf nur „Nutznießer“ eines be- reits vorhandenen wirt- schaftlichen Einflusses. Unser Autor Ekkehard Flohr beleuchtet diesen Sekundärschädlinge im Rahmen seiner Serie über holzzerstörende Insek- ten. Erscheinungsform: Der ausgewachsene Käfer ist sehr leicht mit dem Gewöhn- lichen Nagekäfer zu verwech- seln. Er besitzt ebenfalls eine längsgestreifte und punktier- te Flügeldecke (siehe Bild 1) mit einer sehr feinen Behaarung und mattschwarzer Färbung. Die Käfer sind etwa 4 bis 6 Millimeter lang und weisen ei- nen fast runden Kopf mit Hals- schild auf. Dieser ist „trotzig“ hinter dem Halsschild verbor- gen. Die Fähigkeit Klopfgeräu- sche zur Partnerfindung abzu- geben, haben ihm im Volks- mund den Namen „Totenuhr“ eingebracht. Die im Holz mi- nierenden Larven verpuppen sich im späten Frühjahr und die Käfer schlüpfen in den Mona- ten April bis Juni. Dabei hin- terlassen sie kreisrunde Flug- löcher mit einem Durchmesser von etwa 1,5 bis 3 Millimeter. Die Lebenserwartung der Käfer beträgt etwa 3 Wochen. Die Larven besitzen ähnli- che Form und Färbung wie die des Gew. Nagekäfers. Durch- schnittlich sind sie jedoch et- was größer und intensiver be- haart. Sie haben eine weiß- gelbliche Färbung und besitzen drei Beinpaare. Lebensweise Die Larven leben bevorzugt im pilzgeschädigten Nadelholz. Befall im Laubholz ist ebenfalls bekannt, wenn auch sehr sel- ten. Nach etwa 2 bis 3 Jah- ren schlüpfen die fertigen Kä- fer. Das Weibchen legt nach der Paarung 1 bis zu 10 Eier ab. Dabei erfolgt die Eiablage be- reits gezielt an pilzgeschädig- tem Holz. Bevorzugt fressen die Lar- ven die nährstoffreicheren Frühholzschichten des Splint- holzbereiches. Je nach Fäulnis- grad können dann mehr oder weniger deutliche Lamellen (Spätholz) übrig bleiben (sie- he Bild 2). Bei stark durch Pilze geschädigtem Holz ist dann diese Lamellenstruktur kaum noch zu erkennen. Bekämpfung und wirt- schaftliche Bedeutung Eine Bekämpfung dieser Insektenart auf physikalischer oder chemischer Basis wäre nur rein theoretisch möglich. In der Praxis ist dies, auch bei einem sehr umfangreichen Be- fall, nicht notwendig. Da die Insekten nur auf pilzgeschädig- tes Holz angewiesen sind, gel- ten sie als „Sekundärschädlin- ge“. Die eigentliche Schädigung im Holz beruht auf Zellulose- und/oder Ligninabbau durch Pilze. Dabei ist oftmals die Fe- stigkeit derart gemindert, dass nur ein Austausch in Frage kommt. Als Ausnahme könnte eine thermische Behandlung an kul- turhistorisch wertvollen Gebäu- den beziehungsweise Bauteilen angesehen werden. Da diese Behandlung vorrangig auf die Abtötung eines Pilzbefalls zielt, werden mit den gewählten Pa- rametern ohnehin Larven, Ei- gelege und Imago abgetötet. Auch hinsichtlich der wirt- schaftlichen Bedeutung ist der Trotzkopf nur „Nutznießer“ ei- nes bereits vorhandenen wirt- schaftlichen Einflusses. Bild 1 Ausgewachsener Trotzkopf (Quelle: 1 Bily, S. „Käfer“) Bild 2 Schadbild durch Lar- venfraß (Holz- quer- schnitt) Quelle: Ing.-Büro Flohr, Dessau
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