S&E Glossary

Schützen & Erhalten · März 2000 · Seite 19 FACHBEREICHE Holz- und Brandschutz Heißluft gegen Echten Hausschwamm – Seminar und Baustellenbesichtigung Der Holzschutzfachver- band Norddeutschland e.V. (HFN) und die Gebäudema- nagement Schleswig Hol- stein GmbH (GMSH) luden Fachleute aus dem Deut- schen Holz- und Bauten- schutzverband (DHBV), von der Deutschen Gesell- schaft für Holzforschung (DGfH) und verschiedenen Holzschutzfachverbänden zu einer Praxisvorführung ein. Im Mittelpunkt der Veran- staltung stand das um 1800 errichtete „Landhaus Kuhl- mann“ in Lübeck. Dort wurde durch eine DHBV Mitgliedsfir- ma eine Schwammbekämpfung mit Heißluft ausgeführt. Zu Beginn der Veranstaltung wurde den Teilnehmern die Baustelle vorgestellt. Herr Dalke (Bauleiter Fa. Lömpel) und Herr Dr. Sabottka (Landesamt für Denkmalpflege) erörterten die spezielle Problematik am Gebäu- de. Es ging darum, den Ech- ten Hausschwamm unter Bei- behaltung von Holzbauteilen und Stuckornamenten im Holz und im Mauerwerk zu bekämp- fen. Herr Dr. Uwe Schümann vom HFN stellte aus der Sicht des Holzschutzgutachters das Ge- bäude vor. 1996 diagnostizier- te er eine umfangreiche Schä- digung durch den Echten Hausschwamm und verfolgt seit dem die Schadensentwicklung am Landhaus. Das durchaus sa- nierungswürdige Gebäude er- litt im Sommer 1998 einen fol- genschweren Schicksalsschlag. Durch Brandstiftung wurden das Treppenhaus und der Dach- stuhl komplett sowie etliche Räume unwiederbringlich zer- stört. Trotz des umfangreichen Löschwasseranfalls und einer nachfolgenden dreimonatigen freien Bewitterung kam es glücklicherweise nicht zu einem Wiederaufleben des 1996 fest- gestellten Schwammbefalls. Es wurden im IV. Quartal 1999 etwa 20 Schwammproben zur Vitalitätsprüfung an ein unab- hängiges Labor übergeben. An einer konnte aktiver Befall nach- gewiesen werden. Von Herrn Dr. Sabottka er- fuhren die Seminarteilnehmer Uhr in eindrucksvoller Darstel- lung etwas über den geschicht- lichen Werdegang des klassizi- stischen Gebäudes. Erst zu diesem Zeitpunkt wurden allen deutlich klar, welche prachtvolle Ausstattung im Laufe der Jahr- zehnte, und nicht zuletzt auch durch den Brand, verloren ging. Die nun in Angriff genom- mene Sanierung verlangt, den Echten Hausschwamm ohne Wenn und Aber in allen Berei- chen abzutöten. Es wäre nicht tragbar gewesen, eventuell ver- steckt wachsendes und uner- kanntes Myzel des Echten Haus- schwamms zu übersehen. Um diese Risiken auszuschalten ist dann auch Heißluftbehandlung konzipiert worden. Die anschließende, sehr kontrovers durchgeführte Dis- kussion unter den Praktikern und Fachleuten während und nach der Baustellenbegehung am Nachmittag zeigte einmal mehr den Bedarf nach einer einheitlichen Regelung zur „al- ternativen Schwammbekämp- fung“. Dr. Schümann griff das bereits im März 1999 bei der DGfH installierte Arbeitsthema „Erarbeitung eines Standards Heißluft zur Bekämpfung des Echten Hausschwamms“ auf und machte die Dringlichkeit deut- lich. Die DGfH – Arbeitsgrup- pe, unter Leitung von Dr. Gros- ser, wird die Erkenntnisse aus der vorliegenden Heißluftbe- handlung mit aufgreifen. An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert, dass seit etwa einem Jahr das DIBt ein Forschungsvorhaben „Praxisori- entierte Untersuchungen zur Bekämpfung des Echten Haus- schwamms nach DIN - Vorschrift und alternativen thermischen Verfahren“ fördert. Um die al- ternativen Verfahren (zum Bei- spiel Heißluft, Mikrowelle, Hochfrequenz) durch unabhän- gige Sachverständige in der Praxis begleiten und beurtei- len zu können, bedarf es der Mitarbeit ausführender Firmen. Leider hat sich bis heute noch keine einzige Firma (!), die Mikrowelle oder Hochfrequenz auf dem Markt anbietet, an die- sen Forschungsvorhaben betei- ligt. Deshalb bitten wir alle Fir- men, die alternative thermische Schwammbekämpfungen anbie- ten sich entweder im Institut für Holzforschung in München bei Herrn Dr. Grosser (Tel.: 089/ 21806433) oder beim Fachbe- reichsleiter Holz- und Brand- schutz im DHBV Herrn Flohr (Tel.: 0340/6611884) zu mel- den.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=