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Schützen & Erhalten · Dezember 2018 · Seite 23 Fachbereiche i Schimmelpilze technische Bauteiltrocknung als Erstmaß- nahme empfohlen. Dabei tritt in der Regel mit nur wenigen Bakterien, aber immer fäkalfreies und nährstoffarmes Leitungs- wasser oder abgestandenes Heizungswas- ser aus. Wird schnell reagiert und zeitnah eine technische Trocknung begonnen, kann das Wachstum von Schimmelpil- zen vermieden werden. Solche Maßnah- men sind zum Beispiel eine Estrichdämm- schichttrocknung im Unterdruckverfahren unter Verwendung der notwendigen Fil- tertechnik. Verzögert sich jedoch die In- stallation der Trocknungsanlagen, kann es zu einem mikrobiellen Befall an Bau- teilen und Materialien kommen (5, 6). Wir haben dann den klassischen Schim- melschaden… Sind Bauteile mit Fäkalwasser durch- feuchtet, sind als Erstmaßnahmen vor allem organisatorische Dinge zu regeln, insbesondere die Anforderungen an die Baustellen- und persönliche Hygiene sind strengstens einzuhalten. Auf den Oberflä- chen stehendes Wasser sollte so schnell wie möglich unter Schutzmaßnahmen abgesaugt oder aufgewischt werden. Vorsicht, dass es nicht spritzt und dass Fä- kalkeime nicht durch unbedachte Hand- Mund-Kontakte übertragen werden: Wir haben es hier mit einer Reihe von sehr po- tenten Krankheitserregern zu tun, sodass ein längerer Besuch der Keramikabteilung ein vergleichsweise kleines Übel ist. Mehr dazu in der Tabelle 1. Daher kann es bei Fäkalschäden durchaus Sinn machen, vor den Sanierungsmaßnahmen eine Oberflä- chendesinfektion der überfluteten Bereiche (wenn diese hochdicht und glatt sind, z. B. Fliesen) vorzunehmen. Grundsätzlich sollte der Zugang eingeschränkt und zügig mit der Sanierung begonnen werden (5, 6, 7). Fäkalkeime haben ein großes Gefährdungspotenzial Ist ein Ausbau erforderlich, so sind die potentiellen Gefährdungen abzuschät- zen. Enterokokken, Protozoen und Viren haben ein größeres Gefährdungspoten- zial als Schimmelpilze (Tab 1). Hier sind im Gegensatz zu den Pilzen infektiöse Keimdosen bekannt, d. h. aus der Höhe der Exposition kann ein Infektionsrisi- ko ziemlich genau abgeschätzt werden. Gemäß Biostoffverordnung (BioStoffV) werden Biostoffe entsprechend ihrem Infektionsrisiko in Gruppen eingeteilt. Bei Fäkalschäden treten verstärkt biologi- sche Arbeitsstoffe der Risikogruppe 2 auf. Werden jedoch Infektionserreger der Risi- kogruppe 3 nachgewiesen oder besteht ein begründeter Verdacht einer entspre- chenden Infektion, kann dies zu einer be- Abbildung 1: Nach dem Eintritt von fäkal- haltigem Wasser muss zunächst festgestellt werden, ob nur oberflächliche Verschmut- zungen (a) entstanden sind oder aber Fäkal- wasser z. B. über Randfugen (b) oder Ver- sorgungsschächte (c) in die Baukonstruktion eindringen und die Bauteile durchfeuchten konnte. In einem zweiten Schritt ist ggfs. durch Materialentnahme (d) festzustellen, wie weit sich der Fäkalschaden ausbreiten konnte. Bild 2: Für den Selektivnachweis stehen diverse Nährböden zur Verfügung, die über Farbreaktionen Escherichia coli, Gesamtcoliforme und Begleitflora anzeigen können wie VRBD-Agar, Laktose-TTC-Agar oder der seit 2016 in der TrinkwV empfohlene Chromocult- Agar (b) mit blauen Kolonien von Escherichia coli und pinkfarbenen Gesamtkoliformen a a c b b d

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