S&E Glossary
Schützen & Erhalten · Dezember 2018 · Seite 24 nen bei Maßnahmen der Trocknung und Biozidbehandlung sog. Endotoxine freiset- zen. Das passiert, weil diese im Gegensatz zu gram-positiven (wie Bacillus spp. ) keine Sporen bilden können. Also zerfallen sie recht schnell und die Bruchstücke ihrer Zellwände können als Endotoxine sog. inflammatorische Prozesse (Entzündungs- reaktionen) auslösen. Endotoxinbelastete Aerosole gelten als Ursache akuter und chronischer Erkrankungen, zum Beispiel Organic Dust Toxic Syndrome (ODTS) und chronische Bronchitis [8], die auch als Be- rufserkrankungen anerkannt sind. Zusätz- lich sind die sensibilisierenden Wirkungen von Mikroorganismen unabhängig vom Infektionspotenzial in der Gefährdungs- beurteilung zu berücksichtigen. Typisch hierfür sind Mischexpositionen mit einer Vielzahl allergener und toxischer luftge- tragener Komponenten der Bakterien, Schimmelpilze oder Zellwandbestandteile abgestorbener Mikroorganismen. Besonderes Augenmerk auf den Arbeitsschutz legen Beim Umgang mit Fäkalschäden muss da- her besonderes Augenmerk auf den Ar- beitsschutz gelegt werden. Unerlässlich ist die Gefährdungsbeurteilung vor Ort. Aus ihr ergibt sich, welche Maßnahmen für den Umgebungsschutz einzurichten sind, welche persönliche Schutz-Aus- rüstung (PSA) den Sanierungsfachkräf- ten zur Verfügung gestellt werden muss und welche Betriebsanweisungen aus- gegeben und ausgehängt werden müs- sen. Im Speziellen greifen hier unter an- derem die DGUV Information 201-028, TRGS 500, TRBA 220 und TRBA 500 [9, 10, 11]. Die TRBA 220 führt zum Beispiel häufige Aufnahmewege von Fäkalkeimen bei einer Sanierung auf: – – Aufnahme über den Mund durch Spritzer, durch jeglichen Hand-Mund- Kontakt auch über kontaminierte Kleidung oder persönliche Schutz- ausrüstung sowie durch verunrei- nigte Nahrungsmittel, durch Essen, Trinken und Rauchen und durch Schnupfen ohne vorherige Reinigung der Hände, – – Aufnahme über die Atemwege (inhalativ) durch Bioaerosole, zum Beispiel Tröpfchen und Stäube, Fachbereiche i Schimmelpilze Abbildung 3: Bunte Mischung − beim Fäkalschaden kann ein munteres Treiben beobachtet werden. Nachweisbar sind a - Nematoden (Fadenwürmer), b - Wimperntierchen, c - Pro- tozoen, d - Amöben und e - Hefen, später auch f - Actinomyceten, g - Schimmelpilze und h - natürlich jede Menge Bakterien (Direktmikroskopie von Estrichdämmschichtproben; Olympus IX 51, UV-Anregung nach DAPI-Färbung bei 400facher Vergrößerung bzw. Hell- feldabbildung) sonderen Gefährdung für den Menschen führen. Wer bei beruflichen Tätigkeiten regelmäßig mit Fäkalkeimen in Kontakt kommt, sollte sich daher präventiv gegen Hepatitis impfen lassen. Tätigkeiten im Zusammenhang mit Infektionskrankhei- ten, die durch Krankheitserreger der Risi- kogruppe 4 ausgelöst werden, sind nach bisherigem Kenntnisstand nicht bekannt. Neben der infektiösen Wirkung müs- sen genau wie bei Schimmelpilzen mögli- che toxische Wirkungen bewertet werden. Gerade die bei einem Fäkalschaden domi- nierenden gram-negativen Bakterien kön- a c e g b d f h
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