S&E Glossary

Sensibilisierung und Allergien Was oftmals als Weicheierei abgetan wird, sind die sog. Befindlichkeitsstörungen. Das sind z. T. unspezifische Körperreaktionen auf nicht- toxische und nichtinfektiöse Belastungen, die auch auf psychischen Wege Erkrankungserschei- nungen auslösen können. Dazu zählen Gerüche, die als Belästigung empfunden werden oder auch Ekelgefühle, die dauerhaft zu einer Störung der Gesundheit führen können. Dazu muss es sich nicht im eigentlichen Sinne um gefährdende Stoffe handeln (7). Beim Kontakt mit Schimmelpilzen, Bakterien oder Milbenkot kann es zudem zu einer Sensi- bilisierung kommen, d. h. der Körper wird nach einem Erstkontakt mit dem Allergen in erhöhte Abwehrbereitschaft versetzt und merkt sich diesen Zustand. Allerdings so, dass daraus eine fehlgeleitete spezifische Immunantwort aufge- baut wird. Bei einem erneuten Kontakt kann es dann zu einer allergischen Reaktion kommen, die sich unmerklich oder auch bis hin zum al­ lergischen Schock manifestieren kann. Um sen- sibilisiert zu werden, muss der Körper also ein erstes Mal die Spore oder Pilzbestandteile als Feindbild ausmachen. Im Nachhinein ist nicht auszumachen, wann denn dieser so wichtige Erstkontakt stattgefunden hat. Es kann beim ersten Kontakt mit einer Spore passiert sein, aber auch beim zehnten oder hundertsten Kon- takt. Auch äußere Einflüsse oder Stress können den Erstkontakt begünstigen. Daraus kann man schon mal ableiten, dass diejenigen, die häufig mit Schimmelpilzen zu tun haben, gute Chan- cen auf den auslösenden Erstkontakt haben. Hat man sich erarbeitet, quasi. Hat eine Sensibilisierung stattgefunden, kann im Folgenden eine Allergie entwickelt werden. Eine Allergie ist eine Immunreaktion des Körpers auf nicht-infektiöse Fremdstoffe (Antigene bzw. Allergene). Der Körper reagiert mit Entzündungs- zeichen und der Bildung von Antikörpern (An- tigen-Antikörper-Reaktion). Eine Allergie kann sich in Form von leichten Hautausschlägen, aber auch in lebensbedrohlichen Reaktionen manife- stieren (anaphylaktische allergische Reaktion). Allergien können in 4 Typen auftreten. Da- von sind im Wesentlichen die Typen I, III und selten IV bei Schimmel- und Feuchteschäden relevant. Die Typ-I-Allergie wird auch als Aller- gie vom Soforttyp bezeichnet und ist die häu- figste Allergieform. Innerhalb von Sekunden oder Minuten tritt die allergische Reaktion ein. Typisches Beispiel für diesen Allergie-Typ ist das allergische Asthma. Die Typ-III-Allergie nennt man auch Immunkomplex-Typ oder Arthus-Typ. Hier bilden sich innerhalb von Stunden Immun- komplexe von Antikörpern und Antigenen, die allergische Reaktion tritt um Stunden verzö- gert ein. Typisches Beispiel hierfür ist die sog. Farmer-Lunge. Bei der Typ-IV-Allergie (Spättyp) führen sensibilisierte T-Lymphozyten erst nach Stunden bis Tagen zu Entzündungsreaktionen, die auf den Ort des Allergens beschränkt sind. Fachbereiche Schimmelpilze Infektion Intoxikation Allergie Definition Invasiver Befall von Organen Vergiftung durch Stoff- wechselprodukte Fehlgeleitete Immun­ reaktion auf nichttoxische oder nichtinfektiöse Bestandteile Verursacht durch Lebensfähige Sporen und Zellen Mycotoxine Alle Bestandteile Voraussetzung – vitale Zellen notwendig – Immunsuppression – Eintrittspforte – Mindestkonzentrationen – Aufnahmepfad oral oder dermal – Vitalität nicht notwen- dig – auslösendes Moment Sensibilisierung not­ wendig Folgen für den Organismus – Wachstum innerhalb des Gewebes mit schlechter Prognose (letaler Aus- gang) – Lokal beschränkte nichtinvasive Befalls­ herde ohne Effekte – Zellschäden – Fruchtschäden – Schäden am ZNS – Schäden an DNS – Enzymblockaden – Letaler Ausgang möglich – heuschnupfenartige Symptome – EAA – MMI – anaphylaktischer Schock Gefährdete Personen bei Schimmelschäden – Immunsupprimierte – Frühchen – Kinder mit Mukovis­ zidose – bei Schimmelschäden im Innenraum unwahr­ scheinlich – bei Sanierungsmaßnah- men zu berücksichtigen (ODTS) – abhängig von der Exposition, Konstitution können alle Personen- gruppen sensibilisiert werden – insbesondere Sanierer und im beruflichen Umfeld (EAA) Schützen & Erhalten · September 2015 · Seite 26 Bild 1: Strukturformeln diverser Mykotoxine, die sehr viel häufiger als Kontaminanten in Lebensmitteln auftreten, als dass sie im Schimmelschaden in Erscheinung treten. (Homepage des Instituts für angewandte Biochemie der Technischen Universität Wien) Tabelle 2: Zusammenfassende Darstellung möglicher Gesundheitsgefährdungen durch Schimmelpilze

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