S&E Glossary

verdünnt). Jetzt muss mit entsprechenden Vor- richtungen dafür Sorge getragen werden, dass die eingeblasene warme Luft sich möglichst gleich- mäßig überall verteilt. Das wird mit Folien, mit Verkleidungen und mit zusätzlichen Schläuchen vorgenommen. Hier sind sehr unterschiedliche Methoden möglich. Schwierig wird es im Traufbereich. Hier kommt häufig durch die Sogwirkung kalte Luft in das Gebäude, besonders dann, wenn dieser Bereich nicht zusätzlich außen abgedichtet wird. Ein anderes Verfahren ist, heiße Luft von mehreren 100 °C direkt aus einer Verbrennung mit blauer Flamme mit kalter Luft in einen gro­ ßen Behälter zu mischen und dann ein Verbren- nungsluft-/Frischluft-Gemisch mit etwa 120°C in das Gebäude einzuleiten. Diese Methode wird auch von einigen Firmen betrieben. Auch hier wird im gleichen Verhältnis, wie zuvor benannt, Feuchte in das Gebäude eingeleitet. Es gibt nur sehr wenige Heißluftanwender, die eine geregelte Rauchgasführung in ihren Ge- räten eingebaut haben. Das sind meist leistungs- fähige Brenner, die auf einem Anhänger oder einem kompletten Lastwagen installiert sind. Erkennbar sind solche Vorrichtungen daran, dass an den Gehäusen ein Schornstein aufsteigt, aus dem die Verbrennungsluft entweicht. Über einen Wärmetauscher wird frische Luft aufgeheizt und in das Gebäude eingeleitet. Bei dieser Methode wird kein Wasser zugeführt. Soll Hausschwamm z. B. in einem Fach- werkhaus bekämpft werden, ist die Funktion noch einigermaßen einleuchtend. Durch die Hitzeentwicklung, ähnlich der Heißluftmetho- de zur Bekämpfung von Insekten, werden das Holz und die Ausfachungen aufgeheizt und der Hausschwamm abgetötet. Je nach verwendeter Heißluftmethode wird zusätzlich eine Trocknung herbeigeführt. Häufig wird hier das Argument gebracht, dass mit einer Heißluftanwendung Steine nicht aufgeheizt werden können. Das ist dem Grunde nach falsch. Ob ein Stein oder ein Mauerwerk warm wird, hängt davon ab, wie lange die Wärme einwirken gelassen wird. So ist z.B. bei einer 24 cm dicken Ziegelsteinwand eine Erwärmung im Kern der Wand auf 80°C möglich, wenn über 3–4 Tage Luft von 120°C diese Wand umgibt. Handelt es sich nur um eine einzelne Wand, ist das mit Si- cherheit unwirtschaftlich. Handelt es sich aber um ein z. B. dreige- schossiges Gebäude, in dem über die gesamte Höhe des Gebäudes Hausschwamm gewachsen ist und nur an einigen Stellen eine Holzbalkendecke stärker geschädigt ist (ansonsten Betondecken neu), dann lässt sich das rechnen. Das Gebäude wird eingepackt und mit Heißluft erwärmt. Hier wird vom Verfasser die Methode mit getrennter Rauchgasführung bevorzugt. Durch die Erwär- mung wird gleichzeitig die Wand getrocknet und das Ergebnis ist nach etwa zwei Wochen Heizen ein trockenes Haus, ein abgetöteter Schwamm, getrocknete Holzbalken und die Möglichkeit so- fort weiterzuarbeiten, ohne eine Trocknung der Bohrlochtränkung vornehmen zu müssen. Eine Hausschwammsanierung in einem Zie- gelsteingebäude nach dieser Methode hat der Verfasser noch nicht durchführen lassen. Hier gibt es ja auch die Möglichkeit, über das Ver- meiden von Holz in der Wand die ganz normale Technik des Aushungerns anzuwenden. Zwar ist davon die Wand erst einmal nicht trocken, aber auch der Hausschwamm hat ohne Holz keine Chancen zu leben. Bei Fachwerkhäusern wurde diese Methode schon mehrfach vom Verfasser empfohlen und auch bauaufsichtlich begleitet. Natürliche Austrocknung durch Zugluft Diese Methode benötigt sehr viel Zeit und kann überall dort eingesetzt werden, wo eine Nutzung des Gebäudes nicht ansteht. Das sind in aller Regel Baudenkmäler. Empfohlen wurde dieses Verfahren an meh- reren Kleinobjekten, bei denen keine Nutzung anlag. Prominentestes Objekt ist das Schloss Tür- nich bei Kerpen. Hier war das Dach undicht und es wuchs Schwamm. Da der Stadt ohne Nutzungs- konzept die sofortige Sanierung des Gebäudes zu aufwendig war, sollte nur gesichert werden, dass der Hausschwamm nicht weiterwächst. Es wurde eine Methode gesucht, die die Wandtrock- nung einleitet, ohne dass dafür größere Aufwen- dungen notwendig sind. Verwendet wurde ein Computer, der die Au- ßenluftfeuchte und Temperatur misst und im Innenbereich die Wandtemperatur und die Luft- feuchte. Ergibt sich aus diesen Werten ein Trock- nungseffekt, steuert der Computer Servos an, die die Fenster öffnen. Das funktioniert Sommer wie Winter, Tag und Nacht. Eine solche Messeinrich- tung für dieses Schloss mit ca. 20 Servos koste- te ungefähr 20.000Euro + Unterhaltskosten, die nicht näher bekannt sind. Das Ergebnis ist nach fünf Jahren, dass der Hausschwamm aufgehört hat zu wachsen und sich nicht weiter ausbreitet. Die Außenwand- stärke liegt zwischen 24 und 80 cm, je nach- dem in welchem Geschoss die Wand betrachtet wird und ob es sich um Fensternischen handelt. Letztendlich ist diese Methode auch eine reine Austrocknungsmethode, wobei aber hier die Zugluft verwendet wird, um die Trocknung langsam vorzunehmen. Nachteilig ist bei dieser Methode, dass diese Arthrosporen in der Wand gebildet werden kön- nen. Vorteil ist, dass nur sehr geringe Kosten auftreten. Wenn dann eine Nutzung für das Ge- bäude feststeht, kann entsprechend geprüft wer- den, ob es noch Aktivitäten des Hausschwamms gibt und ggf. können dann weitere Methoden angewendet werden. Wandtemperierung Die ersten Versuche in dieser Richtung mit Hausschwamm wurden bei einer Stuckdecke im Jagdschloss in Wabern durchgeführt. Das war 1993. Seinerzeit wurde ein Zwickel erwärmt, um im Winter Kondensat zu vermeiden. Raumseitig handelte es sich um das Stuckgewölbe des Jagd- saals, also ein sehr wichtiges Zeitdokument in diesem Gebäude. Daraus entwickelten sich verschiedene Va- rianten der Wandtemperierung. Einmal ist es möglich, mit der Wandtemperierung das Wasser soweit wegzudrücken in der Wand, dass wieder Holz eingelegt werden kann. Gerade bei dicken Bruchsteinwänden ist das sinnvoll, wenn dort wieder Holzbalken sichtbar bleiben müssen. Die Wandtemperierung funktioniert aber auch bei Fachwerkhäusern und ganz normalen Ziegelsteinwänden, wie in Schloss Gamehl bei der Sanierung 2006/2007 umgesetzt. Damals wurde auch ein erheblicher Hausschwammbe- fall in den Ziegelsteinwänden vorgefunden und es war aus wirtschaftlicher Sicht nicht mög- lich, hier das Regelverfahren einzusetzen. Aus diesem Grund wurde mit der Wandtemperierung die Feuchtigkeit aus der Wand herausgedrückt (der Taupunkt liegt auf der Wandoberfläche der Außenseite) und damit dauerhaft die Wand ge- trocknet. Der Hausschwamm ist dort nicht wie- der aktiv aufgetreten. Aus der Sicht des Verfassers ist diese Metho- de aber noch ausbaufähig. Gerade im Hinblick auf die energetische Sanierung alter Häuser ist die Wandtemperierung oder auch die Wandhei- zung zur Erzeugung von trockenen Bauteilen ideal geeignet. Durch die Trocknung wird auch Fachbereiche Sachverständige Die Bekämpfung von Hausschwamm mit Mikrowellen auf einem Fachwerkholz. Schützen & Erhalten · September 2014 · Seite 21

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